Die Brose Baskets gehen mit ihrem Kooperationspartner Young Pikes Baunach einen neuen Weg. In der ProA sollen die Stars von morgen ausgebildet werden.
Die Brose Baskets gehen mit einem völlig neuen Konzept in die neue Saison. Im Kader des deutschen Basketball-Meisters stehen erstmals zwölf Vollprofis. Die Toptalente aus der Region, aber auch aus dem europäischen Ausland sollen in der ProA - im Farmteam der Baunach Young Pikes - an höhere Aufgaben herangeführt werden. "Die Idee ist eine langfristige Entwicklung von jungen Talenten, sie zu fördern und zu pushen - mit einem extrem hohen Leistungsanspruch. Das ist das, was dahinter steckt", betont Brose-Baskets-Geschäftsführer Rolf Beyer.
"Wir haben hohe sportliche Ziele, wollen uns in der BBL und auch in Europa entwickeln. Das kann ich nur mit einer guten Substanz tun - und die muss ich am Markt relativ teuer einkaufen. Wir sind deshalb den Schritt gegangen, in junge Talente zu investieren, die wir versuchen, länger an uns zu binden", so Beyer weiter.
Mit dem 20-jährigen Slowenen Aleksej Nikolic und dem 17-jährigen Litauer Arnoldas Kubolka beispielsweise schlossen die Bamberger mehrjährige Verträge ab. Das Ziel ist, dass diese Perspektivspieler früher oder später im Profikader auflaufen sollen. Nikolic, aber auch Neuzugang Malik Müller oder Andi Obst und Leon Kratzer könnten schon in dieser Saison Spielzeit im Profi-Team bekommen.
Weissenböck wichtiger Baustein
"Viele von denen, die jetzt kommen, sind von dem Konzept überzeugt, dass man hier mit dem Trainerstab, mit Sportdirektor Daniele Baiesi und mit Fabian Villmeter in der ProA eine Entwicklung machen kann. Wir haben mit der Wiedereingliederung von Stefan Weissenböck einen entscheidenden Baustein bei der individuellen Entwicklung dieser Spieler getan.
Baiesi hat mir bestätigt, dass die Talente staunen, was sie in der Arbeit mit Weissenböck noch lernen können. Wir setzen darauf, dass wir Spieler entwickeln", betont Beyer, sieht darin aber auch ein ein gewisses Risiko, denn nicht jeder werde es schaffen. "Entweder, weil es ihm an der Einstellung, an der Physis oder am Talent fehlt oder er von Verletzungen gestoppt wird", erläutert der Brose-Geschäftsführer.
Sehr am Herzen liegt Beyer dabei die Frage, wie man die Spieler aus der Region und die externen zusammenbringt. "Ich denke, mit ein bisschen Ruckeln wird das in den nächsten Jahren sehr, sehr gut funktionieren. Wir haben einen extrem hohen Leistungsanspruch. Wer Leistungssportler werden will, muss sich da einbringen, mitziehen. Ich glaube auch, dass wir mit den Kooperationspartnern, mit denen wir das tun, vorwärts kommen werden.
Das braucht noch ein wenig Zeit, aber ich bin überzeugt davon, dass es der richtige Schritt ist", so Beyer weiter. Die Bamberger vergleichen ihr Projekt so ein bisschen damit, wie es in Italien mit Benetton Treviso gelaufen ist. "Wir möchten ein wirklich leistungsfähiges Jugendkonzept schaffen, indem wir Spieler entwickeln können - egal, wo sie herkommen", betont Beyer.
Und um dieses Projekt mit Leben zu erfüllen, hat Sportdirektor Daniele Baiesi mit Fabian Villmeter einen ehemaligen deutschen Nachwuchs-Nationaltrainer ins Boot geholt. Und Villmeter, der die jungen Wilden im Farmteam der Baunach Young Pikes formen soll, ist vom Bamberger Projekt voll überzeugt: "Vom ersten Telefonat an mit Daniele Baiesi habe ich mich mit ihm sehr gut verstanden. Wir beide haben schnell gemerkt, dass wir sehr gut zueinander passen und eine ähnliche Idee hinsichtlich des Jugendprogramms haben.
Die Möglichkeiten sind hier zudem ganz andere als an vielen anderen Standorten. Es existieren ein Profiteam, eine gute Organisation sowie Internats- und Trainingsmöglichkeiten für die Jugend mit einem guten funktionierenden Trainerstab. Es ist sicherlich einer der Standorte, der fast alles mitbringt, was man braucht, um erfolgreich zu arbeiten."
Villmeter lobt Einstellung
Und wie schätzt Villmeter seine Truppe ein? "Wir haben im Kreise der ProA-Spieler eine Gruppe an tollen Charakteren zusammen. Die Jungs bringen eine tolle Einstellung mit." Aktuell trainieren die jungen Wilden fast ausschließlich mit den Profis gemeinsam, da der Kader bei den Brose Baskets auf Grund der Nationalmannschafts-Abstellungen von Karsten Tadda, Janis Strelnieks und der Neuzugänge Nikos Zisis und Nicolo Melli doch sehr ausgedünnt ist.
Außerdem sind Daniel Theis und Elias Harris noch dabei, ihre Verletzungen auszukurieren. Villmeter beschreibt die aktuelle Situation wie folgt: "Die Qualität des Trainings mit den Profis ist einfach enorm hoch. Wahrscheinlich ist das auch in dem einen oder anderen Fall für uns als ProA-Team nicht ideal, aber wir nehmen die Aspekte mit, die uns dabei helfen werden, in der ProA eine gute Rolle zu spielen und dort als Mannschaft aufs Feld zu gehen."
Die Baunacher Mannschaft ist extrem jung (Durchschnittsalter 19,4 Jahre). Wer soll sie führen? "Wir haben einige Spieler, die mit Baunach von der ProB in die ProA aufgestiegen sind und in den letzten beiden Jahren Baunach ein Gesicht gegeben haben. Diese Spieler stehen für mich im Fokus dieses Projekts. Namentlich zu nennen sind da beispielsweise Johannes Thiemann, Dino Dizdarevic oder Andi Obst, auch wenn Letzterer im vergangenen Jahr weniger gespielt hat.
Da diese Spieler auch noch sehr jung sind, bringt uns dies natürlich in eine Situation, die in Deutschland sicher einzigartig ist. Wir glauben trotzdem daran, dass wir so talentiert sind, dass wir die fehlende Erfahrung durch andere Attribute wettmachen können", blickt Villmeter in die Zukunft.
Der neue Coach ist sich darüber im Klaren, dass es eine gewisse Zeit dauern wird, bis sich seine Jungs an das hohe Niveau in der ProA gewöhnt haben: "Wir haben jetzt nicht einen Kader zusammengestellt, von dem man am ersten Spieltag die gleiche Leistung erwarten kann wie nach der Hälfte der Saison. Es ist vieles darauf angelegt, dass wir eine Entwicklung durchlaufen, ob im athletischen, taktischen oder auch im individuellen Bereich.
Ich denke, dass wir damit die bestmögliche Situation geschaffen haben, dass sich die Spieler individuell so gut wie möglich weiterentwickeln können", betont der ProA-Coach, der eng mit dem italienischen Meistermacher Andrea Trinchieri zusammenarbeitet.
"Wir definieren uns schon als Basketballmannschaft und gehen auf das Feld, um Spiele zu gewinnen. Aber es geht auch darum, den einen oder anderen Spieler so weiterzuentwickeln, dass er in absehbarer Zeit bei den Profis aufläuft oder eben auf das nächsthöhere Level kommt. Die Grundvoraussetzungen sind hierfür perfekt, in dem man die Verantwortung auf die Schultern der Nachwuchsspieler packt und sie sich nicht im Schatten von zwei oder drei Amerikanern verstecken können", ist es es für Villmeter unerlässlich, dass die Talente lernen, frühzeitig Führungsrollen zu übernehmen.
Wöchentliche Manöverkritik
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Villmeter warnt aber auch: "Mit dieser jungen Truppe kann es auch passieren, dass wir einen richtig guten Job machen und trotzdem Spiele knapp verlieren. Wir werden uns nicht nur am Tabellenplatz und Siegen oder Niederlagen aufhängen. Wir werden uns wöchentlich mit Andrea Trinchieri und Daniele Baiesi zusammensetzen und schauen, wo wir mit dem Team stehen. Ist es der Basketball, der unsere Spieler voranbringt? Ist es der Basketball, der die Spieler näher an das Profi-Level heranbringt? Und wenn wir damit zufrieden sind, werden wir auch Spiele gewinnen und eine Platzierung erreichen, die uns am Ende glücklich macht."