Sie haben vollkommen recht. Ich habe meine Komfortzone verlassen. Ich bin 40 Jahre alt, als Coach ist das noch jung. Antwerpen war meine Komfortzone, ich hatte eine tolle Zeit. Ich spielte dort acht Jahre und war danach vier Jahre Trainer, habe also fast ein Drittel meines Lebens da verbracht. Aber die Gelelgenheit, zu einem großen Verein in einen großen Wettbewerb zu wechseln, musste ich wahrnehmen. Das ist ein Risiko, aber wenn man nie springt, bleibt man immer auf derselben Stelle stehen. Und ich bin wirklich ehrgeizig.
Haben Sie als Trainer Idole oder Vorbilder?
Ehrlich, ich mag Sarunas Jasikevicius (Anmerkung der Redaktion: Der Litauer ist Trainer bei Zalgiris Kaunas in der Euroleague). Ich habe ihn im vergangenen Jahr besucht und konnte ihn vier Tage bei seiner Arbeit beobachten. Mir gefällt, wie er sein Team aufbaut. Er ist aber kein Idol von mir, vielmehr ein gutes Beispiel. Als Coach stiehlt man von vielen anderen Trainern Dinge, die man sieht. Ich habe etwa in der Vergangenheit Bamberg sehr genau beobachtet, wie Andrea Trinchieri hier gearbeitet hat. Ich mochte die Art, wie er spielen ließ. Ich habe aber nicht den einen Coach, den ich besonders mag, sondern schaue auf viele verschiedene Trainer. Coach Aito von Alba Berlin verfolgt eine ähnliche Strategie, wie Sie es hier in Bamberg vorhaben, jungen Spielern Verantwortung auf dem Feld zu übertragen.
Jeder Coach hat eine eigene Philosophie. Ich versuche nicht, jemanden zu kopieren. Coaching ist Diebstahl von überall. Man muss aber das Richtige klauen, das was zum eigenen Team passt. Meine Philosophie ist, mit jungen Leuten zu arbeiten, sie spielen zu lassen und sie zu entwickeln. Gleichzeitig braucht man aber auch Resultate. Man muss beide Seiten im Auge behalten.
Cliff Alexander ist erst 23 Jahre alt. War er keine Option für das Bamberger Team der kommenden Saison?
Erstens fiel die Entscheidung, ihn nicht weiter zu verpflichten, bevor ich hier unterschrieb. Zweitens sage ich ehrlich, dass er nicht in mein Konzept passt. Cliff ist ein toller Spieler mit großem Potenzial, aber ich bin nicht sicher, ob er den richtigen Charakter hat. Ich will einen Mann, der gut Basketball spielt, aber vor allem einen guten Charakter besitzt, der sich mit dem Sport beschäftigt, sich aufopfert und alles investiert.
Vor 14 Jahren hat Bamberg seine erste von neun Meisterschaften gefeiert - mit einem Team, das intensiv verteidigt und in der Offensive teamorientiert gespielt hat. Das erhoffen sich die Fans wieder, die ein Team unterstützen wollen, das an alte Erfolg anknüpft. Wie wollen Sie den Erwartungen gerecht werden?
Natürlich sind die Erwartungen hoch, das müssen sie auch. Das Einzige, was ich versprechen kann, ist, dass ich alles, was in meiner Kraft steht, tue, ein Team aufzubauen, das hart, aber vor allem zusammenarbeitet. Das ist meine Philosophie, damit war ich auf verschiedenen Levels erfolgreich. Ich sehe keinen Grund, warum es hier nicht auch gelingen sollte. Klar hängt Erfolg von vielen Dingen ab, nicht nur von harter Arbeit und Kooperation. Meine Spieler, das verspreche ich, werden sich gegenseitig, die Fans und den Klub respektieren.
Gibt es Spieler aus Antwerpen, die ins Bamberger Konzept passen?
Ich denke schon. Eine Mannschaft aufzubauen, ist wie ein Puzzle. Es genügt nicht, fünf oder sechs gute Spieler zu nehmen, sondern es braucht Kerle, die zusammenpassen. Paris Lee hat wohl bei AEK Athen unterschrieben, Ismael Bako in Villeurbanne, Jae'Sean Tate ist eventuell eine Option. Er ist interessant, hat das Profil eines jungen, erst 23 Jahre alten Spielers mit großem Potenzial, doch er muss ins Puzzle zu den anderen passen.
Der Klub in Antwerpen wäre Ihnen nicht böse, wenn Sie Spieler wegholen?
Nein, ich verließ den Verein in einem sehr guten Verhältnis zum Präsidenten. Er war traurig, mich gehen zu lassen. Er sagte zu mir, der Erste, der eine solche Gelegenheit verdient hat, bist du. Deshalb denke ich, ist das kein Problem, zumal Tate derzeit keinen Vertrag hat.