Am Dienstag wurden Radfahrer in Bamberg gezählt. Auf Grundlage der erhobenen Zahlen könnten Förderungen leichter begründet werden. Planungsbedarf würde offen gelegt. Auch in Sachen Regensburger Ring könnte sich was tun.
Lora Todorowa sitzt auf einem Stuhl und zählt. Für jeden Radfahrer, der vorbeikommt, macht sie einen Strich. Und notiert, in welche Richtung er die Straße entlang fährt. Das ist nicht unwichtig. Denn jeder Strich auf ihrer Liste und auf der von weiteren 56 Verkehrszählern, die am Dienstag den ganzen Tag in Bamberg aktiv waren, kann das ein oder andere ändern in der Stadt oder zumindest an der "Radverkehrsstrategie" der Stadt. So nennt sich das Papier, das bereits 2012 verabschiedet wurde, um den Radverkehr stärker zu fördern.
Das klappt aus Sicht des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs in Bamberg (ADFC) bisher noch nicht gut genug, denn gerade an einer problematischen Stelle wie dem Regensburger Ring an der Kreuzung auf Höhe Ottokirche gebe es einiges zu verbessern. Das Durcheinander an Radwegen, die mal auf der linken, mal auf der rechten Seite liegen, mal verpflichtend, mal optional sind: "Das ist für einen verkehrspolitisch unbedarften Verkehrsteilnehmer, sowohl für Radfahrer als auch für Autofahrer, schwer zu überblicken", meint Michael Schilling vom ADFC. Der Club fordert konkret eine "vernünftige Radverkehrsanlage" am Regensburger Ring. Keinen befestigten Radweg, wenn dann einen entsprechend markierten Radstreifen.
Bessere Planung Die Zählung, die am Dienstag in Bamberg durchgeführt wurde, wird auf die Situation am Regensburger Ring zwar keinen direkten Einfluss haben, da die Pläne dafür bereits fertig sind. Nur wurden die Gelder dafür bisher nicht im Stadtrat genehmigt, was auch die Grünen wiederholt angemahnt hatten. Doch die Verkehrszählung könnte zukünftig dazu beitragen, dass weitere Maßnahmen besser begründbar sind. Mindestens, was die Beantragung von Fördergeldern des Freistaats betrifft. Oder auch, was die im Haushalt der Stadt vorgesehenen laufenden Fördergelder angeht. In der Radverkersstrategie ist hier von 350 000 Euro pro Haushaltsjahr die Rede. Eine Wunschgröße. In Wahrheit liegt der Betrag bei rund 150 000 Euro.
Das Stadtplanungsamt, als Auftraggeber der Verkehrszählung, rechnet laut zuständigem Baureferatssprecher Claus Reinhardt damit, dass der Radfahrverkehr im Vergleich zur letzten Gesamterhebung vor 16 Jahren zugenommen hat. Dass also mehr Radfahrer andere Knotenpunkte belasten. Dadurch dürfte sich auch der Bedarf an Infrastrukturmaßnahmen steigern.
Gerade auf der Achse Memmelsdorfer Straße erwarten die Planer eine Zunahme. Schließlich sind hier neue Ziele hinzugekommen.Wie die Uni auf der Erba-Insel. Studenten fahren viel Fahrrad. Die Zahl der Studenten ist gestiegen. Gerade zwischen dem Universitäts-Gebäude in der Feldkirchenstraße und der Erba-Insel dürften sich die Ströme demnach erhöht, somit auch die Belastung am Regensburger Ring zugenommen haben.
Das ist eben der vom ADFC kritisierte Bereich. Dass der Club - wie auch die Grünen - eine Aufhebung der Radwegenutzungspflicht fordert, ist der Verwaltung bekannt, doch müsse man die Situation aus verkehrsrechtlicher Sicht sehen, sagt Claus Reinhardt. An einigen Verkehrsadern sei aus Sicherheitsgründen eine Benutzungspflicht wohl zwingend.
ADFC kritisiert Umsetzung Auch zukünftige Maßnahmen könnten also nicht ganz im Sinne des ADFC ausfallen. Dieser findet die Radverkehrsstrategie der Stadt grundsätzlich gut, jedoch werde sie laut Michael Schilling nur halbherzig umgesetzt. Das habe der ADFC-Fahrradklimatest "deutlich" gezeigt. In dem Test ist Bamberg 2012 in Sachen Fahrradfreundlichkeit auf Platz 141 gelandet.
Das soll sich ändern, die Zählung könnte dabei ein Baustein sein. Auch in Sachen Regensburger Ring soll sich im Stadtrat etwas tun: "In dieser Periode ist der Regensburger Ring dabei", verspricht CSU-Fraktionschef Helmut Müller. "Diesmal ist es ernst", betont er. Die Grünen haben immer wieder darauf hingewiesen, dass sich Jahre nichts getan hat, da sich die großen Fraktionen in Haushaltsberatungen dagegen entschieden hatten. Das soll sich ändern, sagt Müller. Auf ein bestimmtes Haushaltsjahr wollte er sich innerhalb dieser Stadtrats-Periode aber noch nicht festlegen.
Benutzungspflichtige Radwege dürfen nur angeordnet werden, wenn sie nachweislich eine das normale Maß erheblich übersteigende Gefahrenlage entschärfen (StVO, Bayerischer Verwaltungsgerichtshof, Bundesverwaltungsgericht), ohne daß geringere Eingriffe verfügbar sind. Selbst dann sind zwingend vorgegebene Qualitätskriterien einzuhalten - in Bamberg durchgehend nicht der Fall! Ist unter diesen Gesichtspunkten ein richtliniengerechter Radweg nicht möglich, muß die Gefahrenstelle anders entschärft werden, z. B. durch Geschwindigkeitsbegrenzungen.
Wenn die Stadtverwaltung "die Situation aus verkehrsrechtlicher Sicht" sähe, müßte sie unverzüglich die angeordneten Radwegbenutzungspflichten aufheben. Statt dessen vertraut sie, daß die vielfältigen formaljuristischen Fallstricke, die einer inhaltlichen Beurteilung vorgeschaltet sind, betroffene Radfahrer abhalten, den Rechtsweg zu beschreiten - der gegen jedes einzelne Schild gesondert einzuschlagen wäre.
Magazinstraße und Regensburger Ring sind herausragende Negativbeispiele: Benutzungspflichtige Zweirichtungsradwege sollen wegen hohen Unfallrisikos grundsätzlich nicht angeordnet werden (Verwaltungsvorschrift zur StVO). Gibt es sie, darf selbst an kurzen Engstellen eine lichte Weite von 2m nicht unterschritten werden - hier mehrfach der Fall: bis 0,87 m. Die Linienführung ist nicht stetig, die Knotenpunkte sind nicht sicher, es fehlen die vorgeschriebenen sicheren Straßenquerungsmöglichkeiten an den Enden. Benutzungspflichtige Radwege sind nur zulässig, verbleibt ausreichend Raum für Fußverkehr (2,50m Breite, an kurzen Engstellen 2,20m). Es ist teils nicht einmal ein Meter, noch durch Wahlplakate beeinträchtigt.
Für ausreichend dimensionierte Radverkehrsanlagen ist zumindest auf der Friedensbrücke kein Platz vorhanden. Zu schmal bemessene Fahrradspuren sind gefährlicher (Seitenabstand der Kraftfahrzeuge) als Radeln auf der Fahrbahn - nach StVO und höchstinstanzlicher Rechtsprechung ohnehin der Normalfall.
aber für mich persönlich kein Thema mehr. Problem anderer Leute.
Die Innenstadt vermeide ich nach Möglichkeit, obwohl ich im Stadtgebiet wohne.
Ein Rad mit Wert >100 Euro abstellen ist da ja fast unmöglich und jeder fährt und parkt sowieso wie er will.
Zum sportlichen Radfahren dann sowieso ins Umland.
Einkaufen gehe ich eher nach Erlangen oder Nürnberg.
Wer glaubt, politische Entscheidungen würden auf Grund rationaler Fakten getroffen, muß sehr naiv sein. Persönliche Vorlieben, Vorgaben der Partei- und Fraktionsvorbeter, Lobbyeinfluß und individuelle wirtschaftliche Interessen geben die Richtung vor. Das Gemeinwohl, auf das die Mandatsträger verpflichtet sind, kommt allenfalls ausnahmsweise zum Zug.
Der Fahrradklimatest bescheinigt Bamberg eine miserable Situation mit stark negativer Tendenz. CSU-Fraktionsvorsitzender Müller wertete daraufhin die Konfrontation mit den eklatanten Mängeln nicht als Problem, sondern als sportliche Herausforderung. Er meinte nicht etwa die Beseitigung, sondern das alltägliche Bewältigen. Die Politikerrunde auf der Bühne der Fahrradmesse am 3. Mai sieht sich einmütig auf einem guten Weg. Interessenvertreter des Radverkehrs waren gar nicht erst hinzugebeten - zu sehr fürchteten die Verantwortlichen die Offenlegung der Fakten.
Die sogenannte Radverkehrsstrategie enthält nahezu nichts, das Radverkehr voranbringen könnte: eine Reihe an Allgemeinplätzen, großteils auf dem politischen Wissensstand der achtziger Jahre (Radwegbenutzung), keine Aussage zur Qualität der Infrastruktur, nichts zur Vernetzung im Umweltverbund mit Fußverkehr, Bahn und Bus, keine Einbindung der Fachverbände. Die wenigen positiven Ideen stehen ausnahmslos unter Finanzvorbehalt bzw. wurden bereits von der Stadtverwaltung mit fadenscheinigen Begründungen ad acta gelegt.
Warum macht man eine Verkehrszählung, während die Polizei Kontrollen angekündigt hat? Ich kenne genug Leute, die während dem Zeitraum auf ihr Fahrrad verzichten. Repräsentativ ist das nicht wirklich.
Da sucht man sich einen Tag (oder eine Woche) wo es alle Stunde regnet und keiner mit den Rad unterwegs ist und will damit eine Aussage bekommen wir der Radverkehr ist ?
Man müßte jeden Stadtrat mal ein paar Wochen mit den Rad in der Stadt rumschicken damit Sie sehen wie es läuft. Das man als Radfahrer manchmal 3 Ampeln hat um über eine Kreuzung zu kommen....