Von Freitag bis Sonntag findet in der Bamberger Brose Arena die 85. deutsche Meisterschaft statt.
Wer wird Nachfolger von Kristin Silbereisen und Patrick Baum? Gibt es Favoritenstürze, oder stehen am Ende etablierte Stars wie Dimitrij Ovtcharov und Timo Boll sowie Han Ying und Shan Xiaona ganz oben auf dem Siegerpodest? Fragen, die am Wochenende bei der 85. deutschen Tischtennis-Meisterschaft der Damen und Herren in
Bamberg beantwortet werden. Zum dritten Mal nach 2011 und 2013 ist die Brose Arena Schauplatz der nationalen Titelkämpfe und garantiert ein Wochenende lang sehenswertes Spitzentischtennis in Oberfranken.
Am Freitag kämpfen 32 Spielerinnen und 32 Spieler zunächst in Gruppenspielen um den Einzug in die Hauptrunde, die jeweils 16 Damen und Herren erreichen. Die jeweils 16 gesetzten Asse steigen erst am Samstag in das Turnier ein, beispielsweise die beiden Topfavoriten, der Weltranglisten-Fünfte Dimitrij Ovtcharov und die Weltranglisten-Sechste Han Ying. Durch die Verpflichtungen für ihre Klubs - Ovtcharov spielt für Orenburg (Russland), Han für Tarnobrzeg (Polen) - sind die beiden Wahl-Düsseldorfer seltener bei Topveranstaltungen in Deutschland zu sehen als ihre in der Bundesliga aktiven Nationalmannschaftskollegen.
"Ich freue mich sehr auf meinen Start in Bamberg. Ich habe ja nicht so häufig wie andere die Gelegenheit, mich den Tischtennisfans hier in Deutschland zu präsentieren", sagt Ovtcharov, der zuversichtlich anreist und vor Rekordmeister Boll (Düsseldorf) gesetzt sein wird: "Ich bin in guter Form und hoffe, dass ich in Bamberg meinen zweiten Titel gewinnen kann", sagt Ovtcharov. Han Ying, vor Katar-Open-Halbfinalistin Shan Xiaona (Berlin) favorisiert, ist zwar als Defensivass systembedingt Geduld erprobt, dennoch hofft sie, dass das Warten auf ihren ersten Einzeltitel bei den deutschen Meisterschaften endlich ein Ende nimmt: "Ich wäre sehr glücklich, wenn es mir gelingt, zum ersten Mal den Titel zu holen. In jedem Fall freue mich auf spannende Duelle mit meinen Teamkolleginnen aus der Nationalmannschaft."
Auch den an Position 2 gesetzten, alleinigen Rekordhalter Timo Boll juckt es in Bamberg in der Hand. "Auf die nationalen Meisterschaften freue ich mich. Ich würde mir natürlich gerne zum elften Mal den Titel holen. Aber die deutsche Konkurrenz ist stark", sagt Boll, der auch bereits ein zweites Ziel im Auge hat: "Ich versuche, jeden Wettkampf auch als Vorbereitung für die Heim-WM in Düsseldorf zu sehen." Bolls Leistenverletzung und die leichte Erkältung aus der Vorwoche sollten mittlerweile keine größere Behinderung mehr darstellen, trotzdem hat der Düsseldorfer derzeit noch einen Trainingsrückstand.
Bei den Herren zählen zum engsten Kreis der Medaillenanwärter außer Ovtcharov und dem zehnfachen Einzelmeister Boll noch Abwehrass Ruwen Filus (Fulda) sowie die drei Bergneustädter Benedikt Duda, Steffen Mengel und Ricardo Walther, der zusammen mit Filus auch den Vorjahressieg im Doppel wiederholen will. Einen neuen Einzelmeister gibt es übrigens auf jeden Fall: Titelverteidiger Patrick Baum (Saarbrücken) sagte seinen Start ab. Wirkliche Prognosen ermöglicht die große Dichte an deutschen Weltklassespielern aber kaum: Immerhin neun deutsche Herren und sechs DTTB-Damen werden aktuell unter den Top 100 im Ranking des Weltverbands notiert.
Han Yings ärgste Konkurrentin im Meisterschaftsrennen ist ihre Nationalmannschaftskollegin Shan Xiaona (Berlin), deren Erfolgshunger trotz der Titelgewinne 2013 und 2014 noch nicht gestillt ist. "Eine dritte Goldmedaille wäre natürlich super. Ich spiele ganz gut im Moment und freue mich, nach 2013 wieder in Bamberg sein zu können, denn ich erinnere mich noch gut dann, dass die Zuschauer toll waren. Also: Ich will den Titel, aber wenn es nicht klappt, werde ich auch nicht allzu traurig sein. Wir Spielerinnen kennen uns ja alle gut."
Bei den Damen wollen nicht nur Han Ying und Shan Xiaona der im Vorjahr sowie auch 2010 erfolgreichen Doppel-Europameisterin Kristin Silbereisen (Kolbermoor) den Titel streitig machen. Während Shan Xiaona, die am vergangenen Wochenende bei den Katar Open das Halbfinale erreichte und dabei sogar Chinas Weltranglisten-Zweite Zhu Yuling bezwang, sich bereits zweimal mit dem nationalen Siegerpokal schmücken konnte, fehlt der Titel der deutschen Einzelmeisterin noch in der Sammlung der Grand-Final-Zweiten Han. Hoffnungen auf den Sprung auf das Siegerpodest machen sich aber auch Tanja Krämer (Busenbach) oder die Esserin Nadine Bollmeier. Die dreimalige deutsche Meisterin im Doppel, mit 35 Jahren ein Jahr jünger als die frühere Titelträgerin Krämer, nimmt bereits zum 20. Mal an der "Deutschen" teil.
Die Routiniers haben aber mit dem Angriff der Jugend zu rechnen: So reisen die frischgebackene U21-Europameisterin Chantal Mantz (Berlin) und ihre Finalgegnerin Yuan Wan (Bingen) mit viel Selbstvertrauen für den Einzelwettbewerb nach Bamberg. Im Doppel geht das Duo zudem als Titelverteidiger an den Start.
Eines der Talente, die in die Phalanx der Etablierten einbrechen möchten, kommt übrigens aus Franken und hat somit quasi ein Heimspiel in der Brose Arena. Kilian Ort, Eigengewächs und Aushängeschild des Zweitliga-Primus Bad Königshofen, debütierte Ende Dezember beim EM-Qualifikationsmatch in der Schweiz in der A-Nationalmannschaft. Anfang Februar setzte sich der 20-Jährige, der in Bamberg an Position 8 gesetzt ist, bei den U21-Europameisterschaften in Sotschi (Russland) mit dem Einzug in das Einzel-Viertelfinale stark in Szene. Im 70 Kilometer von Bad Königshofen entfernten Bamberg hofft die Nummer 209 der Weltrangliste auf ein Erfolgserlebnis: "Gerne würde ich am Ende in Bamberg irgendwo auf dem Treppchen stehen."
Zwei weitere bayerische Lokalmatadoren mussten hingegen aus gesundheitlichen Gründen absagen. Sabine Winter (Kolbermoor) legt nach monatelangen Schulterbeschwerden auf Anraten von Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt eine Zwangspause ein, für den gebürtigen Oberviechtacher Bastian Steger kommt nach langwieriger Entzündung der Großzehe ein Turnierstart noch zu früh. "Ich habe letzte Woche zum ersten Mal wieder ein Bundesligaspiel gemacht. Eine DM über zwei Tage kommt leider noch zu früh", bedauert Steger, der 2011 in Bamberg einen seiner beiden Titel gewann, seine Absage.
Zwei weitere Nationalspieler sind bereits seit längerem verletzt: Die Weltranglisten-15. Petrissa Solja (Berlin) laboriert seit ihrer Aufgabe im Finale des Europe Top 16 in Antibes an einer Zerrung im Schlagarm, bei Doppel-Europameister Patrick Franziska, der seit dem 6. November kein Match mehr bestritt, hat sich Wasser im Hüftkopf abgelagert, Nina Mittelham (Bad Driburg) bleibt wegen einer Knöchelverletzung daheim.
Karten noch erhältlich
An der Tageskasse ebenso wie online sind noch Tickets für alle Turniertage erhältlich. Am Freitag, 3. März, erhalten Kinder und Jugendliche bis 17 Jahre beim U18-Tag sogar kostenfreien Zutritt in die Brose Arena. Für Kinder bis 16 Jahre ist eine (gesetzlich vorgeschriebene) Begleitperson notwendig, die sich eine Karte kaufen muss. In den Ticketpreisen enthalten sind die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel in Bamberg.
Zeitplan
Freitag, 3. März (Qualifikation):13.00 Uhr: Damen-Einzel - 1. Runde Gruppenspiele
13.30 Uhr: Damen-Einzel - 1. Runde Gruppenspiele
14.00 Uhr: Herren-Einzel - 1. Runde Gruppenspiele
14.30 Uhr: Herren-Einzel - 1. Runde Gruppenspiele
15.00 Uhr: Damen-Einzel - 2. Runde Gruppenspiele
15.30 Uhr: Damen-Einzel - 2. Runde Gruppenspiele
16.00 Uhr: Herren-Einzel - 2. Runde Gruppenspiele
16.30 Uhr: Herren-Einzel - 2. Runde Gruppenspiele
17.00 Uhr: Damen-Einzel - 3. Runde Gruppenspiele
17.30 Uhr: Damen-Einzel - 3. Runde Gruppenspiele
18.00 Uhr: Herren-Einzel - 3. Runde Gruppenspiele
18.30 Uhr: Herren-Einzel - 3. Runde Gruppenspiele
Samstag, 4. März: 10.00 Uhr: Damen-Doppel - 1. Runde
10.30 Uhr: Herren-Doppel - 1. Runde
11.00 Uhr: Damen-Doppel - Achtelfinale
11.30 Uhr: Herren-Doppel - Achtelfinale
12.00 Uhr: Damen-Einzel - 1. Runde
12.45 Uhr: Damen-Einzel - 1. Runde
13.30 Uhr: Herren-Einzel - 1. Runde
14.15 Uhr: Herren-Einzel - 1. Runde
15.00 Uhr: Damen-Einzel - Achtelfinale
15.45 Uhr: Herren-Einzel - Achtelfinale
17.30 Uhr: Damen-Doppel - Viertelfinale
18.15 Uhr: Herren-Doppel - Viertelfinale
19.00 Uhr: Damen-Einzel - Viertelfinale
19.45 Uhr: Herren-Einzel - Viertelfinale
Sonntag, 5. März:10.00 Uhr: Damen-Doppel - Halbfinale
10.45 Uhr: Herren-Einzel - Halbfinale
11.30 Uhr: Damen-Einzel - Halbfinale
12.15 Uhr: Herren-Doppel - Halbfinale
Ab 14 Uhr (nacheinander):
Damen-Doppel - Finale
Herren-Einzel - Finale
Damen-Einzel - Finale
Herren-Doppel - Finale