Ungewöhnlicher Aufruf mit charmantem Ende: Zwei Frauen aus Oberfranken suchen per Annonce männliche Unterstützung für ihre Köln-Tour im Februar. Eine Gruppe aus Coburg meldet sich und nimmt die Karnevals-Fans jetzt mit in die Domstadt.
Familie F. aus der oberfränkischen Gemeinde Frensdorf (Landkreis Bamberg) ist begeistert vom Kölner Karneval. Immer wieder reist man in die Domstadt, um vor Ort die "fünfte Jahreszeit" zu feiern. Auch heuer war wieder eine Tour geplant, ein Hotel unweit des Kölner Doms für fünf Tage gebucht.
Doch nach den erschütternden Ereignissen in der Silvesternacht war den Karnevals-Fans die Lust aufs Feiern in der Millionenstadt vergangen. "Meine Frau und ihre Freundin wollten fahren, haben sich aber nicht mehr sicher gefühlt und wollten die Reise deshalb absagen", berichtet Johann F..
Eine ungewöhnliche Zeitungsanzeige hat dazu geführt, dass die oberfränkischen Karnevals-Fans nun doch in die Domstadt reisen: "Zwei Frauen suchen kompetenten, männlichen Begleitschutz vom 4. bis 8. Februar für Kölner Karneval" lautet der Text, der vergangenes Wochenende im Anzeigenteil dieser Zeitung erschien. "Da wir Ehepartner unsere Frauen nicht begleiten können und sie absagen wollten, habe ich mir die Anzeige spontan überlegt und am 3. Januar aufgegeben. Da konnte ich allerdings noch nicht abschätzen, welche Ausmaße das in Köln noch annehmen wird."
Mulmiges Gefühl
In den Tagen bis zum Erscheinungstag der Anzeige beschleicht Johann F. deshalb ein mulmiges Gefühl. "Ich hatte schon Bedenken wegen des Textes. Ich wollte nicht, dass das irgendwie falsch verstanden wird und sich vielleicht sogar Leute aus der rechten Szene bei uns melden."
Das geschieht aber nicht. Mehrmals klingelt in den folgenden Tagen in Frensdorf das Telefon - die Anrufer haben allesamt gute Absichten und wollen einfach nur helfen. "Das waren meist Leute, die sowieso zum Karneval hochfahren und einen Platz angeboten haben. Geld hat keiner verlangt."
Ein Seidla zum Kennenlernen
Die ungewöhnliche Aktion nimmt ein charmantes Ende: Eine Reisegruppe aus Coburg wird die zwei Frauen Anfang Februar mit nach Köln nehmen. Im Vorfeld der Reise will ein Teil der Coburger Gruppe in Frensdorf vorbeischauen. "Dann trinken wir ein Seidla zusammen. Zum Kennenlernen."
Durchaus möglich, dass es nicht bei dem einen gemeinsamen Bier bleiben wird: Die Coburger haben die Familie aus Frensdorf auch schon auf das Coburger Samba-Festival im Juli eingeladen. "Es ist schön, dass das mit der Anzeige so ausgegangen ist. Vielleicht entwickelt sich daraus ja sogar eine Freundschaft."
Muß ich mir merken. Wohne fast in der Nähe. Allerdings mit HELAU und nicht AALAF