Was den Ahornweg angeht, ist er für die Umbenennung. "Ich habe vielfach Rückmeldungen von Bürgern bekommen, die das wünschen, dass die Straße wieder Judengasse heißt", erzählt er. Entscheiden müsse der Gemeinderat.
Formell ist die Sache gar nicht so einfach. Denn wie sich in der Verwaltung herausstellte, gibt es bereits eine alte Entscheidung des Gemeinderates für die Umbenennung in Judengasse. "Die Eintragungsverfügung wurde im April 1962 durch den Bürgermeister Johann Stretz unterzeichnet", erklärt Bauamtsleiter Christian Günthner. Der Beschluss war also offenbar da. Im Straßenbestandsverzeichnis wurde aber Ahornweg eingetragen, wie auf den Straßenschildern auch. Warum weiß weder Günthner, noch Deinlein.
Laut Chronistin war der Weg vorher nur Hofraum der Synagoge zugehörig. Zentrum des jüdischen Lebens in Reckendorf.
INFO:
Gemeinden In einigen Orten im Landkreis Bamberg gab es in der Vergangenheit jüdische Gemeinden: in Aschbach, Bischberg, Burgebrach, Buttenheim, Demmelsdorf, Heiligenstadt, Hirschaid, Lisberg, Reckendorf, Reichmannsdorf, Trabelsdorf, Trunstadt, Viereth, Walsdorf und Zeckendorf. Friedhöfe, Synagogen, Ritualbäder und Schulen sowie Überreste von jüdischen Sakralgegenständen aus Gotteshäusern sind teilweise erhalten.
Bamberg "Mit Ausnahme der Orte Marktbreit und Fürth war den Juden des 18. Jahrhunderts der Zugang zu großen Orten Frankens verwehrt", schreibt Historiker Klaus Guth. Erst im 19 Jahrhundert wuchs die jüdische Gemeinde.
Ansiedlung Wie der Bamberger Kreisheimatpfleger Wolfgang Rössler erzählt, waren es einst die Reichsritter, die Juden ansiedelten und ihnen auch Hochzeiten ermöglichten. Freilich verbunden, mit allen möglichen Abgaben, die entrichtet werden mussten: Nur der Besitz eines Schutzprivilegs eines christlichen Herrschers ermöglichte die Ansiedlung.
Sanktionen Sonderabgaben und Steuern bestimmten den Alltag der Juden. "Wie im Dorf Gunzendorf bei Bamberg (1702) mussten die vom Hochstift Würzburg angesiedelten Juden 10 Gulden Hausmiete und selbstverständlich jährliches Schutzgeld von 12 Gulden zahlen", berichtet Guth. Weitere Abgaben gab es zuhauf: Neujahrsgelder an den Grundherren, Gänsegelder, Weg- und Pflastergelder, Beiträge zu Zuchthäusern. "Die Sondersteuern nahmen kein Ende."
Vermögen All das brachte die Landjuden in Franken im Durchschnitt in die Nähe der Armut. Erst im 19. Jahrhundert gelangten die Juden in den Städten teilweise zu Wohlstand.
Literatur Einen Überblick über die "Jüdischen Landgemeinden in Oberfranken" liefert Klaus Guth in seinem 1988 erschienen Buch. In der Reckendorfer Chronik hat Adelheid Waschka die Ortsgeschichte dokumentiert.
SITZUNG: Am heutigen Dienstag tagt um 18 Uhr im Reckendorfer Rathaus der Gemeinderat. Auf der Tagesordnung stehen unter anderem die Änderung der Geschäftsordnung und die Umbenennung des Ahornwegs zur Judengasse. Außerdem geht es um die Schaffung eines einheitlichen, kommunalen Förderprogramms mit einer Bauberatung im Innenbereich und zur Stärkung der Ortsmitten im Rahmen der Baunach-Allianz.