Anlieger werfen im Zusammenhang mit dem Neubau der Unteren Mühlen die Frage nach gefährlichen Kriegshinterlassenschaften in der Regnitz auf. Was ist dran?
Es ist eine von rostigen Spundwänden umschlossene Insel wenige Meter oberhalb vom Brückenrathaus. Seit Jahrzehnten beflügelt sie die Phantasie der Bamberger, wahlweise auch deren Frust. Was wird aus den Unteren Mühlen, einer noch immer unverheilten Wunde im Bild der Altstadt? 71 Jahre nach einem zerstörerischen Treffer auf das Haus der Kaufmannsmühle, dem auch die benachbarte Sterzersmühle zum Opfer fiel, besteht Hoffnung auf eine Wiederbelebung als Welterbezentrum und wohlgemerkt - als fränkisches Gasthaus. Investor Johannes Kraus will bereits nach der Sandkirchweih mit dem Bau beginnen.
Freilich ist es eine sensible Zone, die da zur Neugestaltung ansteht - und das nicht nur aus architektonischer Sicht. Es sind vor allem auch direkte Anlieger, die - nur wenige Meter entfernt - auf mögliche Risiken hinweisen. Zum Beispiel Christina Werner-König. Sie spricht für die Bamberger Familien, in deren Besitz sich seit Generationen die benachbarte Huths- und die Bischofsmühle befinden.
Wie Werner-König sagt, kämpfen die Betreiber der beiden Mühlen seit Jahrzehnten erfolglos darum, dass die Kriegshinterlassenschaften rund um die Mühlen beseitigt werden. Dazu zählen laut Ludwig Müller, Eigentümer der Bischofsmühle, nicht nur Reste der drei abgegangenen Mühlen, von denen Teile noch im Flussbett stecken sollen, sondern auch die Trümmer eines in den letzten Kriegstagen gesprengten Brückenbogens der Oberen Brücke.
Wasserstand erhöht?
Glaubt man Werner-König wurde das Flussbett seit den letzten Kriegstagen nicht wirklich angetastet. Mit konkreten Folgen für die Kraftwerke oberhalb: Wegen des angestauten Wassers hinke die Energieausbeute seit langem hinter dem her, was möglich wäre. Es ist aber vor allem die Frage, welche Altlasten heute noch im Flussbett stecken könnten, die Christina Werner-König umtreibt. Sie spricht von Bomben und Blindgängern, die damals, im Februar 1945, auf Bamberg fielen. Niemand könne bei der Verankerung eines neuen Kraftwerks im Untergrund ausschließen, dass gefährliche Hinterlassenschaften zum Vorschein kämen. "Wer kann die Sicherheit der Bevölkerung garantieren?", fragt sie.
Doch im Bamberger Rathaus hat man eine weitaus weniger sorgenvolle Sicht auf die Dinge. Im Bereich der Unteren Mühlen befinden sich laut dem zuständigen Referenten Ralf Haupt keinerlei Verdachtsflächen. Weder Kampfmittel, noch Altlasten seien zu befürchten, zumal der betroffene Teil des Regnitzarms 1999 beim Bau der neuen Mühlbrücke trockengelegt gewesen sei. Diese Entwarnung schließe freilich ein behutsamen Vorgehen beim Ausbaggern nicht aus. Sollte sich bei den den Ausschachtungsarbeiten vorgeschalteten archäologischen Grabungen Verdächtiges finden, werde man einen Kampfmittelräumdienst holen.
Haupt stützt sich in seiner Einschätzung auf im Umweltamt vorliegende Erkenntnisse. Demnach gibt es historische Luftbilder aus der Kriegszeit, durch die sich zweifelsfrei nachweisen lasse, dass die Kaufmannsmühle nicht bei einem flächendeckenden Bombardement getroffen wurde, was das Risiko senkt, auf Blindgänger zu treffen. Das heißt aber nicht, dass es keine Fliegerbombe gewesen ist, die die beiden Häuser in Trümmer legte. Es könnte auch ein Jagdbomber gewesen sein oder auch eine Panzergranate, die im Nahkampf abgeschossen wurde.
Doch was hat es mit den Überbleibseln der Oberen Brücke auf sich? Im Wassserwirtschaftsamt ist es eine alt bekannte Tatsache, dass das Flussbett noch heute Trümmer des historischen Brückenbogens birgt. Diese Brocken zeichnen sich im Flussbett sogar als Schwelle ab. Allerdings sieht es Hans-Joachim Rost nicht als erwiesen an, dass durch die Brückenreste der Wasserstand in der Regnitz so gestiegen sei, dass es zu Verminderungen im Durchfluss bei den Mühlen komme.
Den Forderungen der Mühlenbetreiber, die Brückenreste im Unterlauf endlich zu entfernen, steht man in der Fachbehörde aber auch aus anderem Grund ablehnend gegenüber. "Mittlerweile haben sich die Brückenreste mit der Flusssohle zu einem stabilen System verbunden. An einer so sensiblen Stelle wie am Alten Rathaus greifen wir nicht ein", sagt Rost.
Blindgänger gibts auch an vielen Schreibtischen.
..und ein verzweifelter Versuch, den Neubau doch noch aufzuhalten.
Doch halt! Gab es da nicht noch die Geschichte vom Mühlengespenst? Wenn dessen Ruhe gestört wird, zieht es ins Rathaus ein!!
was solln wir sagen blindgänger oberhalb und unterhalb der wasserlinie halt