Statt lautem Metal leise Melancholie

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Alexander Wild in seinem Element. Fotos: Andrea Wild
Alexander Wild in seinem Element. Fotos: Andrea Wild
 

Ein Strullendorfer Schlagzeuger startet durch: Gleich mit den ersten Titeln, die Alexander Wild komponierte, zieht der 36-Jährige ins Finale der begehrten "Deutschen Rock & Pop Preise” ein. Wir sprachen mit dem Musiker, der mittlerweile ein eigenes Tonstudio betreibt.

Mit 16 schwang er die Sticks, um "so cool zu sein wie Metallica-Drummer Lars Ulrich". Dabei trommelte Alexander Will für den Erfolg von Rust, wie sich die erste Combo nannte, bei der er spielte. Zwei Jahrzehnte und zwei Bands später präsentiert sich der Strullendorfer Metal-Fan als Songwriter, der mit gefühlvollen Titeln wie "Hope" und "Rose of Stone" ins Finale des "Deutschen Rock & Pop Preises” einzieht. Morgen Abend wird der 36-Jährige im Ludwigshafener Pfalzbau in der Kategorie "bester Rocksong" und "bester Countrysong" ausgezeichnet.


Auf dem Keyboard des Vaters

Was Wilds Vater wohl zum Erfolg seines Sohnes sagt, nachdem er ihm das Faible für Musik in die Wiege legte? Sein Keyboard war das erste Instrument, auf dem sich der damals achtjährige Alexander ausprobierte. "Eigentlich wollte ich ja ein Schlagzeug.
Das bekam ich aber erst, nachdem wir aus einer hellhörigen Mietswohnung in unser eigenes Haus zogen", wo auszuschließen war, dass die Nachbarschaft nach jedem Trommelwirbel auf der Matte stand.

Natürlich träumte Alexander davon, sein Hobby zum Beruf zu machen. "Ich hatte aber nicht das Geld, um mir ein entsprechendes Studium zu finanzieren." Stattdessen ließ sich der Strullendorfer zum Industriemeister ausbilden und kam erst später wieder "back to the roots". Was der Drummer seiner Frau verdankt: "Andrea schenkte mir ein neues Instrument, nachdem ich mein altes Schlagzeug weggeben hatte und der Musik für eine Weile tatsächlich den Rücken kehrte."


Rock und Pop mit Kool

Kool hieß die zweite Band, in der sich Wild positionierte. Rock- und Pop-Titel coverte der Strullendorfer in dieser Phase, der sich anschließend weiter Richtung Blues orientierte. So sitzt der 36-Jährige seit vergangenem Jahr am Schlagzeug von Second Try. Und betreibt ganz nebenbei noch ein Tonstudio - im Dachstübchen des Strullendorfer Hauses, in dem der Musiker mit seinem größten Fan lebt.



Welche Chancen aber rechnet sich der angehende Audioingenieur im Haifischbecken der Musikbranche aus? "Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es sehr schwer ist, ein kostengünstiges Tonstudio zu finden. Bei mir bekommen alle die Chance, eine CD zu produzieren - Kinder, Jugendliche, Hobbymusiker, Geschichtenerzähler", meint Wild. Interessenten könnten Platten aufnehmen, um sie bei Festivitäten zu verschenken. Oder Demo-Tapes einspielen, um sich bei Firmen und Verlagen zu bewerben. Wobei das gesamte Angebotsspektrum auf der Homepage des Tonstudios nachzulesen ist.


"Das kann ich auch"

Und wie kam Wild auf die Idee, sich für die "Deutschen Rock & Pop Preise" zu bewerben, die heuer zum 31. Mal "herausragenden Nachwuchsmusikgruppen und Nachwuchseinzelkünstlern" verliehen werden? "Weil ich im vergangenen Jahr schon als Schlagzeuger mit einem Finalisten auf der Bühne stand", berichtet der Drummer. Einen Kollegen aus dem Allgäu unterstützte Wild und dachte sich: "Das kann ich auch." Zwei Titel schrieb der Franke daraufhin: "Hope", einen melancholischen Song, bei dem er sämtliche Instrumente spielte. Und "Rose of Stone" als Track, bei dem Second-Try-Bandkollege Harald Schuberth die Gitarre zupfte. Prompt kamen beide Titel in die Endausscheidung, bei der morgen Abend nurmehr ermittelt wird, ob Wild einen ersten, zweiten oder dritten Platz in der Kategorie "bester Rock-" und "bester Country-Song" gewinnt.

Eine wunderbare Bestätigung für den Musiker. "Ich weiß jetzt, dass ich Songs schreiben kann. Also produziere ich weiter und möchte im kommenden Jahr meine erste CD auf den Markt bringen."

Auf diese Weise erfüllte sich zwar nicht Wilds Teenie-Traum von einer Karriere im Stil Lars Ulrichs. Aber der Drummer folgte seinem Idol auf andere Weise. Ebenso wie Ulrich Ozzy Osbourne als Legende folgte, die ihn inspirierte. Denken wir nur an die Worte des Metallica-Gründers: "If there was no Black Sabbath, I could still possibly be a morning newspaper delivery boy. No fun!"