Um die St. Getreu-Kirche zu retten, müssen vier Linden fallen

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Vier Linden, die an der Südseite der St. Getreu-Kirche stehen, werden noch im Februar gefällt. Foto: Ronald Rinklef
Vier Linden, die an der Südseite der St. Getreu-Kirche stehen, werden noch im Februar gefällt. Foto: Ronald Rinklef

Die barocke St. Getreu-Kirche ist ein weiterer dramatische Sanierungsfall im Bamberger Berggebiet. An den statischen Schäden sind auch Baumwurzeln schuld, weshalb bald vier Linden fallen müssen.

In den nächsten Wochen geht es vier Linden an den Stamm, die direkt neben der St. Getreu-Kirche stehen. Die Wurzeln der stattlichen Bäume sollen Mitverursacher der statischen Probleme sein, die die ehemalige Propsteikirche zum zweiten großen Sanierungsfall der Stadt - neben der Michelskirche - gemacht haben.

Der Zustand des Bauwerks - 1652 bis 1732 nach Plänen von Justus Heinrich Dientzenhofer errichtet - verschlechtert sich offenbar zusehends. Deshalb soll das Gotteshaus möglichst noch im ersten Halbjahr 2016 durch Zuganker verspannt und fürs Erste gesichert werden.

Das kündigte der städtische Stiftungsreferent Bertram Felix an, als er am Mittwoch die nächsten Sanierungsschritte für das ehemalige Kloster St. Michael vorstellte (siehe Bericht oben). Er ist als Stiftungsreferent auch für die Immobilien von St. Getreu zuständig, weil diese ebenfalls im Besitz einer Stiftung sind. Dazu Felix wörtlich: "Die St. Getreu-Stiftung ist eine der ärmsten, die wir verwalten."


Parallelen zu St. Michael

Was die Rettung der höchst wertvoll ausgestatteten und erst vor wenigen Jahren komplett restaurierten Barockkirche kosten wird, wagt noch niemand zu sagen. Felix prognostizierte aber, dass diese Kirchen-Baustelle an Dramatik jener vom Michaelsberg nicht nachstehen wird.

Auch die Schäden und Schadensursachen sind ähnlich. Man hat es unter anderem mit einer problematischen Gründung zu tun, einem Untergrund aus Letten, der in so trockenen Jahren wie 2015 "hart wie Beton" wird, einer Wasserader unter dem Gotteshaus und einer Dachkonstruktion, deren Tragfähigkeit durch den späteren Einbau von Gewölben stark gelitten hat.

Wie in St. Michael würden sich tragende Wände neigen und drohe Putz und Stuck flächig abzuplatzen, wenn nicht schnell gehandelt wird.

Felix wie auch Stephan Walz und Karin Hamper vom Immobilienmanagement der Stadt ließen keinen Zweifel daran, dass in St. Getreu Gefahr in Verzug ist. Die Rettung der Barockkirche dulde keinen Aufschub und müsse parallel zur Rettung von St. Michael in Angriff genommen werden.


Wurzeln schädigen Fundament

Die Linden opfert man nur schweren Herzens, wie der Stiftungsreferent betonte. Leider führe kein Weg daran vorbei. Vier der fünf Bäume seien viel zu nah am Gotteshaus gepflanzt worden, so dass ihre Wurzeln schon das Fundament und außerdem einen Entwässerungskanal beschädigt hätten.

Die Genehmigung zur Fällung der Bäume liegt angeblich vor. Sie muss noch in der vegetationsarmen Jahreszeit erfolgen, die mit dem 1. März endet.