Experten im Gespräch: Pro und Contra Tempolimit
Pro: Richard Mergner (Landesvorsitzender Bund Naturschutz Bayern) Ich empfinde es als einen handfesten Skandal, dass sich Bundesverkehrsminister Scheuer mit großem Getöse von den Vorschlägen der von ihm selbst eingesetzten Vorschläge distanziert. Die Bundesregierung hat sich dazu verpflichtet, noch in diesem Jahr ein Klimaschutzgesetz zu verabschieden. Dort muss dann auch stehen, wie die Emissionen des Straßenverkehrs gesenkt werden sollen. Das wird nicht ausschließlich mit einem neuen Tempolimit funktionieren. Ohne ein abgesenktes Limit ist das Vorhaben von vorneherein zum Scheitern verurteilt.
Ausnahmslos alle Nachbarstaaten Deutschlands, ja bis auf weniger Ausnahmen wie Nordkorea, Somalia und der Isle of Man alle Staaten weltweit, haben ein generelles Tempolimit. Nur in Deutschland wird nach wie vor die trügerische Freiheit der "freien Fahrt für freie Bürger" postuliert. In Deutschland wird jetzt wieder einmal emotional über ein Tempolimit diskutiert. Um es klipp und klar zu sagen: Ich als Vorsitzender des Bund Naturschutz in Bayern halte auch ein Tempolimit von 130 km/h für nicht ausreichend. Wir brauchen stattdessen ein deutschlandweites Tempolimit von 120 km/h.
Vor allem aus Gründen des Klimaschutzes ist ein Tempolimit von 120 km/h auf deutschen Autobahnen eine schiere Notwendigkeit. Die -Emissionen des Pkw-Verkehrs würden sofort um über drei Millionen Tonnen pro Jahr sinken. Die Absenkung der Spitzengeschwindigkeiten und die Harmonisierung der Pkw-Geschwindigkeiten vermindern zudem auch Staus und führen zu Effizienzgewinnen bei der
Nutzung knapper Infrastrukturen. Auf den Aus- oder Neubau mancher Straßen kann verzichtet und die vorhandenen Kapazitäten besser genutzt werden.
Es gibt neben dem ökologischen auch ein wirtschaftliches Argument für Tempo 120: Die in Deutschland zugelassenen Neuwagen haben zum größten Teil einen Spitzengeschwindigkeit von über 180, immer mehr auch von über 200 km/h. Besonders die deutschen Hersteller mit
ihren Premiummarken Mercedes-Benz, BMW und Audi sind bei diesen Werten spitze. Im Klimaschutz dagegen hinken sie im internationalen Vergleich noch immer hinterher.
Das Argument der deutschen Autohersteller, Autobahnen mit unbegrenzter Spitzengeschwindigkeit seien "Schaufenster" der deutschen Autoindustrie, ist unter ökologischen Aspekten zynisch. Unter ökonomischen Aspekten ist es blauäugig. Contra: Michael Haberland (Präsident Automobilclub "Mobil in Deutschland")
Die Angriffe auf Autofahrer in Deutschland nehmen kein Ende. Immer ganz vorne mit dabei: die Deutsche Umwelthilfe (DUH). Sie denkt sich immer wieder neue Vorhaben aus, um Autofahrer zu gängeln. Neuester Coup des Abmahnvereins: Ein generelles Tempolimit von 120 Kilometern pro Stunde auf allen Autobahnen und 80 auf den Landstraßen. Nach Fahrverboten also eine weitere Einschränkung unserer individuellen Mobilität und persönlichen Freiheit. Deutschland braucht weder Fahrverbote noch Tempolimit!
Nachdem die DUH mit zahlreichen Klagen gegen Städte unverhältnismäßige Fahrverbote in einigen Städten durchgesetzt hat, sind jetzt die Höchstgeschwindigkeiten an der Reihe. Dabei fußen auch diese Forderungen der DUH auf wissenschaftlich nicht bewiesenen und falschen Annahmen. Das ewige Argument des Klimaschutzes rechtfertigt die Einführung eines Tempolimits nicht. Laut Umweltbundesamt könnten damit maximal 0,3 Prozent CO2 eingespart werden. Unter dem Strich ein "Null Effekt". Ebenso sieht es bei der Geräuschbildung aus.
Deutschlands Autobahnen haben eine Gesamtlänge von insgesamt knapp 13 000 Kilometern und zählen damit zu den dichtesten Autobahnnetzen der Welt. Gleichzeitig bestätigen internationale Gutachten und Studien, dass Deutschlands Autobahnen zu den sichersten in Europa zählen. Pro ein Milliarde Fahrzeugkilometer kommen auf deutschen Autobahnen etwa drei Personen ums Leben.
In anderen EU-Ländern wie Frankreich mit strikten Tempolimits von 130 Kilometern pro Stunde ist diese Zahl höher. Das zeigt, dass ein generelles Tempolimit die Sicherheit auf Autobahnen grundsätzlich nicht erhöht. Zudem werden unsere Fahrzeuge immer besser und sicherer - auch dank zusätzlicher Assistenzsysteme.
Doch all diese Argumente stoßen bei der DUH auf taube Ohren. Ihnen geht es nur darum, das Auto, die individuelle Mobilität jedes Einzelnen und die Automobilindustrie zu beschädigen. Das hat mit nachhaltiger, verantwortungsvoller und effizienter Verkehrssteuerung nichts mehr zu tun. Man hat den Eindruck, die Deutsche Umwelthilfe kann momentan schalten und walten, wie sie will. Es ist endlich an der Zeit zu handeln und die Gemeinnützigkeit und das Verbandsklagerecht dieses Vereins ernsthaft in Frage zu stellen. Ein Tempolimit für die Deutsche Umwelthilfe wäre ein guter Anfang...
Ein Tempolimit ist bestimmt sinnvoll, aber muss es 130 sein? Ich bin der Meinung ein Tempolimit von 150 wäre das richtige.
Selbst wenn man an der "Netiquette" nicht rummeckern kann wird man hier seinen Kommentar nicht los!
Vielleicht hat es den zensierenden Redakteur ja gestört, daß ich die Grünen eine Verbotspartei genannt habe?
Ob es der Umwelt viel helfen wird? Ich bezweifle es. Aber es wäre auf jeden Fall ein wesentlich enspannteres Fahren, wenn man nicht ständig auf die Tiefflieger aufpassen müsste. Begrüßen würde ich auch ein generelles Tempolimit von 80 auf Landstraßen. Und zwar generell im Sinne von "für alle". Also auch LKW. Damit würden auch viele riskante Überholmanöver wegfallen.
LKW müssen auf Landstraßen 60 kmh fahren!