Junge Menschen wollen nur feiern und saufen - dieses Vorurteil scheint sich in Bamberg einmal mehr zu bestätigen. Doch wer das behauptet, hört ihnen einfach nur nicht richtig zu.
Der Unmut über die "heutige Jugend" ist so alt wie die Menschheit. Schon Sokrates ärgerte sich darüber. Und heute ist es nicht anders. Das ist eine kulturelle Konstante und normalerweise eher Anlass zum Schmunzeln.
Schade nur, wenn dieser Unmut in Ungerechtigkeit umschlägt. Da wird jungen Leuten vorgeworfen, dass sie nur Feiern im Kopf haben und am liebsten bis in die frühen Morgenstunden saufen. Um ihnen die angeblichen Flausen auszutreiben, hat sich etwa die Stadt Bamberg entschlossen, alle möglichen und unmöglichen Verbote einzuführen.
Dass diese Verbote nicht nur nichts bringen - seit Einführung der Sperrstunde ist die Zahl alkoholbedingter Straftaten, oh wunder, gestiegen - sondern auch noch die Kulturszene abwürgen, wird ignoriert. Stattdessen werden Klischees und Vorurteile gebetsmühlenartig wiederholt.
Im Fall der gerade laufenden Protestbewegung, die am Montag (1. Juli) um 17 Uhr zur Demonstration aufgerufen hat, laufen diese Vorwürfe allerdings ins Leere. Die Initiatoren betonen stets, sie seien um Ausgleich bemüht und - selbst Innenstadtanwohner - wollen, dass alle friedlich und zufrieden leben können.
Das immer wieder auftauchende Argument, die Jugend sei viel zu verwöhnt und demonstriere hier fürs Saufen, während woanders die Leute verhungern (wer kennt dieses Argument nicht aus Kindertagen, als man zum Aufessen gezwungen wurde), lässt sich übrigens auch umdrehen:
In Bamberg beschweren sich die Leute über laute Studenten - woanders werden sie mit Messern bedroht; die Anwohner in Bamberg sind also ziemlich verwöhnt und haben daher ihr Recht, sich aufzuregen verwirkt, solange sie nicht in Frankfurter Problembezirken gewohnt haben.
Das ist Unfug und daher wenden sich die jungen Menschen, die jetzt protestieren, nicht gegen Personengruppen und suchen nicht die Konfrontation, sondern wollen einfach nur Gehör finden, damit ein Dialog überhaupt möglich ist und nicht weiter zum Monolog verkommt. Und ja: Auch in - relativ - guten materiellen Verhältnissen verwirken Menschen nicht ihr Recht auf eine abweichende Meinung.
Egal, wie man letztlich zum Thema selbst steht, sollte es jeder wohlwollend wahrnehmen, dass sich junge Menschen - so oft als uninteressiert und politikverdrossen verschrien - engagieren und das ganz ohne parteipolitischen Hintergrund.
Hier kommen Sie zum Kommentar von Michael Wehner zu diesem Thema
dem sei §12 des Grundgesetzes nahegelegt.
Artikel 12
(1) Alle Deutschen haben das Recht, Beruf, Arbeitsplatz und Ausbildungsstätte frei zu wählen.
Wenn man zum Beispiel nach Erlangen schaut, da ist um 2:00 in der Innenstadt Schluss.
Auch Tübingen, Göttingen und andere typische Studentenstädte wehren sich gegen den Nachtwahn.
Mal ein Tipp für die Verwaltung , Stadtrat ect. Fahrt doch mal frühmorgens so um drei oder vier mit dem Rad durch die Stadt , Lange Straße-Gabelmann-Kettenbrücke-Königstraße. Dann werdet ihr noch früher die Kneipen schließen , möchte da nicht um alles Geld der Welt wohnen.Respekt vor den Müllmännern auch die jeden Tag den ganzen Kram beseitigen müssen was andere achtlos wegwerfen. Erinnere mich noch gut daran wie Polizei und MP die ganze Nacht am Gabelmann standen. Bestimmt bin ich kein Ewiggestriger aber schlecht wäre es nicht oder ?
Werter Hr. Görtz,
von einem Redakteur erwarte ich etwas mehr journalistische Professionalität. Ich weiß nicht wann die Sperrstunde eingeführt wurde aber ich kann Ihnen versichern, dass es sie 1990 bereits gab. Damals mussten die Kneipen unter der Woche um ein Uhr und am Wochenende um zwei Uhr schließen.
Ebenso ist es ja nicht alleine die Stadt Bamberg, die "alle möglichen und unmöglichen Verbote" einführen will. Die Regelung zum Verzehr von alkoholischen Getränken an öffentlichen Plätzen geht z.B. von der Staatsregierung aus. Abgesehen davon bestehen entsprechende Einschränkungen ebenfalls schon seit Jahren in verschiedenen Satzungen und Verordnungen der Stadt Bamberg und Platzverweise seitens der Polizei wurde früher auch schon ausgesprochen.
Die Situation in Frankfurter Problembezirken heranzuziehen ist absurd. Die Spannungen und die Kriminalität in Großstädten wie Frankfurt haben keinerlei Bezug zu Sperrstunden, sondern dürften sozialer Schieflage, mangelnder Integration und Perspektivlosigkeit geschuldet sein. Ich bin mir ziemlich sicher, dass junge Menschen in Rödelheim, Marzahn, Hasenbergl oder Wilhelmsburg ganz andere Probleme haben als eine Sperrstunde um vier oder um fünf.
Ich gehe davon aus, dass sie bei ihrer Recherche sicherlich auch die entsprechenden Facebookseiten besucht haben. Die Umfrage auf der Seite "Kultur braucht Zeit" zeigt ganz klar, dass es primär um die Sperrstunde um fünf geht und nur zweitrangig um Kultur oder gar politische Fragen. Verstehen sie darunter Engagement "ganz ohne parteipolitischen Hintergrund" ?
Den Aspekt, dass der 01. Juli der 80. Jahrestag der Bücherverbrennung auf der Hauptkampfbahn im Volkspark ist, blenden sie völlig aus. An einem solchen Tag gegen die Verkürzung der Sperrzeit zu demonstrieren und dabei mit Begriffen wie Recht und Freiheit zu hantieren, ist nicht nur knapp vorbei sondern eben voll daneben.
noch was.
Früher mal ins Bett und weniger Alkohol und Drogen, hilft auch bei Artikulations- und Wortfindungsstörungen wie bei dem ersten Vortragenden.
Nicht nur dieser Kommentar sondern alle Berichte erinnern mehr und mehr an die BILD, und manche Überschriften könnte man auch eins zu eins in dieser Zeitung wiederfinden