Die Saison 2019/20 wird fortgesetzt, sobald es wieder möglich ist - aber nicht vor dem 1. September. Diesen Beschluss hat der Vorstand des Bayerischen Fußball-Verbands gefasst. Viele Fragen müssen aber noch geklärt werden.
Überraschend ist die Entscheidung nicht mehr: Der Vorstand des Bayerischen Fußball-Verbands (BFV) hat die Fortsetzung der wegen der Corona-Krise unterbrochenen Saison einstimmig beschlossen und sich auf das eingeholte Meinungsbild bei den Vereinen berufen: Diese haben sich mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit für eine Fortsetzung ausgesprochen, mögliche Abbruchszenarien standen nicht zur Option. Der BFV bezeichnete seinen aufgezeigten Weg als alternativlos, im Westen der Republik zeichnet sich dagegen eine andere Lösung ab.
Frühestens ab 1. September soll also bei Männern und Frauen von der Bayernliga abwärts der Ball wieder rollen, sofern es durch staatliche Vorgaben möglich ist. Die Regionalliga Bayern als Schnittstelle zur 3. Liga ist von dieser Regelung weiterhin ausgenommen. Die Junioren von der U13 bis zur U19 sollen mit Beginn des neuen Schuljahres ab Mitte September die alte Spielzeit ebenfalls fortsetzen.
"Die bestmögliche Lösung"
"Wir wollen keine Geisterspiele, wir wollen keine juristischen Streitigkeiten, wir wollen den fairen Wettbewerb und Entscheidungen auf dem Platz - nicht am Grünen Tisch. Da aktuell aber niemand mit Gewissheit sagen kann, ob tatsächlich ab dem 1. September wieder gespielt werden kann, brauchen wir eine Lösung mit größtmöglicher Flexibilität. Für den BFV gibt es genau aus diesem Grund keine Alternative zum Vorschlag, die aktuelle Saison in jedem Fall zu Ende zu spielen, sobald das wieder möglich ist", hatte BFV-Präsident Rainer Koch bereits im Vorfeld der Entscheidung angekündigt: "Die Zeit ist nicht einfach, weil wir wissen, dass sämtliche Lösungen im Umgang mit dieser Saison Nebenwirkungen mit sich bringen. Natürlich auch unser Weg. Wir sind aber davon überzeugt, dass das vorgeschlagene Modell unter Abwägung aller Fragen die bestmögliche Lösung ist."
Viele Fragen sind aber noch ungeklärt, die Ungewissheit wird besonders die höherklassigen Vereine und den Verband noch längere Zeit begleiten. Nun müssen entsprechende Anpassungen in den BFV-Statuten vorgenommen und die drängendsten Fragen gelöst werden.
Wie das geschehen soll? Der BFV setzt fünf "Lösungs-Arbeitsgruppen" (LAG) ein, die sich um die Themenfelder Vereinswechsel, Spielbetrieb Erwachsene, Spielbetrieb Junioren, Meldungen und Fristen sowie Einbettung in Regularien kümmern. Dabei werden die Arbeitsgruppen mit ehrenamtlichen Vorstandsmitgliedern besetzt, hinzu kommen Funktionsträger mit Spielbetriebserfahrung sowie hauptamtliches Personal aus den Fachabteilungen der BFV-Zentrale in München. Auch Vereinsvertreter sollen mitarbeiten. Die komplette personelle Besetzung wird der BFV in der kommenden Woche veröffentlichen.
Welche Punkte sind offen? Wo sind die Fallstricke? Ein Überblick über die bislang noch ungeklärten Fragen, die insbesondere bei den höherklassigen Vereinen für Irritationen sorgen.
Spieler- und Trainerverträge
Der Verband hat zwar den Rahmen geschaffen, dass die Saison über den 30. Juni 2020 hinaus verlängert werden kann, wer nach diesem Stichtag aber noch aufläuft, ist eine ganz andere Frage. Die Vereinbarungen mit Spielern und Trainern enden üblicherweise zu diesem Tag, manche Akteure haben sich ab 1. Juli 2020 anderen Vereinen angeschlossen - und sind womöglich umgezogen. "Der BFV kann niemanden zwingen, einfach weiterzuspielen", sagt Jörg Schmalfuß, Vorsitzender des Bayernligisten FC Eintracht Bamberg. Auch Holger Denzler, der Sportliche Leiter von Liga-Konkurrent DJK Don Bosco Bamberg, sieht erhebliche Probleme und verweist auf das deutsche Arbeitsrecht. Zu viele Fragen seien in diesem Zusammenhang noch offen und kaum zu lösen. Entfällt etwa die Wechselperiode im Sommer, könnten Vereine personell nicht nachlegen. "Das ist eine sportliche Verzerrung", sagt Denzler.