Insgesamt 20 Welpen der am Wochenende bei Bad Reichenhall gestoppten illegalen Transporte mit über 220 Tieren sind im Tierheim Berganza untergekommen. Vorläufig werden sie wohl bleiben können, aber sie befinden sich in Quarantäne oder auf der Krankenstation.
Ein "paar tausend Euro" kotzen sich die Seele aus dem Leib und zittern um ihr Leben. Das hat bis jetzt gerade mal wenige Wochen gedauert und könnte schnell zu Ende sein. Dann, wenn Snoopy, Milo, Soraya und wie sie alle hier getauft wurden, wieder dorthin müssten, von wo sie Tausende Kilometer durch Europa gekarrt wurden. Die Drei stammen aus einem illegalen Welpen-Massentransport, der vergangenen Freitag bei Bad Reichenhall erwischt wurde. Drei von 20 jungen Hunden, die im Bamberger Tierheim in Quarantäne sitzen; drei von über 220, die letzte Woche gerettet wurden. Vorläufig.
Denn wie Liebhard Löffler, Vorsitzender des Bamberger Tierschutzvereins erklärt, hatten die Eigentümer eine vorläufige Verfügung erwirkt. Auch die des Transportes aus Ungarn. Insgesamt geht es um über 100 000 Euro. Damit man mit einem Rassetier angeben kann, aber nicht den üblichen Preis von weit über 1000 Euro zahlen muss, begeben sich etliche auf Schnäppchenjagd übers Internet, wo die Modehunde oft zu einem Viertel des Preises angeboten werden.
Deswegen wurden Snoopy, Milo und Soraya schon mit vier Wochen von der Mutter getrennt. Das dürfte eigentlich, so Tierheimleiterin Elke Pohl vielleicht ab zehn Wochen passieren. Eingeführt werden dürfen Hunde erst ab 15 Wochen, weil sie da den vorgeschriebenen Tollwut-Schutz haben. Gegen Tollwut geimpft werden können sie mit zwölf Wochen. Die fehlende vorgeschriebene Impfung ist auch der Grund, warum die Tiere erst einmal beschlagnahmt werden können. Die hohe Zahl vom Wochenende war bisheriger trauriger Rekord und eine riesige Herausforderung für die Tierheime in Bayern.
Hilfe selbstverständlich
"Klar, dass wir geholfen haben, denn das ist nur zu schaffen, wenn alle zusammenhelfen", so Löffler. Freilich bringt das diese Einrichtungen an die Grenzen der Belastbarkeit. Gerade die ganz jungen Hunde haben einen deutlich erhöhten Betreuungsaufwand, müssen oftmals alle paar Stunden gefüttert werden. Und sie müssen in Quarantäne. Das heißt sie dürfen nicht nach draußen. Wobei Elke Pohl sich sicher ist, dass noch keiner dieser Welpen jemals Gras unter der Pfote hatte.
Das wird sobald wohl nicht der Fall sein, schon weil Tierheimärztin Ursula Hanss äußersten Wert auf die Einhaltung aller Vorschriften und gesetzlichen Vorgaben legt. So nimmt sich das Personal extra Zeit, um den Kleinen wenigstens immer wieder Streicheleinheiten zukommen zu lassen. "Da lassen die lieber ihr Futter stehen und kuscheln", weiß Elke Pohl. Vorausgesetzt, sie sind dazu in der Lage. Bislang habe man alle 20 Welpen durchbringen können, zeigt sich die Tierheimärztin zufrieden. Aber bis sichergestellt ist, dass sie keine ansteckenden Krankheiten mitgebracht haben, werden noch ein paar Wochen vergehen.
Zumindest, so hat der Tierschutzbund gestern bei Umweltministerin Scharf erwirken können, müssen sie im Moment nicht wieder zurück. Damit lässt Löffler die Politik nicht aus der Pflicht. Es müssten europaweit Regelungen geschaffen werden, dass solche Transporte unterbunden werden. Am effektivsten wäre es freilich, wenn der Markt für solche "Billig"-Welpen ausgetrocknet würden, wenn es keine Nachfrage mehr geben würde.
Löffler zitiert da den bekannten Hundeflüsterer Martin Rütters: Für ein Auto besucht man viele Händler, einen Welpen bestellt man im Internet und dabei handelt es sich doch um ein Lebewesen.
Die stehen für den Tierschutzverein im Mittelpunkt, der seine neuen, teueren Gäste erst einmal aufgenommen hat und nicht weiß, wer für die Kosten aufkommt. Gut machen kann man freilich eines nie wieder: die Chance, die Snoopy, Milo und Soraya auf einen guten Start ins Hundeleben. Denn sie werden wohl für immer traumatisiert bleiben.