Sie haben - wie Ihr Vorgänger Ginas Rutkauskas - einen Vertrag über drei Jahre abgeschlossen. Rutkauskas blieb nur etwas länger als eineinhalb Jahre. Wie lange halten Sie durch?
Leo De Rycke: Ich hoffe, länger als drei Jahre. Ich möchte hier etwas aufbauen, nicht nur mit der Bundesligamannschaft, sondern auch mit der Jugend. Das ist sehr wichtig, denn gute deutsche Spieler bilden die Basis für eine gute Mannschaft.
Sie waren neun Jahre in Antwerpen tätig. Wie erfolgreich war dort die Jugend?
Sehr erfolgreich. Wir waren mit Ostende immer mit an der Spitze. Zusammen mit dem Klub habe ich ein Leistungszentrum aufgebaut.
Kennen Sie das Jugendkonzept von Bamberg schon?
Ja klar, ich habe auch schon sehr intensiv mit den Jugendtrainern gesprochen.
Bisher hat Bamberg mit Harris, Olinde, Stuckey, Taylor sowie Drell erst fünf Spieler unter Vertrag.
Wir sprechen derzeit mit vielen guten Deutschen. Hier soll in den nächsten Tagen eine Entscheidung fallen. Dazu führen wir Gespräche mit ausländischen Spielern. Coach Moors und ich verfolgen das Konzept, um die deutschen Spieler herum die passenden Ausländer zu suchen.
Mit welchen Assistenztrainern wird Roel Moors in Bamberg arbeiten? Bringt er eigene Coaches mit?
Das ist möglich. Wir haben es jedem Coach, mit dem wir gesprochen haben, offengelassen, einen eigenen Assistenten mitzubringen. Der bisherige Brose-Assistent Dominik Günthner wird sicher bleiben. Wenn ein Neuer kommt, dann würden wir Mark Völkl beim ProB-Team oder im Jugendkonzept unterbringen.
Belgien ist nicht gerade als die große Basketball-Nation bekannt. Wie lange beobachten Sie schon die deutsche Bundesliga?
Ich kenne die Bundesliga sehr gut, war schon in jeder Halle. Ich beobachte auch die Ligen in Frankreich oder Finnland sehr genau, kenne das Niveau der Ligen und welche Art Basketball man dort spielt. Dazu muss ich mir viele Spiele ansehen.
Am vergangenen Sonntag vor 14 Jahren hat Bamberg seine erste von neun Meisterschaften gefeiert - mit einer Mannschaft, die intensiv verteidigt und in der Offensive teamorientiert gespielt hat. Die Fans wollen wieder ein solches Team unterstützen, das an alte Erfolg anknüpft. Wie wollen Sie diese Erwartungen erfüllen?
Im nächsten Jahr wollen wir ein Team bauen, das ein Herz hat und attraktiven Basketball spielt. Ich komme nicht hierher, um um Platz 6, 7 oder 9 zu spielen. Ich will an der Spitze dabei sein - das ist möglich. Wir wissen, dass es in der Bundesliga nicht möglich ist, nur mit jungen Spielern mitzuhalten. Eine Kopie von Antwerpen ist nicht möglich. Coach Moors kennt das Niveau der BBL.
Wie können wir uns die nächsten Wochen in Ihrem Büro vorstellen? Roel Moors kommt und sagt: Ich will Nando de Colo und Kostas Sloukas, und Sie sagen: Nein, beide sind zu alt, weil Michael Stoschek ein junges Team möchte.
Ich sage Nein, weil wir das Budget im Auge haben müssen, nicht weil sie zu alt sind. Wir müssen ein Team bauen, und nicht Namen verpflichten.
Oder kommen Sie mit einer Vorschlagsliste auf Moors zu und sagen, den Spieler und jenen Spieler können wir holen, was hältst du davon?
Vorschläge kommen von beiden Seiten. Wir arbeiten zusammen. Ich kenne Roel seit 22 Jahren.
Wer hat dann das letzte Wort, wenn es darum geht, welcher Spieler kommt, Arne Dirks oder Michael Stoschek?
Was das Budget angeht natürlich Michael Stoschek, was die Spieler angeht der Coach und ich.
Belgien gilt als eines der sortenreichsten Bierländer der Welt. Sie wissen schon, dass Sie hier ins Bierparadies gekommen sind?
Ja, das weiß ich. Ich trinke auch ab und zu eines. Als Spieler habe ich aber nie getrunken.
Und was machen Sie, wenn Sie sich nicht mit Basketball beschäftigen?
Ich gehe laufen. Hier in den Wald. Auch lange Strecken, das mache ich mit meiner Familie seit Jahren. Vor zehn Jahren bin ich mal einen Marathon in 2:50 Stunden gelaufen, das hat ein bißchen Niveau. Jetzt laufe ich nur noch für mich im Wald.