Wuchshüllen sollen den Waldbesitzern bei der Aufforstung von Kiefern-Monokulturen helfen. Vor dem Hintergrund des Klimawandels sollen die Wälder robuster werden. Doch die Sache ist nicht billig.
Zu einer Wissenschaft ist die Bewirtschaftung der heimischen Wälder zwar noch nicht geworden. Allerdings fordert der Klimawandel nicht nur das Beschreiten neuer Wege in Sachen Energie - auch Wälder soll es in Zukunft geben, die robust genug sind, um Temperaturschwankungen auszuhalten. Wie groß die Sorgen der Waldbesitzer dabei sind, zeigte die sehr große Zahl von Teilnehmern bei einem forstlichen Schulungstag der bayerischen Forstverwaltung im Wald zwischen Hohenpölz und Laibarös. Trotz Regen und Kälte waren etwa 80 Teilnehmer gekommen.
Doch die Suche nach der optimalen Lösung ist so einfach nicht. "Wir jagen hinter dem Wald her wie die Ritter der Tafelrunde hinter dem heiligen Gral", gebrauchte Forstdirektor Hans Schmid einen bildhaften Vergleich. Ein Beispiel: Mit so genannten Wuchshüllen wurde in den vergangenen Jahren versucht, neu angepflanzte Kulturen vor Verbiss von großen und kleinen Tieren zu schützen.
Siegfried Pfeufer, Waldbesitzer aus Königsfeld, machte damit aber nicht nur gute Erfahrungen. Für kleine Nadelbäume erwiesen sich die "Schutzmäntel" aus einem verrottenden Material als untauglich. "Wegen des Schutzes treiben die Bäumchen im Frühjahr zu bald aus und sterben dann ab." Und kleine Buchen zum Beispiel gingen an Pilzbefall zugrunde.
Deshalb habe man die Wuchshüllen vergrößert und mache damit jetzt sehr gute Erfahrungen, sagt Pfeufer weiter. "Es wachsen 50 Prozent mehr Bäume an als ohne die Hüllen, und die Pflanzen wachsen auch etwa um ein Drittel schneller", ist seine Erkenntnis mit dem verbesserten Modell. Das "Mikroklima" bekomme den nachwachsenden Bäumen auf dem Jura sehr gut. "Für uns ist das eine richtige Entscheidung."
Rund 10.000 Euro für einen Hektar Kiefernwald Die allerdings nicht billig ist.
Etwa 10.000 bis 12.000 Euro, schätzen die Beteiligten, kostet es, ein Hektar Kiefernwald mit jungen Laubbäumen so zu durchsetzen, dass für zukünftige Generationen ein widerstandsfähiger Mischwald entsteht. Etwa drei bis 3,50 Euro kostet eine Baumpflanze samt Wuchshülle, für ein Hektar werden etwa 3500 Stück gebraucht. Und davon profitieren kann vielleicht erst die übernächste Generation.
Hauptproblem dabei ist der Grasboden in den Kiefernbeständen. "Gras - Maus - aus" ist längst ein geflügeltes Wort bei den Forstleuten geworden, denn im Grasboden verjüngt sich der Wald nicht mehr auf natürliche Weise selbst. "Gras ist unser größter Feind", sagt auch Revierförster Michael Bug.
Gezeigt wurden deshalb verschiedene Pflanzverfahren, die Qualität der Wurzelentwicklung und vor allem: Das Austrocknen von Waldpflanzen ist zu vermeiden.
"Schon eine Stunde Liegezeit kann genügen, um eine Waldpflanze austrocknen zu lassen." Schließlich müsse eine Waldpflanze 100 Jahre stehen, sagt Förster Michael Bug.
Um robusten Mischwald zu erhalten, werden vor allem Buchen dazugepflanzt, aber auch Edellaubhölzer wie Ahorn oder Kirschen. Doch auch hier ist man vor Überraschungen nicht gefeit. "Plötzlich hat es ein Triebsterben bei den Eschen gegeben, das sich niemand erklären konnte", sagt der Waldbauer Norbert Böhmer.
Unbekannter Schädling Inzwischen vermute man einen neuen, bisher unbekannten Schädling, der vielleicht durch den Klimawandel in unsere Breiten vorgedrungen ist. "Wir wissen natürlich nicht, was in 50 Jahren einmal sein wird", sagt dazu Forstdirektor Hans Schmid.
"Deshalb gilt es, den Wald auf eine möglichst breite Basis zu stellen." Einen Grund, "nervös zu werden", sieht der Forstmann nicht. "Fünf bis zehn Prozent der Bäume übersteht erfahrungsgemäß jede neuartige Epidemie von Schädlingen. Dieser resistente Teil kann überleben und wird auch in Zukunft für Wald sorgen."
Durchaus zufrieden ist Michael Bug mit den Erzeugnissen der heimischen Baumschulen. "Das ist gute Qualität und reicht von der Menge her in normalen Jahren aus." Für die richtige Standortwahl gebe es inzwischen eine flächendeckende Kartierung.
Für die Gemeinde Königsfeld hieß Bürgermeisterin Gisela Hofmann die Teilnehmer willkommen. Mehrere "Schwedenfeuer" sorgten in der herbstlichen Kühle dafür, dass niemand frieren musste.