Viele Kinder und noch mehr Rat

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Die Kleinen hatten an den Kletterwänden ihren Spaß. Foto: Philipp Demling
Die Kleinen hatten an den Kletterwänden ihren Spaß. Foto: Philipp Demling

Beim dritten Erlebnis- und Begegnungstag für kinderreiche Familien tobten sich die Kleinen aus, während ihre Eltern über Erziehungsfragen diskutierten.

Wie schaffen es Eltern mit mehreren Kindern, jedem von diesen gleich viel Aufmerksamkeit zukommen zu lassen? Sabine Wank, die den Workshop "Geschwister - Jedes Kind hat seinen Platz" leitet, macht deutlich: "Das geht gar nicht. Liebe kann man nicht gleichmäßig verteilen. Mindestens ein Kind wird sich immer zurückgesetzt und unverstanden fühlen."

Beispiel Weihnachtsgeschenke: Je mehr Kinder zu beschenken sind, desto mehr Platz ist für Neid. Müssen alle Pakete gleich groß sein? Sollen alle Kleinen gleich viele Geschenke bekommen? Oder ist der Preis das entscheidende Kriterium? "Dann kriegt das Mädchen eine kleine Halskette, und der Junge ein riesiges Feuerwehrauto", meint Sabine Wank, Referentin für Familienbildung bei der Katholischen Erwachsenenbildung in Kronach. Streit und Tränen könnten die Folge sein.

Geschwister konkurrieren stets um die Anerkennung von Mama und Papa.
Und besonders "Sandwich-Kinder" werden oft übersehen. Das größte Kind fällt auf, weil es das reifste ist und sich am besten ausdrücken kann. Das Jüngste wird wahrgenommen, weil es am niedlichsten ist.

Und der Nachwuchs dazwischen? Was können Eltern tun, damit er nicht untergeht? "Suchen Sie Zeiträume, die Sie ganz bewusst nur mit dem Kind verbringen, das sonst zu kurz kommt", rät Sabine Wank. "Das muss gar nicht so oft sein. Wichtiger ist, dass diese Momente intensiv sind." Hilfreich sei es auch, wenn zum Beispiel die Oma sich besonders um das oder die Kinder kümmere, die ansonsten zu wenig Aufmerksamkeit bekämen.
Die Eltern stellen viele Fragen zu Konfliktsituationen. Was sie machen solle, wenn ihre Kinder völlig grundlos stritten, will eine Mutter wissen: "Der Kleine stellt dem Großen eine harmlose Frage und der watscht ihn verbal ab." Sabine Wank meint, das sei eine Frage der Umgangsformen: "Machen Sie ihm klar, dass Sie bestimmte Ausdrücke einfach nicht dulden."

50 Familien dabei

Andererseits solle sie versuchen herauszufinden, warum ihr älterer Sohn oft schlecht gelaunt sei: "Wenn man weiß, woher es kommt, ist vieles einfacher." Generell rät Wank, in verbale Streitigkeiten ihrer Kinder höchstens moderierend einzugreifen: "Eine Lösung finden müssen die Kinder selbst."

Der Erlebnis- und Begegnungstag für kinderreiche Familien auf dem Gelände des Don-Bosco-Jugendwerks am Jakobsberg fand zum dritten Mal statt. Veranstalter ist die "Familienstiftung Kinderreich", die Familien mit vielen Kindern hilft. Das Erzbistum hatte alle Eltern in der Erzdiözese, die mindestens vier Kinder haben, angeschrieben und zum Begegnungstag eingeladen. Gekommen sind etwa 50 Familien. Damit war die Veranstaltung ausgebucht.

Während sich die Eltern bei den Vorträgen und Workshops wertvolle Erziehungstipps holten, hatten die Kleinen unter fachkundiger Betreuung an Kletterwänden ihren Spaß oder übten im Zirkuszelt Kunststücke ein. Auch eine Rallye durch Bamberg stand auf dem Programm. Am Nachmittag schaute Erzbischof Ludwig Schick vorbei, um mit den Familien ins Gespräch zu kommen.

Wolfgang Eichler, Geschäftsführer des Diözesanreferats für Ehe und Familie, schätzt die besonderen Stärken von Großfamilien: "Wer in einer kinderreichen Familie lebt, muss ständig Kompromisse schließen. Und das merkt man hier. Die Leute sind so unkompliziert, sie packen überall mit an. Und sie beschweren sich nicht gleich, wenn etwas nicht optimal läuft."

Die Familie Bolsinger ist aus Nürnberg angereist. Während der Nachwuchs - 15, 13, elf und sieben Jahre alt - sich draußen austobte, haben die Eltern einen Workshop zum Thema Pubertät besucht. "Es ging darin vor allem um die Frage, wie die Kinder selbst diese Phase erleben", erzählt Nicole Bolsinger. "Es war sehr hilfreich, mal ihre Perspektive kennenzulernen." Ihr Mann Harald fasst den Tag in Bamberg so zusammen: "Wir nehmen wertvolle Infos mit und für die Kinder ist es ein Riesenspaß."