Vorhang auf für die Corona-Bühne: Hilfe für freischaffende Künstler während der Krise
Autor: Markus Klein
Bamberg, Montag, 06. April 2020
Freischaffende Künstler trifft die Corona-Krise besonders hart. Hier bieten wir ihnen eine Auftrittsmöglichkeit und bitten um ein bisschen "Eintrittsgeld".
"Ich möchte etwas zurückgeben", wendet sich Christiane Schuster an den FT. Die 77 Jahre alte, pensionierte Lehrerin schätzt die Bamberger Kulturszene sehr. Bis zu 200 Euro gebe sie jeden Monat für Kino, Theater und Konzerte aus. Normalerweise. Nun müsse sie "untätig zusehen, wie aufgrund des Corona-Virus viele Künstler um ihre Existenz kämpfen müssen".
Da Schuster derzeit mehrere Stunden am Tag mit ihren Bekannten und Ex-Kollegen telefoniere, ist sie überzeugt: "So wie mir geht es vielen Ruheständlern, die normalerweise allerhand Geld für Kultur ausgeben. Warum spenden wir es nicht für Personen, die es dringend bräuchten? Ich denke hier vor allem an freischaffende Künstler."
Die Idee
Die tolle Idee von Christiane Schuster wollen wir nun aufgreifen - mit unserer "Corona-Bühne": Der FT stellt den Bamberger Kulturschaffenden ab sofort mit seiner Facebook-Seite und der Homepage inFranken.de eine reichweitenstarke Auftrittsmöglichkeit zur Verfügung. Egal ob gefilmte Theaterszenen, Lyrik oder Kabarett, Einblicke in die künstlerische Arbeit im Home-Atelier, Hörspiele, Fotoserien oder Texte: Dem kreativen Ausdruck sind keine Grenzen gesetzt - außer der Ausgangsbeschränkung. Wenn einem Zuschauer die Darbietung gefällt, kann er seiner Dankbarkeit mit einer Spende direkt auf das Konto des Künstlers Ausdruck verleihen.
Der erste Beitrag
Den Anfang macht die Schauspielerin, Kinderbuchautorin und Sprecherin Marilena Lippmann. Sie wäre jetzt eigentlich in Schottland, bei einem Kurzfilmdreh, erzählt die 29-Jährige resigniert. Auch ihre Auftritte in Bamberg fallen aus. Unter anderem waren ein Stück mit dem "Wildwuchs-Theater" und mehrere Termine mit dem Improvisationstheater "Ernst von Leben" geplant. "Das fällt natürlich alles weg. Wahrscheinlich auch spätere Termine - wir können ja nicht proben."
Einige der Auftritte wären nicht schlecht bezahlt gewesen. "Ich hatte gehofft, nun richtig in der Kulturszene Fuß zu fassen", sagt Lippmann. Stattdessen knickt auch noch ihr zweites Standbein ein: Sie arbeitete in der Bamberger Gastronomie - wurde nun aber wegen der Ausgangsbeschränkung gekündigt. "Für den April bekomme ich noch Gehalt, danach wird's eng", sagt sie. Viele Bamberger Kulturschaffende haben mit ähnlichen Problemen zu kämpfen.
Die unfreiwillige Freizeit nutzt Lippmann nun, um liegengebliebene Projekte zu verwirklichen. Vor allem will sie eines ihrer Kinderbücher - "Der kleine Kobold Levi und das geheime Dorf" - einsprechen. Es geht um ein Elfendorf, in dem jedes Fabelwesen eine feste Aufgabe und Bestimmung hat. Nur der Kobold Levi weiß nicht recht, wie er hineinpasst. Lippmann hat sich vorgenommen, ihr Hörbuch, geeignet für Kinder ab der Grundschule, während der Ausgangsbeschränkungen fertig zu stellen.
Eine Szene aus dem Buch gibt es hier ab sofort auf der Corona-Bühne zu hören. Dort trifft Levi bei einem Waldspaziergang auf feurige Sonnenfüchse.