Vorm Aussterben bewahren: die Konzertina

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Zwei, die ganz schön Zug haben: Aaron Jakob aus Bayreuth und sein Opa Günter Fröba aus dem Frankenwald spielen Konzertina. Diana Fuchs
Zwei, die ganz schön Zug haben:  Aaron Jakob aus Bayreuth und sein Opa Günter Fröba aus dem Frankenwald spielen Konzertina.  Diana Fuchs
An Günter Fröbas 65. Geburtstag zog Klein-Aaron schon an der Konzertina. privat
An Günter Fröbas 65. Geburtstag zog Klein-Aaron schon an der Konzertina.  privat
 
Aarons Noten.Diana Fuchs
Aarons Noten.Diana Fuchs
 
Was für ein cooles Duo!Diana Fuchs
Was für ein cooles Duo!Diana Fuchs
 
 
 
 
 
Zwei, die ganz schön Zug haben: Aaron Jakob aus Bayreuth und sein Opa Günter Fröba aus dem Frankenwald spielen Konzertina. Diana Fuchs
Zwei, die ganz schön Zug haben:  Aaron Jakob aus Bayreuth und sein Opa Günter Fröba aus dem Frankenwald spielen Konzertina.  Diana Fuchs
 
 
 
 
 
 
 
 
Bild links: An Günter Fröbas 65. Geburtstag zog Klein-Aaron schon an der Konzertina. Bild rechts: Annette Fröba notiert, wann Musikaufnahmen ihres Mannes im Radio zu hören sind. Sie hat schon anderthalb Hefte voll.
Bild links: An Günter Fröbas 65. Geburtstag zog Klein-Aaron schon an der Konzertina. Bild rechts: Annette Fröba notiert, wann Musikaufnahmen ihres Mannes im Radio zu hören sind. Sie hat schon anderthalb Hefte voll.
 
Opa und Enkel spielen gemeinsam. Diana Fuchs
Opa und Enkel spielen gemeinsam. Diana Fuchs
 
Opa und Enkel spielen gemeinsam. Diana Fuchs
Opa und Enkel spielen gemeinsam. Diana Fuchs
 
Bild links: An Günter Fröbas 65. Geburtstag zog Klein-Aaron schon an der Konzertina. Bild rechts: Annette Fröba notiert, wann Musikaufnahmen ihres Mannes im Radio zu hören sind. Sie hat schon anderthalb Hefte voll.
Bild links: An Günter Fröbas 65. Geburtstag zog Klein-Aaron schon an der Konzertina. Bild rechts: Annette Fröba notiert, wann Musikaufnahmen ihres Mannes im Radio zu hören sind. Sie hat schon anderthalb Hefte voll.
 
In Franken gibt es ein Instrument, das andernorts niemand kennt: die Konzertina. Aaron Jakob aus Bayreuth und sein Opa Günter Fröba aus dem Frankenwald ziehen und drücken, was das Zeug hält.
In Franken gibt es ein Instrument, das andernorts niemand kennt: die Konzertina. Aaron Jakob aus Bayreuth und sein Opa Günter Fröba aus dem Frankenwald ziehen und drücken, was das Zeug hält.
 
In Franken gibt es ein Instrument, das andernorts niemand kennt: die Konzertina. Aaron Jakob aus Bayreuth und sein Opa Günter Fröba aus dem Frankenwald ziehen und drücken, was das Zeug hält.
In Franken gibt es ein Instrument, das andernorts niemand kennt: die Konzertina. Aaron Jakob aus Bayreuth und sein Opa Günter Fröba aus dem Frankenwald ziehen und drücken, was das Zeug hält.
 
Konzertinas gibt es in verschiedenen Größen und Ausführungen. Diana Fuchs
Konzertinas gibt es in verschiedenen Größen und Ausführungen. Diana Fuchs
 
Opa und Enkel spielen gemeinsam. Diana Fuchs
Opa und Enkel spielen gemeinsam. Diana Fuchs
 
Opa und Enkel spielen gemeinsam. Diana Fuchs
Opa und Enkel spielen gemeinsam. Diana Fuchs
 
Opa und Enkel spielen gemeinsam. Diana Fuchs
Opa und Enkel spielen gemeinsam. Diana Fuchs
 

In Franken gibt es ein seltenes Instrument: die Konzertina. Aaron Jakob aus Bayreuth und sein Opa Günter Fröba aus dem Frankenwald spielen sie.

N otenblätter? Braucht er nicht. Zum Glück. Denn mittlerweile sind Günter Fröbas Augen nicht mehr die allerbesten. Da ist es praktisch, dass die Töne seit jeher im Gedächtnis des Teuschnitzers gespeichert sind.

"Ich hör' jeden falschen Ton!", sagt der Frankenwälder und beginnt, das faltige Instrument auf seinem Schoß auseinanderzuziehen. Gleichzeitig rennen seine Finger an beiden Seiten über Knöpfe, rechts für die Melodie, links für Bass und Begleitung. Schon ertönt ein alter Cowboy-Schlager. Fröba schließt die Augen, zieht, drückt und grinst. "Des is 'Tabak & Rum', des kennt Ihr Jungen nimmer", sagt er in die Runde, während er das Instrument wieder zusammenschiebt. Jetzt ist er in seinem Element. Der 80-Jährige ist Konzertina-Spieler mit Leib und Seele, Herz und Hirn. Einer der Letzten seiner Art. Die Konzertina ist vom Aussterben bedroht.
Doch es gibt Hoffnung: Günter Fröbas Enkel Aaron zum Beispiel. Er spielt auch - aber nach Noten beziehungsweise Knopfzahlen. "Das ist das Schlimme, dass er Noten braucht", meint sein Großvater kopfschüttelnd. Aaron lacht. "So is' mein Opa. Er kann alle Stücke auswendig und er ist ein strenger Lehrer." Trotzdem - oder vielleicht gerade deshalb - hat der Enkel seit jeher das musikalische Talent des früheren Sängers der "LaPalomas" bewundert und wollte ihm nacheifern. "Wenn wir zu Besuch waren, hat der Opa mir immer Unterricht gegeben. Wir haben mit leichten Stücken angefangen, bei denen ich nur einen Ton drücken musste", erzählt der 17-jährige Abi-turient, der mit seinen Eltern in Bayreuth wohnt. "Dann haben wir das Niveau immer mehr gesteigert." Günter Fröba ergänzt: "Das Schwierige und auch Gefährliche an Konzertinas ist, dass beim Drücken ein anderer Ton kommt als beim Ziehen. Und dass man mehrere Töne kombinieren kann."

Konzertinas sehen Akkordeons zwar ähnlich, aber es gibt Unterschiede im Aufbau. Bei beiden entsteht der Ton, indem der Luftstrom elastische, am Rahmen befestigte Metallzungen in Schwingung versetzt. Anders als beim Akkordeon wird bei der Konzertina aber, vereinfacht gesagt, stets nur ein Ton erzeugt. Das heißt: Auf der Konzertina muss man immer drei oder mehr Knöpfe zugleich drücken, damit ein Akkord erklingt.

"Konzertina ist schwieriger zu spielen als Schifferklavier", findet Fröba, der gut sieben Jahrzehnte Konzertina-Erfahrung hat. Vor 15 Jahren - damals war Aaron gerade zwei - feierte Günter Fröba 65. Geburtstag und wollte für sich und seine Gäste ein Ständchen spielen. Zuvor rückte er einen Stuhl neben sich zurecht, setzte Aaron drauf und legte dem Buben seine kleinste Konzertina auf den Schoß. Aaron zog feste nach rechts und links - und hatte sichtlich Freude, wie Fotos beweisen.
Als Aaron sechs Jahre alt war, schenkte der Opa ihm etwas ganz Besonderes: die Konzertina, die er viele Jahrzehnte zuvor ebenfalls von seinem Großvater bekommen hatte. "Bei mir war das damals so: Die Langenbacher haben immer Konzertina gespielt", erinnert sich Günter Fröba. Da sein Großvater aus Langenbach kam, wollte er auch seinen Enkel in die Geheimnisse des typisch fränkisch-sächsischen Kulturguts einweihen. "Damals kam ein Lehrer immer zu uns heim und hat mich unterrichtet."
Die Leidenschaft für das seltene Instrument, das heute kaum mehr gebaut wird und pro Stück 3000 Euro aufwärts kostet, ließ Günter Fröba nie mehr los. Er lernte unzählige Stücke auswendig und entwickelte ein Faible für die viele Jahrzehnte alten Kästen, die kunstvoll handgearbeitet sind, mit Verzierungen, Seidenfutter und Holz-Intarsien. "Er spielt jeden Tag auf einer seiner sieben Konzertinas", berichtet seine Frau Annette, die seit 57 Jahren mit ihm und seiner Musik verheiratet ist.
Aaron, der eigentlich auf Cloud-Rap steht, will jetzt wieder verstärkt üben. "Bis ich so zwölf, 13 war, bin ich richtig bei der Stange geblieben. Man kann ja auch rockige Songs, Country oder auch mal was Lateinamerikanisches spielen. In der Pubertät ist das ein bisschen eingeschlafen. Aber jetzt möchte ich wieder öfter spielen. Ich kann immer noch nicht richtig mit dem Opa mithalten."
Ob das stimmt? Am Wochenende kann das jeder selbst beurteilen. In Neudrossenfeld findet ein großes, öffentliches Konzertina-Treffen statt, bei dem man Günter Fröba und Aaron Jakob live erleben kann.




Treffen der Konzertina-Spieler

Neudrossenfeld —
Feine, schmissige Konzertina- und Bandoneonmusik gibt es am Sonntag, 5. November, im oberfränkischen Neudrossenfeld (Landkreis Kulmbach) zu hören: beim 23. Konzertinaspielertreffen. Dieses Treffen auf dem Gelände der Drossenfelder Bräuwerck AG (Marktplatz 2a) ist eine der wichtigsten Anlaufstellen für Spieler dieser Instrumente und Interessierte aus ganz Deutschland.
Beginn ist um 13 Uhr (nach der Instrumentenbörse von 11 bis
12.30 Uhr) .
Der Eintritt ist frei. Platzreservierung sind nur für aktive Musikanten möglich, teilen der Bezirk Oberfranken als Mitveranstalter und Koordinatorin Carolin Pruy mit.