Pleiten, Pech und Pannen erlebte auch Mäc Härder auf der Bühne, seines Zeichens "König von Franken". Über Schmerzgrenzen, den speziellen fränkischen Humor und die Separatistenbewegung sprachen wir mit dem Monarchen vor der Bamberg-Premiere von "Viva la Heimat" am 21. November.
"Was der Arzt ist für die Kranken - das ist Mäc Härder für die Franken": Nein, allzu bescheiden ist der Monarch nicht, der mit 15 übrigens als Teufel am Martinstag seinen ersten Auftritt hatte. Jetzt meldet sich der Unterfranke, der in Oberfranken lebt, mit seinem neuesten Bühnenprogramm "Viva la Heimat" auch in Bamberg zu Wort: Ja, Mäc is back, um zu zeigen "wie Franken wirklich ist, wie Bayern gern wäre und Deutschland nie sein wird". Grund genug für ein Interview mit dem "Humor-Designer".
"Viva la Heimat": Klingt nach Musikantenstadl, verstaubten Klischees? Was reizt Sie an der Thematik?
Mäc Härder: Heimat hat viel mit Sprache, Dialekt zu tun. Und die fränkische Mundart habe ich regelrecht seziert. Da kommen irre Sachen raus: witzige Worte, Missverständnisse und Situationen, die nur in Franken entstehen können.
Dazu ist mir so viel eingefallen, dass ich im neuen Programm auch nichts zum Thema Männer versus Frauen mache - und nichts zu meinen Kindern, obwohl ich darüber schon was geschrieben hatte. Ist gut so: Schließlich kommt Papa langsam ins peinliche Alter, jedenfalls für Jungen und Mädchen an der Schwelle zur Pubertät.
Heimatministerium als Steilvorlage
Am Heimatbegriff scheiden sich traditionell die Geister. Was verbinden Sie damit noch am ehesten?
Wieder ein Themenprogramm zu machen. - Tatsächlich ist die Heimat ein Grundproblem unserer Moderne. Was bedeutet sie uns noch? Erinnerungen an die Kindheit? Nein. Die wirkliche Steilvorlage für mein Programm bot aber das Heimatministerium in Nürnberg mit Markus Söder als Hausherr.
Das schreit nach einer kabarettistischen Auseinandersetzung.
Was ist die wahre Heimat eines Wahlbambergers aus Bad Neustadt?
Die wahre Heimat ist da, wo du in deiner Heimatzeitung (ft) die Todesanzeigen liest.
Sind Sie dabei ein Separatist, der Franken als 17. Bundesland propagiert?
Ich reise viel herum und halte diesen bonsai-geopolitischen Ansatz für einen Irrweg. Heimat ja, aber doch kein geographischer Provinzialismus, wie ihn Franken-Ayatollahs proklamieren. Selbst wenn ich mich über Entscheidungen aus München nicht selten aufrege.
Tests in Unterhaid, Lauf und Wertheim
Gibt's in "Viva la Heimat" noch mehr politische Seitenhiebe?
Ja, es gibt drei oder vier politische Nummern, je nach Zählweise. Zwei sind sehr lustig.
Woher ich das weiß? Durch Feldstudien in Unterhaid, Lauf und Wertheim.
Und was misslang dem "König von Franken" gründlich? Worüber ärgerten Sie sich auch mal schwarz?
Im vergangenen Jahr sollte ich auf einem Kreuzfahrtschiff spielen, das Ende April von Dubai Richtung Malta schipperte. Nur konnte ich nicht, weil ich Auftritte in Eltmann und Loffeld vereinbart hatte. Unvergesslich auch ein Abend, an dem ich eine halbe Stunde vor Beginn der Veranstaltung einen Hexenschuss hatte. Das ist nicht per se lustig. Allerdings sehr komisch, wenn man weiß, dass ich den 8. Deutschen Parkinson-Kongresses in Würzburg eröffnete. Drei Tage später musste mir mein Techniker Jan sogar die Schuhe vor dem Auftritt zubinden, aber auf der Bühne markierte ich den Helden.
Noch mehr Pannen bitte!
Ach, das Schlimmste ist immer die Technik.
Du kommst termingerecht zum Veranstaltungsort, hast alles abgesprochen und das Headset fehlt. Manchmal funktioniert das Mikro auch gar nicht, was dich eine Stunde vor dem Auftritt ein Desaster befürchten lässt.
Wovor graut's Ihnen nach Jahrzehnten im Rampenlicht noch am meisten?
Da gibt's manches. Wenn ich bei neuen Jongliernummern beispielsweise auf Bühnen treffe, die nicht hoch genug sind oder so beleuchtet sind, dass dich das Licht komplett blendet. Da habe ich dann zum Teil über ein Jahr an einem Programm geübt und muss auf Teile verzichten.
Hose gerissen
Was war in all den Jahren Ihr peinlichstes Erlebnis?
Bei einem Firmenauftritt ist mir gegen Ende der Show die Hose gerissen - hinten, und zwar komplett. Während der letzten zehn Minuten spielte ich so, als hätte ich in die Hose gemacht.
Ich drehte mich nicht um und lief nach dem Verbeugen gleich rückwärts raus. Ja, offenbar gibt es sie noch: meine persönliche Schamgrenze.
Womit glauben Sie eigentlich den Titel "König von Franken" verdienst zu haben?
Na z. B. wegen des "Ehren-Schaffers", einem Fränkischen Kabarettpreis, den ich 2011 verliehen bekam: Als Künstler, der "sich um den fränkischen Humor verdient" machte. Wahrscheinlich bin ich auch der Protagonist, der in Franken an den meisten Orten gespielt hat - ungefähr an 1 000 verschiedenen. Allein in Bamberg betrat ich die Bühne an 86 unterschiedlichen Auftrittsorten - und es kommen jedes Jahr zwei, drei neue dazu.
Glauben Sie, dass es einen speziellen fränkischen Humor gibt?
Fränkischer Humor bedeutet, dass der Franke lacht.
Und typisch fränkischer Humor ist's, wenn der Franke über einen Franken lacht, der auf der Bühne steht. (Auch Nichtfranken lachen übrigens mit).
Zuletzt zu einem ernsten Thema: Ihrem Sonderprogramm zum Sterben und Sterbebegleitung. Kabarett und Hospiz - wie passt das zusammen?
Als diese Idee an mich herangetragen wurde, habe ich zunächst gezögert und hatte ernsthafte Bedenken. Aber jeder Mensch braucht ein Ventil, um mit schwierigen Themen zurechtzukommen. Mein Programm ist ja für Mitarbeiter aus dem Palliativ- und Hospizbereich gedacht, Ehrenamtliche, Pflegepersonal und Ärzte. Im geschützten Umfeld genießen auch sie es einmal, herzlich über sich und ihre Arbeit zu lachen.
Auf einen Blick
"Viva la Heimat" ist am 21. November ab 20 Uhr im Jazzkeller zu erleben, am 4. Januar im Theater am Michelsberg und am 5.
Januar im E.T.A.-Hoffmann-Theater. Karten gibt's beim BVD.
Im Netz gibt's Mäc Härder noch ausführlicher inklusive vier Biographien zur Auswahl mit kleinen und großen Fehlern. Mehr dazu auf seiner
Homepage.