Die Sanierung des früheren Mahrsbräu-Kellers ist weit gediehen. Die neuen Besitzer haben auch den alten Tanzsaal im Torhaus wiederhergestellt.
Viel hat sich verändert und doch wirkt alles vertraut, droben auf dem früheren Mahrsbräu-Keller (Oberer Stephansberg 36). Der Effekt rührt wohl daher, dass alles so stimmig ist. Die neuen Eigentümer, Judith und Ulrich Bauer-Bornemann, ließen jüngere An- und Einbauten entfernen und bringen so die alten Formen und Strukturen neu zur Geltung.
Neue Anbauten verschwanden Innen wie außen soll man dem Gebäudekomplex wieder seine wechselhafte Geschichte und die unterschiedlichen Bauzeiten ansehen, formuliert das Bamberger Ehepaar sein Ziel. Wie weit es auf dem Weg dahin schon gelangt ist, können Interessierte am "Tag des offenen Denkmals", 8. September, sehen.
Die Bauherren sind Inhaber der gleichnamigen Firma für Steinrestaurierung und höchstwahrscheinlich auch die künftigen Nutzer.
Die letzte Entscheidung für den Umzug sei noch nicht gefallen, sagten beide bei einem Ortstermin mit dem FT. Doch die ganze neue Erschließung und die aufwändige, ja detailverliebte Sanierung sind zugeschnitten auf ihre Bedürfnisse und Ansprüche.
Torhaus ist das älteste Gebäude Im Torhaus aus dem 18. Jahrhundert, ältestes Gebäude im Ensemble, blieb nur der frühere Gastraum so, wie ihn die Besucher bis Ende 2011 kannten. Die mit dunklem Holz getäfelte Stube wird künftig als Besprechungszimmer und für Firmenveranstaltungen dienen. Nebenan ist weiterhin eine Küche, aber nicht mehr wiederzuerkennen: Unter den vorher raumhohen weißen Fliesen und einer eingezogenen Decke kamen ein Tonnengewölbe und Stuckleisten zum Vorschein.
Einer Zukunft als Großraumbüro sieht der erste Stock entgegen, der alte Tanzsaal.
Ginge es nicht auch aus den Bauakten hervor, würde allein der Fußboden aus dicht an dicht verlegten Balken verraten, dass dieser Raum für ganz besondere Belastungen vorgesehen war, erläutert Ulrich Bauer-Bornemann. Mit Zwischenwänden war der Tanzsaal zuletzt eine Wohnung.
Auch äußerlich hat sich das Torhaus sehr zu seinem Vorteil verändert. Von der Straße aus ist links ein Anbau mit Mansarddach zu erkennen. Dieser "Pavillon" wurde erst in den vergangenen Monaten wieder freigelegt. Das Fachwerk präsentiert sich hellgrau statt schwarz und lässt das ganze Gebäude freundlicher erscheinen. Auf den Flächen dazwischen kam - zur Überraschung der Bauherren - der Originalputz zum Vorschein.
Überhaupt: Es ist mehr bauzeitliche Substanz vorhanden als gedacht, berichten Judith und Ulrich Bauer-Bornemann.
Die Vorbesitzer haben beim Modernisieren offenbar wenig zerstört und vieles eingelagert, das jetzt wieder zu neuen Ehren kommt. So erfreulich das einerseits sei, so viel Mehraufwand und -kosten verursache das auch, geben die Eigentümer zu verstehen.
"Viele hunderttausend Euro" würden in die Sanierung fließen, sagt Ulrich Bauer-Bornemann. Allein die Rekonstruktion der alten Fenster - nur drei konnte man erhalten - habe Zigtausende gekostet. Über den Preis, zu dem der Keller bzw. der allergrößte Teil 2011 den Besitzer gewechselt hat, mochte er nicht sprechen.
Der vorherige Eigentümer, der Bamberger Investor Günther Schmidt, verkaufte das weitläufige Grundstück, das im Westen bis zur Seelgasse reicht, in zwei Tranchen. Eine junge Familie erwarb ein mittendrin stehendes Wohnhaus aus den 1970er Jahren samt Umgriff.
Alle übrigen Gebäude samt dem Biergarten mit seinen alten Bäumen gehört nun Familie Bauer-Bornemann. Die Konzession war nach ihren Angaben schon erloschen, als sie zum Zug kamen. Sonst, so sagt das Ehepaar, hätte es den Kellerbetrieb gern erhalten: "Wir hätten es ja nicht selbst machen müssen."
Aus der Jahrhundertwende stammen die Anbauten beidseits des Torhauses. So bekannt bei den Kellergästen der üppig dekorierte Jugendstilsaal am südlichen Grundstücksrand war (er wird zu einem späteren Zeitounkt saniert), so wenig beachtete man das schmucklosere nördliche Pendant. Sein Zustand muss sehr schlecht gewesen sein, das Dach eingefallen.
Gassenschänke und Perlglas Dabei handelt es sich um den alten Gastraum, an dessen Erschließung und Aufteilung noch bzw.
wieder die verzwickten früheren Besitzverhältnisse ablesbar sind: Man betrat den Keller ursprünglich durch das Anwesen Oberer Stephansberg 34, das unterhalb liegt. Deshalb befinden sich der Eingang und die Gassenschänke im nördlichsten Eck des alten Gastraums. Beides blieb erhalten, sogar die Durchreiche für den Straßenverkauf mit ihren Scheiben aus selten gewordenem Perlglas. Beides schmückt jetzt eine Atelierwerkstatt, in die sich der Gastraum verwandelt hat. Eines von vielen Details: Von der Decke hängen die Lampen aus dem Biergarten. Sie werden draußen ja nicht mehr gebraucht. Für die Beleuchtung im nun privaten Hof reichen die alten Laternen, die überarbeitet und wiederverwendet werden.
Ein ganz besonderes Kleinod ist das Art-Deco-Toilettenhaus neben dem alten Gastraum. Der Entwurf des bekannten Bamberger Jahrhundertwende-Architekten Gustav Haeberle verwandelte sich in einen zauberhaften Freisitz. Er ist der erklärte Lieblingsplatz der neuen Hausherrin. In dieser Ecke, versichert Judith Bauer-Bornemann, "herrscht ein ganz besonderes, mildes Klima".
Es ist anerkennenswert, das reiche Privatleute städtische Kleinode restaurieren und erhalten können.
Schade ist es, dass diese schönen Orte, wie der ehemalige Mahrsbräu Keller nun endgültig der Allgemeinheit entzogen sind.