Quietschbunte Anhänger oder Toiletten und Gummistiefel als Figuren: Wer mag, kann sich am Christbaum so richtig austoben. Neu erfunden wird das Schmücken aber nicht. "Modetrends kommen und gehen", weiß Michael Ritter vom Landesverein für Heimatpflege.
Opa Hoppenstedt ahnte es schon 1978: Lametta hat auf deutschen Weihnachtsbäumen keine Zukunft. Fast vierzig Jahre später ist der berühmte Satz aus dem Loriot-Sketch ("Früher war mehr Lametta") aktueller denn je: Als letzter verbliebener Produzent hat das fränkische Unternehmen "Riffelmacher & Weinberger" das Produkt im Herbst aus dem Sortiment genommen.
Michael Ritter vom Bayerischen Landesverein für Heimatpflege überrascht das wenig. "Modetrends kommen und gehen", sagt der Experte. Auch im 20. Jahrhundert hätten viele Stile die Bäume verziert und seien wieder verschwunden. "Wer erinnert sich denn noch an die Drahtgestelle oder die Watte- und Pappdekorationen?" Das Schmücken des Christbaums sei von jeher vom Zeitgeist geprägt gewesen - teilweise auch mit geschmacklosen Elementen. So wurden beispielsweise in der Nazizeit Kugeln mit Hakenkreuzen verziert.
Quietschbunte Anhänger
Bis Mitte des 20. Jahrhunderts hingen Nüsse, Äpfel, Naschwerk und Holzspielzeug an Tanne und Fichte. Danach kam der gläserne Christbaumschmuck. Heute geht der Trend eher wieder zur klassischen Schlichtheit. Allerdings toben sich die Deutschen auch immer wieder kreativ aus. Quietschbunte Anhänger und Kugeln oder Gurken, Radios und Gummistiefel als Figuren: "Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt", sagt Ritter.
Fakten und Trends am Weihnachtsbaum
Weil Jahr für Jahr immer mehr Absurditäten auf den Markt kommen, widmet das Archiv des Museums für Thüringer Volkskunde in Erfurt dem Thema bis Ende Januar 2016 sogar eine Ausstellung. Der passende Titel: "Schönes, Skurriles und Scheußliches zur Weihnachtszeit". Präsentiert wird unter anderem eine Katze mit übergroßem Kopf und roter Schleife. "Alles Geschmacksache", findet die Kuratorin des Hauses, Iris Höfer.
Wer schon zu Beginn des Jahres wissen will, was Ende des Jahres am Baum hängen sollte, der muss nach Frankfurt schauen. Dort werden auf der "Christmasworld" alljährlich die Trends des kommenden Winters präsentiert (nächste Messe: 29. Januar bis 2. Februar 2016).
Eisbär hoch im Kurs
Für 2015 prophezeiten die 924 Aussteller aus 42 Ländern neben Klassikern wie rote Kugeln mit goldenen Sternen: natürliche Materialien, Fell, Federn und tierische Motive. Besonders der Eisbär steht hoch im Kurs, außerdem Pinguine, Katzen, Vögel, Eulen und Eichhörnchen.
Dass immer mehr Deutsche immer früher mit dem Schmücken starten, findet Michael Ritter übrigens nicht ungewöhnlich. "Wir begegnen pompös geschmückten Bäumen ja praktisch an jeder Ecke. Da werden Erwartungen geweckt."
Ritter selbst lässt sich davon nicht anstecken. Bei ihm zu Hause wird der Baum immer erst am 23. Dezember verziert. "Ich finde, der Zauber des Besonderen sollte erhalten bleiben."
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