Sparkasse Bamberg will 50 Millionen Euro in Passage investieren

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Sparkassenvorstand Konrad Gottschall und OB Andreas Starke (Mitte) präsentieren die Pläne für das Quartier an der Mauer zwischen ZOB und Langer Straße in Bamberg. Eine Realisierung bis Ende 2017 sei unter günstigen Bedingungen machbar, sagten die Verantwortlichen. Foto: MW
Sparkassenvorstand Konrad Gottschall und OB Andreas Starke (Mitte) präsentieren die Pläne für das Quartier an der Mauer zwischen ZOB und Langer Straße in Bamberg. Eine Realisierung bis Ende 2017 sei unter günstigen Bedingungen machbar, sagten die Verantwortlichen.  Foto: MW
OB Starke und Landrat Johann Kalb mit den Sparkassenvorständen Gottschall und Kirchner. Foto: p.
OB Starke und Landrat Johann Kalb mit den Sparkassenvorständen Gottschall und Kirchner.  Foto: p.
 
 

Ein Richtungswechsel macht es möglich, dass ein immer wieder von Schwierigkeiten verfolgtes Handelsprojekt in Bamberg doch noch auf die Zielgerade kommt: das Quartier an der Mauer. Die Sparkasse Bamberg will nun Eigentümer bleiben und das Gelände von einem Dienstleister entwickeln lassen. Ist das der Durchbruch?

Könnte man Begeisterung auf der nach oben offenen Richterskala messen, wäre die Pressekonferenz im Steuerungszentrum der Sparkasse wohl als schweres Erdbeben durchgegangen. Worte wie "wegweisend", "historisch", "Quantensprung" und "Paradigmenwechsel" prägten die Sätze von Bambergs OB Andreas Starke (SPD), Landrat Johann Kalb (CSU) und von Konrad Gottschall von der Sparkasse.

Der Grund für die Euphorie in der Morgenstunden: Was der Verwaltungsrat der Sparkasse am Vorabend beschlossen hatte, könnte den Weg frei machen für ein Projekt, über das in Bamberg 17 Jahre lang in wechselnden Konstellationen debattiert wurde - bislang ohne praktische Konsequenzen. Das 5000 Quadratmeter große Grundstück zwischen Langer Straße und ZOB präsentiert sich heute so verwahrlost wie je - Tristesse im Herzen der Stadt.

Doch möglicherweise ist der gordische Knoten, den die wechselnden Interessen von Eigentümern, Projektentwicklern und Mietern eines Großvorhabens gebildet haben, seit Montagabend etwas weniger undurchdringlich. Denn die Kehrtwende, die vor allem auf Druck der aus dem Landkreis stammenden Verwaltungsräte möglich geworden sein soll, bedeutet vor allem eines: Die Sparkasse Bamberg, die das Gelände immer an Investoren verkaufen wollte, wird nun selbst Geld ion die Hand nehmen und das Gelände entwickeln. Die Investitionssumme liegt voraussichtlich bei 50 Millionen Euro.

Das Ende der unendlichen Geschichte?

Es besteht Einigkeit: Was die Vorsitzenden des Verwaltungsrats, OB Andreas Starke und Landrat Johann Kalb, als "Riesenfortschritt" werteten, gefällt auch Konrad Gottschall, dem scheidenden Vorstandschef, der zum Ende seiner Amtszeit doch noch das Ende der unendlichen Geschichte ankündigen kann.

Selbstverständlich ist diese Entwicklung nicht. Noch im Dezember 2014 sah die Welt der bunten Passagenpläne ganz anders aus. Damals war von einem Investor "Laren Development" die Rede und dem Geldgeber namens "Sontowski und Partner" aus Erlangen - ein Modell, das schon im Frühling wieder ins Trudeln geriet.
Nun der Rollentausch: Die Sparkasse nimmt das Projekt selbst in die Hand, und das mittelfränkische Unternehmen Sontowski und Partner schlüpft in die Gestalt des Projektentwicklers, der die Passagenpläne im Auftrag des Kreditinstituts fortschreibt. Durch die Miete ist dem Eigentümer ein jährlicher Ertrag sicher.

Erleichtert haben diese Wende bei der Sparkasse zwei Umstände. Die Niedrigzinsphase, die auch die Banken händeringend nach neuen Anlageformen suchen lässt, und die leidige Diskussion um den Verkaufspreis für das Grundstück. Der zu erwartende Erlös hätte der Sparkasse wohl einen Millionenverlust beschert. Nun wird es keinen Verkauf geben und die Pläne, dem Verwaltungsrat präsentiert wurden, haben mit ihrer Dreiteiligkeit und einem Mix aus Gewerbe, Wohnen, Hotel und Dienstleistung allgemeine Zustimmung ausgelöst.

Als vielversprechend lässt die "fränkische Lösung" erscheinen, dass die Sparkasse, wie Gottschall sagte, anders als branchenübliche Investoren nicht auf Renditen zwischen acht und zehn Prozent angewiesen ist und auch die Stadtentwicklung im Blick hat. Was der eigenen Kasse nicht unbedingt schaden muss: "So haben wir die Chance, an Wertsteigerungen zu partizipieren", sagte Gottschall.

Die Entscheidung im Verwaltungsrat bedeutet freilich nicht, dass morgen die Bagger an der Langen Straße anrücken. Wie Andreas Starke sagte, hat die Sparkasse den Auftrag, den Dienstleistungsvertrag noch in der Sommerpause auszuarbeiten und die Pläne so weit voranzutreiben, dass im Oktober das Bebauungsplanverfahren beginnen kann. Wenn alles klappt, könnte die Baugenehmigung in etwa einem Jahr vorliegen. Als möglich, wenn auch ambitioniert wurde eine Eröffnung der Passage zum Spätherbst 2017 bezeichnet.


60 Wohnungen und 139 Hotelzimmer


Was erwartet die Bamberger, wenn die Passage verwirklicht ist? Anders als bisher geplant wurde das Handelsvolumen zugunsten von jetzt 60 Wohnungen auf "deutlich unter 4000 Quadratmetern Fläche" reduziert (OB Starke) - Handel, der vor allem zur Seite von "Metzner" konzentriert werden soll.


Namen wurden am Dienstag nicht genannt, doch aus gut unterrichteten Kreisen ist zu erfahren, dass Textil-Händler wie Vögele und s.Oliver an Bamberg Interesse angemeldet haben sollen. Ein 1200 Quadratmeter großer Supermarkt, möglicherweise Rewe, soll im Erdgeschoss des Sparkassengebäudes angesiedelt werden, wobei ein Abbruch des 70er-Jahre-Hauses immer wahrscheinlicher wird. Unverändert sind die Pläne, an der Langen Straße einen Beherbergungsbetrieb, möglicherweise in Form eines Boutique-Hotels, mit 139 Zimmern anzusiedeln. Über eine Schließung der Passage in den Nachtstunden wird offenbar nachgedacht.

Konkretisiert haben sich zwischenzeitlich die Überlegungen, unter dem Passagenprojekt eine Tiefgarage mit 100 Stellplätzen zu bauen. Sie soll allerdings nur den Bewohnern der Häuser und den Gästen des Hotels zur Verfügung stehen.

Tauchbad soll erlebbar sein

OB Starke freute sich, dass auch im neuen Beteiligungsmodell die Belange des Denkmalschutzes berücksichtigt werden sollen. So würden die Rückgebäude der Hellerstraße erhalten und das im Viertel gefundene jüdische Tauchbad Mikwe erlebbar gemacht. Auch die Stadtmauer bleibe erhalten. Zufriedenheit bekundete auch der Landrat. Johann Kalb: "Von dieser Entwicklung profitieren die Bamberger und die Menschen der gesamten Region.