Seit hundert Jahren wirken Salesianer Don Boscos in Bamberg. Ihr Jugendhilfewerk unterstützt Kinder und Jugendliche mit besonderem Betreuungsbedarf.
Emil Hartmann hat eine klare Botschaft, die vom Jubiläumsjahr ausgehen soll: "Kein junger Mensch darf verloren gehen. Jeder junge Mensch hat das Recht auf die Teilhabe an der Gesellschaft." Der Gesamtleiter des Don-Bosco-Jugendwerks Bamberg fügt hinzu: "Wir müssen Strukturen schaffen und Menschen dafür begeistern, die das ermöglichen."
Emil Hartmann weiß nur zu gut, dass es dafür "große Kreativität" geben muss. Und "Mutausbrüche", wenn es um benachteiligte junge Menschen geht. Umso dankbarer zeigt sich der Sozialpädagoge über die Unterstützung vieler Bamberger für das Jugendwerk: ideeller und finanzieller Art. Denn trotz der öffentlichen Regelfördermittel sei so manches Projekt nur mit Spenden leistbar: "Wir brauchen jährlich rund 140 000 Euro Spenden für nicht geförderte Maßnahmen", erklärt Hartmann.
Seit 1989 leitet er als erster Laie das Jugendwerk der Salesianer Don Boscos. Diese katholische Ordensgemeinschaft ist nunmehr seit hundert Jahren in Bamberg ansässig. Der damalige Weihbischof Senger hatte höchstpersönlich die Salesianer, die "als Erzieher der männlichen Jugend bereits Weltruf genießen", die Leitung eines neu zu gründenden Lehrlingsheims in der Weide zu übernehmen. Würzburg war bis 1919 die einzige salesianische Niederlassung in Deutschland. Der erste Direktor in Bamberg wurde Pater Georg Wagner, zugleich Präses des St. Heinrichsvereins für die Jugend, der die bedeutende Rolle der Salesianer in der Jugendarbeit auch außerhalb des Lehrlingsheimes unterstrich.
1925 entsteht ein Neubau in der Hornthalstraße: das Canisiusheim, in dem bald über 130 Lehrlinge und Mittelschüler leben. 1931 übernehmen die Salesianer auch die "St. Josefsanstalt" auf dem Jakobsberg. 1937 entzieht der Oberbürgermeister der Stadt Bamberg den Ordensmännern die Erziehungsberechtigung und schließt das Canisiusheim. In einem Bericht des damaligen Regierungspräsidenten (vom 8. Juli 1937) heißt es: "Die Patres und Kleriker des Canisiusheimes standen seit Jahren in scharfem Gegensatz zum nationalsozialistischen Staat."
Sportverein und Musikanten
1947 wird das Canisiusheim zum zweiten Mal eingeweiht, bald wohnen darin schon wieder fast hundert Buben. Das Jahr 1950 setzt eine besondere Wegmarke bis zum heutigen Tag: Salesianerpater Feuerlein gründet den Sportverein DJK Don Bosco und die Don-Bosco-Musikanten. Die Blasmusiker haben immer noch ihren Proberaum im Canisiusheim. Und von den derzeit fünf Salesianern in Bamberg ist mit Pater Dieter Putzer immer noch ein Don-Bosco-Ordensmann in der Bamberger Pfarrseelsorge aktiv.
Emil Hartmann und seine Stellvertreterin Anne Jahn berichten aus der Chronik der Salesianer, werfen Schlaglichter auf die im Laufe des Jahrhunderts gewandelten Anfordernisse in der Jugendhilfe. "Bis 1989 kümmerten sich die Salesianer um junge Menschen ab 14 Jahren, die aus häuslicher Armut kamen." Seitdem richte sich das Augenmerk auf junge Menschen mit Unterstützungsbedarf ab sechs Jahren. "Die Betreuungsform hat sich gewandelt und ist intensiver geworden", erklärt Anne Jahn. So stünden zum Beispiel in einer therapeutischen Wohngruppe gleich fünf pädagogische Mitarbeiter für acht Kinder bereit. "Viele Kinder mit Diagnose wie Bindungsstörung oder Hyperaktivität sind bei uns", so Jahn. Etliche kämen mit Gewalt- und Missbrauchserfahrung und nur "wenige aus funktionierenden Familien".
Mit seinen Einrichtungen und Projekten "bildet das Don-Bosco-Jugendwerk die Gesellschaft ab", betont Emil Hartmann. Es gibt erzieherische Hilfen in heil- und therapeutischen Wohngruppen und Tagesstätten, Schülerhorte, Jugendsozialarbeit, die "Chance-Jugend-Fähre", Wohngruppen für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, Hilfen für straffällige junge Menschen, Flex-Fernschule, die Bartolomeo-Garelli-Schule als Förderzentrum zur emotionalen und sozialen Entwicklung. Und natürlich zirkuspädagogische Angebote für Kinder und Jugendliche, die im "Zirkus Giovanni" ihre ganz eigene Strahlkraft und wissenschaftlich belegte positive Wirkung entfalten. Rund 180 fest angestellte Mitarbeiter unterschiedlichster Professionen, 55 Honorarkräfte und etwa 70 Ehrenamtliche gehören zur "Familie" des Don-Bosco-Jugendwerks Bamberg.