Die Bamberger Kurzfilmtage gehen mit der Prämierung in sieben Kategorien zu Ende. Neben dem Kino- begeistert vor allem auch das Club-Erlebnis.
Mit den stets sehr beliebten Preisträger- und Publikumslieblinge-Rollen gingen am Sonntag die Bamberger Kurzfilmtage zu Ende. Am Vorabend durften sich bereits sieben Filmteams über Auszeichnungen in den verschiedenen Kategorien freuen. Zum Preisgeld gibt es in Bamberg traditionell den goldenen Reiter aus Schokolade aus den Händen von Bildhauer Adelbert Heil.
Als besten Spielfilm des Festivals zeichnete die Jury - Stephan Grosse-Grollmann, Alexandre Espigares und Brigitte Strubel-Mattes - den Film "Das Mädchen im Schnee" von Dennis Ledergerber aus. Der Siebenminüter über einen Geräuschemacher funktioniert wie eine klassische Kurzgeschichte, indem er auf von einer starken, düsteren Pointe geradezu getragen wird.
Deutlich mehr Raum nimmt da der Preisträger in der Kategorie Dokumentarfilm ein: "Joe Boots" von Florian Baron. Baron traf während eines Aufenthaltes in Pittsburgh auf den Irak-Kriegsveteranen Boots, einen jungen Mann, der sein Kriegstraum vermeintlich überwunden hat. Die Studie über Boots ist ein Ausschnitt aus einem Kinofilm, der Ende des Jahres erscheinen wird. Darin stellt Baron fünf vergleichbare Geschichten nebeneinander.
Dokurollen beliebt
Der Preisträgerfilm ist durch die außergewöhnlichen Slow-Mo-Kamerafahrten ein auch ästhetisch eindrucksvolles Beispiel dafür, wie gut das Format Kurzfilm gerade im Dokumentarbereich funktioniert. Das Bamberger Publikum weiß das mittlerweile, so dass die beiden reinen Dokurollen am vergangenen Dienstag und Mittwoch im Lichtspielkino fast komplett ausverkauft waren.
Die Kurzfilmtage, die sich selbst gern das Label "ältestes Kurzfilmfestival Bayerns" ans Revers heften, feiern im kommenden Jahr ihren 30. Geburtstag. An sieben Tagen liefen rund 150 Filme, davon 70 in den Wettbewerben. Die Veranstalter rund um die beiden Vorsitzenden Volker Traumann und Andreas Böhler stehen dabei immer wieder vor der Herausforderung, Spielorte neben dem Lichtspiel zum Kino werden zu lassen. Nach einigen Jahren im wiederentdecken Luli-Saal zog das Festival in dieser Ausgabe in die Alte Seilerei.
"Wir freuen uns deshalb besonders", so Böhler, "dass das Publikum auch den Weg da raus gefunden hat. Die Seilerei ist ziemlich gut angenommen worden." Auch dank dieser Entscheidung breitet sich das Festival mehr und mehr über das Stadtgebiet aus. Auch der große Saal des Odeon-Kinos stand dem Team für Vorführungen sowie die Preisverleihung zur Verfügung, in der Stadtbibliothek findet mittlerweile traditionell die Dauerausstellung statt.
Neben der Filmkunst hat sich das größtenteils ehrenamtliche Team mit der Clubkultur ein zweites Standbein aufgebaut. Die Wahl für den geeignetsten Ort für einen Pop-Up-Kurzfilmclub fiel erneut auf den ehemaligen Morphclub in der Oberen Königsstraße. Dass das Festival diesen so sehnsüchtig vermissten Ort wieder zugänglich macht, ist für viele Besucher eine hochemotionale Angelegenheit. Vor der Clubtür schlängelte sich meist schon ab 21 Uhr eine lange Warteschlange: Einlassstopp wegen der städtischen Auflagen. Die verhinderten Besucher warteten in aller Regel so geduldig wie friedlich.