Der deutsche Meister belohnt sich in Nürnberg nicht für eine tolle Leistung und verliert mit 89:91 gegen Madrid.
Real Madrid feiert wie im Vorjahr einen hart erkämpften 91:89 (51:47)-Erfolg in Nürnberg. Die 8000 begeisterten Zuschauer sahen dennoch ein mitreißendes Euroleague-Spiel, in dem am Ende aber die "Königlichen" unterstrichen, warum sie auch in dieser Saison als Anwärter auf den europäischen Thron gelten. Die Mannschaft von Trainer Andrea Trinchieri begegnete Real die gesamten 40 Minuten auf Augenhöhe und musste sich unglücklich geschlagen geben. Jetzt heißt es schnell die Akkus aufzuladen, denn bereits am Freitag (20 Uhr) wartet in Piräus bereits das nächste europäische Schwergewicht auf die Bamberger.
Feuerwerk bei der Spielervorstellung, die MVP-Trophäe des Monats Dezember für Nicolo Melli - die Einstimmung auf das Basketball-Fest war perfekt. Real erwischte zwar den besseren Start, doch nach drei Minuten lagen die Gastgeber mit 8:7 vorn. Der deutsche Meister begegnete dem Starensemble aus Spanien auf Augenhöhe - allerdings kamen die "Königlichen" etwas leichter zu ihren Punkten, während die Bamberger hart um jeden Zähler kämpfen mussten. Doch Darius Miller und Janis Strelnieks sorgten von der Dreierlinie dafür, dass der Favorit nicht wegziehen konnte. Aber auch Fabien Causeur und Daniel Theis setzten sich immer wieder durch. Mit starker Defensive und kontrolliertem Passspiel fand das Brose-Team immer wieder eine Antwort auf das Offensiv-Feuerwerk der Gäste.
Erst als Jaycee Carroll in der Schlussphase der ersten Halbzeit heiß lief und sein Team mit zehn Punkten in Folge mit 51:41 in Führung schoss, kamen die ersten Zweifel auf. Er bestrafte die kleinen Fehler in Bambergs Abwehr eiskalt. Doch der überragende Melli - bis dahin der effektivste Akteur auf dem Feld - ließ bis zur Pause (47:51) wieder die Hoffnung auf die Sensation wachsen.
Die Hausherren kamen mit dem puren Willen aus der Kabine, den Rückstand wettzumachen. Es entwickelte sich ein packendes Duell zwischen Real-Star Sergio Llull und Fabien Causeur. Nach 26 Minuten war es dann aber Miller, der
Bamberg wieder in Front schoss (59:58). Nach Leon Radosevics krachendem Dunking tobten die Fans. Es war der hochklassige Krimi zweier Topteams, den man sich erhofft hatte. Llull und Gustavo Ayon setzten bei Real die Akzente, doch Patrick Heckmann brachte den Gastgeber per Dreier vor dem Schlussviertel wieder auf 69:70 heran.
Theis dunkte Bamberg in Front - die Spannung stieg. Beinahe bei jedem Angriff wechselte die Führung. Leon Radosevic zeigte die beste Saisonleistung. Auf der anderen Seite nutzte Carroll immer wieder die zweiten Chancen. Die Real-Asse hatten jetzt eindeutig einen Bonus bei den Unparteiischen - und Llull traf 68 Sekunden vor Schluss den Dreier aus der Hüfte zum 82:87. Warum beim Theis-Dunking zum 85:87 kein Foul gepfiffen wurde, bleibt das Geheimnis der Unparteiischen. Nikos Zisis glich 8,9 Sek. vor Spielende an der Freiwurflinie aus. Aber Llull entschied mit dem Zauber-Korbleger die Partie, weil der Wurf von der eigenen Dreierlinie von Strelnieks um Zentimeter das Ziel verfehlte.
Die Statistik
Brose Bamberg -
Real Madrid 89:91(21:25, 26:26, 22:19, 20:21)
Bamberg Causeur (14 Punkte/1 Dreier), Miller (13/3), Theis (12), Melli (11/1), Radosevic (11), Strelnieks (9/2), Zisis (8), Heckmann (6/1), McNeal (5/1), Veremeenko, Staiger
Madrid Llull (26/2), Carroll (24/3), Ayon (16), Fernandez (9/2), Draper (5), Reyes (4), Thomkins (3/1), Randolph (2), Hunter (2), Maciulis, Nocioni
SR Belosevic (Serbien), Pastusiak (Polen), Koljensic (Montenegro)
Zuschauer 8000 ausverkauft
Gesamtwurfquote Bamberg 50 Prozent (28 Treffer/57 Versuche), Madrid 50 (35/71)
Dreierquote Bamberg 38 Prozent (9/24), Madrid 30 (8/27)
Freiwurfquote Bamberg 89 Prozent (24/27), Madrid 81 (13/16)
Rebounds Bamberg 26 (21 defensiv/5 offensiv), Madrid 40 (24/16)
Ballgewinne/-verluste Bamberg 8/10, Madrid 6/12
Assists Bamberg 20 / Madrid 15
Fouls Bamberg 18 / Madrid 26
Schade, so nahe dran um am Schluß doch noch düpiert zu werden..
Bei fast allen Statistiken war Bamberg auf Augenhöhe oder besser - bis eben auf das Reboundverhältnis, und da muß man sagen, das Radosevic - so gut er dieses Mal auch offensiv agiert hat - nur einen mageren Rebound abfischt, von Veremeenko mal gar nicht zu sprechen, doch defensiv mit diesen beiden Centern ist es mehr als schwer in dieser Hinsicht Vorteile herauszuholen, und der Rest des Teams kann diese Reboundunterlegenheit nicht kompensieren.. Die/unsere Center (Ausnahme Theiß ! ) fischen zu wenig ab und defensive EL-Tauglichkeit da kaum mehr als Durchschnitt..
Zisis im Aufbau gefällt auch nicht gerade, er dribbelt zehn, fünfzehn Sekunden ein Loch in den Boden mit der Hoffnung den finalen Assist geben zu können, doch die Gegner können sich da sehr gut darauf einstellen und Anspielstationen zumachen.. mit Caseur/Strelnieks im Aufbau wurde schnelles Passspiel aufgezogen und war damit viel erfolgreicher. Zudem ist Zisis derzeit offensiv kein Faktor, und in der Defense gegen schnelle, clevere Leute wie Llull u.ä. viel zu langsam, man bekam leichtes Magengrummeln wenn Zisis wieder eingewechselt und PG spielte... gerade in der Crunchtime wäre es sicher besser gewesen da Caseur und Strelnieks einzusetzen..
Ganz verwegen und nicht nachvollziehbar war dieser ominöse Doppelfoul-Pfiff, verständlich dass nicht nur Trinchieri supersauer war.. Richtig schwachsinnig so ein Pfiff, denn beim Rebound gehen beide Parteien zum Ball und es gibt natürlich immer Kontakte und Berührungen - da müßte man dann bei jedem Rebound Doppelfoul pfeifen.... Verloren hat man das Spiel allerdings aufgrund der wenigen Rebounds die zweite und dritte Chancen für Madrid bedeuteten und die sie auch nutzten.. Schade, hätte man (wieder mal) gewinnen können! Aber auch Lob, dass Bamberg so einen beherzten und kompromißlosen Fight geliefert hat!
Leichtsinnige Ballverluste und Rebounds waren der Grund für die Niederlage. Staiger eine Sekunde vor Ende einzuwechseln und ihn als Notnagel zu nutzen ist schon mehr als merkwürdig. Wie muss sich ein solcher Spieler fühlen?
Staiger wird sicherlich gut bezahlt für seine Rolle; so zumindest meine Vermutung.
Ballverluste hatten die Spanier aber auch; aber sicher sind die vielen zweiten Chancen, die man Real gelassen hat, der Hauptgrund.
Ich möchte aber auch das ominöse Doppelfoul kurz vor Schluss ansprechen und den No-Call beim Dunk von Theis.
Somit war es auch eine gehörige Portion PECH, wie bisher so oft gegen Real Madrid; und das schmerzt halt.