Tankstellen-Überfall: Mitarbeiterin reagierte richtig

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Beamte am Boden, ein Polizeihubschrauber in der Luft - der Einsatz in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch sorgte für Aufsehen. Foto: News5/Herse
Beamte am Boden, ein Polizeihubschrauber in der Luft - der Einsatz in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch sorgte für Aufsehen. Foto: News5/Herse
 
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Ein vermummter Mann hat Dienstagnacht eine Aral-Tankstelle im Berggebiet in Bamberg überfallen. Er erpresste mit vorgehaltener Pistole Bargeld von der Kassiererin, die geistesgegenwärtig reagierte. Im Artikel finden Sie unter anderem Informationen über die Strafe, die den Räuber bei einer Festnahme erwartet, sowie ein Video der Tatnacht.

Als der maskierte Mann mit der Schusswaffe plötzlich vor ihr stand, hat die Mitarbeiterin genauso reagiert, wie sie es gelernt hat: Sie ist ruhig geblieben, hat nicht zu diskutieren angefangen. Sie wusste, sie darf, soll, ja muss dem Verbrecher alles mitgeben, was er fordert. Egal ob Zigaretten oder Geld. Denn ein Leben ist mehr wert.




Nachdem der Vermummte hatte, was er wollte und geflüchtet ist, hat die Angestellte sofort die Tür der Aral-Tankstelle in der Würzburger Straße zugesperrt. Auch das hat sie gelernt. Dank ihres besonnenen Handelns ist die Frau unverletzt geblieben. Am Tag danach steht sie unter Schock, ist verständlicherweise nicht zur Arbeit erschienen, sondern zum Arzt gegangen.

Es sind Informationen, die infranken.de aus dem Umfeld der Tankstelle erfährt. Die Mitarbeiter selbst geben gegenüber den Medien keine Auskünfte, erst nach Absprache mit der Aral-Pressestelle. Aus dieser kam am Mittwoch allerdings keine Rückmeldung mehr auf die infranken.de-Anfrage.

Die Tankstelle hatte trotz des Überfalls in der Nacht am Folgetag zu ihren normalen Zeiten geöffnet, pünktlich um sechs Uhr morgens. Der Raub war kurz vor 22 Uhr am späten Dienstagabend passiert. Wie die Polizei mitteilt, ließ sich der maskierte Täter von der 51-jährigen Kassiererin einige Hundert Euro aushändigen und flüchtete dann zu Fuß vom Tatort.

Alle verfügbaren Streifenbesatzungen der Polizeidienststellen im Raum Bamberg waren im Einsatz und fahndeten nach dem Räuber - mit Beamten am Boden, einem Polizeihubschrauber in der Luft, und einem Polizeihund, der nach Spuren schnüffelte. Bislang hat die Polizei allerdings noch keine heiße Spur. Noch gibt es keine Anhaltspunkte über den Räuber oder wohin er geflüchtet ist.

Video wird ausgewertet
Georg Löffler, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberfranken, erläuterte, dass noch in der Nacht am Tatort die Ermittlungen aufgenommen wurden und die Spurensicherung abgeschlossen wurde. "Derzeit werden die Videoaufzeichnungen aus der Tankstelle ausgewertet." Noch haben sich laut Löffler keine Bilder des Räubers in den Aufzeichnungen gefunden, die veröffentlicht werden können. Gelegentlich veröffentlicht die Polizei Fotos aus Überwachungskameras, um Zeugenhinweise zu erhalten.

Die Kriminalpolizei ermittelt auf Hochturen und bittet um die Mithilfe der Bevölkerung, auch ohne Foto des mutmaßlichen Täters. Zu dem maskierten Räuber gibt es folgende Beschreibung: Er ist etwa 175 Zentimeter groß und trug eine neon-orangefarbene Jacke mit Reflektoren an den Ärmeln, ähnlich einer Sicherheitsjacke. Außerdem war er mit einem schwarzen Kapuzensweatshirt und blauen Jeans bekleidet, dazu hatte er auffallend grüne Turnschuhe an.

Die Polizei fragt: Wer hat den Mann Dienstagnacht im Bereich Tankstelle in der Würzburger Straße bemerkt und etwas Verdächtiges entdeckt? Wer hat gar den Täter bei der Flucht gesehen oder kennt eine Person, auf die die Beschreibung passt? Hinweise nimmt die Kripo Bamberg unter der Nummer 0951/9129-491 entgegen.

Achtung: Die Polizei weist darauf hin, dass der Unbekannte während der Tatausführung eine Schusswaffe bei sich trug und warnt daher auf jeden Fall vor einer direkten Kontaktaufnahme und Konfrontation mit dem Mann. "Verständigen sie die Polizei - Notruf 110!", heißt es in einer Mitteilung.

Wird der Mann gefasst, erwartet ihn eine eine Freiheitsstrafe zwischen fünf und 15 Jahren. "Ein Tankstellenüberfall stellt strafrechtlich einen schweren Raub dar", erklärt Christopher Rosenbusch, Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Bamberg, schriftlich.

Einziger Überfall seit längerem
Doch noch ist der Tankstellen-Räuber auf freiem Fuß. Hat er vielleicht schon die nächste im Visier? Der Überfall vom Dienstag war jedenfalls in den vergangenen fünf Jahren der einzige in Bamberg. Das liest Jürgen Stadter vom Polizeipräsidium Oberfranken aus der Statistik heraus.

Von einer Serie von Tankstellen-Überfällen könne man auch mit Blick auf die Region nicht sprechen. In Oberfranken gab es 2014 einen Fall in Hochstadt am Main sowie einen in Kulmbach. In beiden Fällen hatte ein bewaffneter Räuber die Tankstellen gestürmt und Geld erpresst.

Beide Straftaten sind noch ungeklärt. Jürgen Stadter merkt auf Nachfrage vorsichtig an, dass er Zusammenhänge mit dem aktuellen Fall in Bamberg bezweifelt. Der ist Tagesgespräch, nicht nur direkt in der betroffenen Aral-Tankstelle im Berggebiet.

Die Sprit-Kunden sprechen die Angestellten auf die Nacht des Überfalls an, wollen wissen, was los war. Die Mitarbeiter selbst machen ihren Job, bewältigen ruhig das Tagesgeschäft. Spuren vom Überfall sind keine mehr zu sehen - zumindest nicht auf dem Tankstellenareal. Doch man kann sich vorstellen, dass mancher Mitarbeiter ein mulmiges Gefühl hat.