Beyer und Baiesi ziehen bei Brose Baskets die Fäden

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Karge Schaltzentrale: Rolf Beyer sitzt in seinem neuen Büro in der Geschäftsstelle der Brose Baskets an seinem Schreibtisch. Foto: Udo Schilling
Karge Schaltzentrale: Rolf Beyer sitzt in seinem neuen Büro in der Geschäftsstelle der Brose Baskets an seinem Schreibtisch.  Foto: Udo Schilling

Bei den Brose Baskets haben sich Geschäftsführer Rolf Beyer und Sportdirektor Daniele Baiesi als harmonierendes Duo etabliert.

Auf seinem Schreibtisch liegt der Fränkische Tag, die Beilage zur Europa-Tour: "Italienisch ohne Worte", die Gesten der Italiener für die nonverbale Kommunikation. Das Büro von Rolf Beyer ist noch nüchtern eingerichtet, weiß getüncht, keine Bilder, keine Pflanzen, dunkler Teppich, auf dem kleinen Beistelltisch steht eine Flasche Wasser. Erst seit wenigen Wochen herrscht im neuen Verwaltungstrakt des Basketball-Bundesligisten im Bamberger Stadtteil Gereuth Betrieb.


Büro mit Blick zur Arena

Der Blick von Rolf Beyers Büro im zweiten Stock schweift über das Gelände eines Baubetriebes und einen Krater, der für die Entwässerung des neuen Gebäudes mit der Baskidhalle vorgesehen ist. "Die Kanalisation würde bei starkem Regen das Wasser nicht aufnehmen können", begründet der Geschäftsführer das Überlaufbecken hinter dem Gebäude. Am Horizont hinter den Bäumen erkennt man das Dach der Brose-Arena. Hier also werden die Fäden des deutschen Meisters gezogen.

Beyer, ehemals kaufmännischer Leiter im Werk Hallstadt des Automobilzulieferers Brose, ist erst seit Mitte 2014 als Geschäftsführer des Bundesligisten tätig und kümmert sich neben den Finanzen und den 250 Sponsoren um das organisatorische Drumherum. Vom Basketball ziemlich unbeleckt wurde der gebürtige Allgäuer ins kalte Wasser geworfen. Seit der vergangenen Saison hat er es verstärkt mit Italienern zu tun. Neben Cheftrainer Andrea Trinchieri und seinem Assistenz-Trainer Federico Perego seit dem vergangenen Herbst auch mit Daniele Baiesi - dem Sportdirektor des Klubs.

Auf die Frage, wie's mit seinem italienisch steht, antwortet er "un poco" (ein wenig). "Aufgrund meiner lateinischen Vorbildung kann ich es lesen, und 25 Prozent verstehe ich auch. Sie können mir also nicht alles vormachen, aber sprechen kann ich es nicht. Amtssprache ist Englisch. Wir nötigen die Jungs, Deutsch zu lernen. Das ist ziemlich zäh, Andrea Trinchieri schafft das vielleicht mal eine Stunde pro Woche", erzählt der 43-Jährige von der Kommunikation mit "seinen" Italienern.


Baiesi ein Basketball-Maniac

Der entscheidende Mann im Hintergrund ist jedoch sein Sportdirektor - Daniele Baiesi. "Ein Basketball-Maniac - er atmet Basketball, hat keine Familie und auch kein Bedürfnis danach", charakterisiert der Familienmensch Beyer (verheiratet, zwei Kinder) das Basketball-Gehirn des Vereins. "Daniele kennt aus seiner Zeit als internationaler Scout beim NBA-Klub De-troit Pistons und als General Manager des italienischen Erstligisten Pallacanestro Biella wohl alle Spieler in Europa und darüber hinaus. Und nicht nur die Profis, sondern auch die Nachwuchsspieler", erzählt Beyer begeistert. Die Verpflichtungen des Litauers Arnoldas Kulboka und des Slowenen Aleksej Nikolic für das Brose-Farmteam Baunach, aber auch die des italienischen Nationalspielers Nicolo Melli, wären ohne Baiesis Kontakte wohl nicht passiert.


Beyer und Baiesi auf einer Wellenlänge

Seit der ersten Begegnung mit dem 39-jährigen Bologneser vor einem knappen Jahr bei einem Eurocupspiel in Reggio Emilia hat Beyer Baiesi immer besser kennen gelernt. "Wir liegen vom Naturell her auf einer Wellenlänge, denken rational und in Szenarien. Wir entwickeln Pläne und Strategien im Gegensatz zu Coaches, die im Hier und Jetzt leben", sagt Beyer über die Arbeit mit seinem Kompagnon. Als Menschenfänger hat die "Süddeutsche Zeitung" Baiesi in einem Artikel betitelt. Der 39-Jährige ließ sich aber auch einfangen - von der Vision, in Bamberg etwas aufbauen zu können. Drei Jahre läuft sein Kontrakt in Bamberg. Aus der Öffentlichkeit hält sich der smarte Italiener weitgehend heraus. Kein Sprücheklopfer, der im Rampenlicht stehen will, obwohl sich Baiesi in Italien vor seiner Zeit als Manager als Sportjournalist betätigte. Baiesi stellt im System Brose Baskets den Gegenpol zu Headcoach Trinchieri dar, dem Vesuv unter den Trainern. Baiesi bewahrt Trinchieri mit seiner ausgeglichenen Art vor der nächsten Eruption. "Beide können sich aber auch ganz gehörig fetzen", weiß Beyer, der dann froh ist, nicht alles zu verstehen.


Diskussion bis zur Entscheidung

Das Trio funktioniert. "Personalentscheidungen werden zu Ende diskutiert und sportlich wie budgettechnisch bewertet, damit nicht wieder ein Fehler wie im vergangenen Jahr mit der Verpflichtung von Josh Shipp passiert, als wir auf eine scheinbar gute Lösung angesprungen sind", sagt Beyer. Die erste Amtshandlung Baiesis sei dann die Auflösung des Vertrages mit Shipp, der nicht ins Team passte, gewesen. Außer mit Basketball kennt sich der Sportdirektor noch extrem gut mit Wein und Kochen aus, weiß Beyer zu berichten. "Er ist ein Feinschmecker." Womit Baiesi wieder auf einer Wellenlänge mit Trainer Trinchieri liegt, der ebenfalls ein begeisterter Koch ist. Unlängst sagte der gerne eine bildhafte Sprache verwendende Coach über sein Team, er habe gute Zutaten und müsse daraus ein gutes Gericht kochen. Ob Trinchieri das deutsche Sprichwort von den vielen Köchen, die den Brei verderben, bekannt ist? Baiesi dürfte aber schlau genug sein, um seinem Chefkoch nicht in die Suppe zu spucken. Er hat die Zutaten schließlich bestellt, die Beyer "bezahlt" hat.


Erstes Heimmenü am Mittwochabend

Der Geschäftsführer freut sich jedenfalls "unbandig" auf das erste Bundesliga-Menü in eigener Halle am Mittwochabend und auf die Euroleague. Einen Unterschied zwischen Crailsheim und Istanbul oder Moskau macht Beyer nicht. "Der Druck ist bei allen Spielen gleich." Für ihn sind Heimspiele durchgetaktete Arbeitstage mit Sponsoren- und Medienterminen. Erst wenn der Ball im Spiel ist, kann er vis-à-vis der Bamberger Bank das Spiel genießen. Dann beobachtet Beyer das Team und seinen Trainer, wie er mit der Mannschft kommuniziert - mit und ohne Worte.