Ein Richtungswechsel macht es möglich, dass ein immer wieder von Schwierigkeiten verfolgtes Handelsprojekt in Bamberg doch noch auf die Zielgerade kommt: das Quartier an der Mauer. Die Sparkasse Bamberg will nun Eigentümer bleiben und das Gelände von einem Dienstleister entwickeln lassen. Ist das der Durchbruch?
Könnte man Begeisterung auf der nach oben offenen Richterskala messen, wäre die Pressekonferenz im Steuerungszentrum der Sparkasse wohl als schweres Erdbeben durchgegangen. Worte wie "wegweisend", "historisch", "Quantensprung" und "Paradigmenwechsel" prägten die Sätze von Bambergs OB Andreas Starke (SPD), Landrat Johann Kalb (CSU) und von Konrad Gottschall von der Sparkasse.
Der Grund für die Euphorie in der Morgenstunden: Was der Verwaltungsrat der Sparkasse am Vorabend beschlossen hatte, könnte den Weg frei machen für ein Projekt, über das in Bamberg 17 Jahre lang in wechselnden Konstellationen debattiert wurde - bislang ohne praktische Konsequenzen. Das 5000 Quadratmeter große Grundstück zwischen Langer Straße und ZOB präsentiert sich heute so verwahrlost wie je - Tristesse im Herzen der Stadt.
Doch möglicherweise ist der gordische Knoten, den die wechselnden Interessen von Eigentümern, Projektentwicklern und Mietern eines Großvorhabens gebildet haben, seit Montagabend etwas weniger undurchdringlich. Denn die Kehrtwende, die vor allem auf Druck der aus dem Landkreis stammenden Verwaltungsräte möglich geworden sein soll, bedeutet vor allem eines: Die Sparkasse Bamberg, die das Gelände immer an Investoren verkaufen wollte, wird nun selbst Geld ion die Hand nehmen und das Gelände entwickeln. Die Investitionssumme liegt voraussichtlich bei 50 Millionen Euro.
Das Ende der unendlichen Geschichte? Es besteht Einigkeit: Was die Vorsitzenden des Verwaltungsrats, OB Andreas Starke und Landrat Johann Kalb, als "Riesenfortschritt" werteten, gefällt auch Konrad Gottschall, dem scheidenden Vorstandschef, der zum Ende seiner Amtszeit doch noch das Ende der unendlichen Geschichte ankündigen kann.
Selbstverständlich ist diese Entwicklung nicht. Noch im Dezember 2014 sah die Welt der bunten Passagenpläne ganz anders aus. Damals war von einem Investor "Laren Development" die Rede und dem Geldgeber namens "Sontowski und Partner" aus Erlangen - ein Modell, das schon im Frühling wieder ins Trudeln geriet.
Nun der Rollentausch: Die Sparkasse nimmt das Projekt selbst in die Hand, und das mittelfränkische Unternehmen Sontowski und Partner schlüpft in die Gestalt des Projektentwicklers, der die Passagenpläne im Auftrag des Kreditinstituts fortschreibt. Durch die Miete ist dem Eigentümer ein jährlicher Ertrag sicher.
Erleichtert haben diese Wende bei der Sparkasse zwei Umstände. Die Niedrigzinsphase, die auch die Banken händeringend nach neuen Anlageformen suchen lässt, und die leidige Diskussion um den Verkaufspreis für das Grundstück. Der zu erwartende Erlös hätte der Sparkasse wohl einen Millionenverlust beschert. Nun wird es keinen Verkauf geben und die Pläne, dem Verwaltungsrat präsentiert wurden, haben mit ihrer Dreiteiligkeit und einem Mix aus Gewerbe, Wohnen, Hotel und Dienstleistung allgemeine Zustimmung ausgelöst.
Als vielversprechend lässt die "fränkische Lösung" erscheinen, dass die Sparkasse, wie Gottschall sagte, anders als branchenübliche Investoren nicht auf Renditen zwischen acht und zehn Prozent angewiesen ist und auch die Stadtentwicklung im Blick hat. Was der eigenen Kasse nicht unbedingt schaden muss: "So haben wir die Chance, an Wertsteigerungen zu partizipieren", sagte Gottschall.
Die Entscheidung im Verwaltungsrat bedeutet freilich nicht, dass morgen die Bagger an der Langen Straße anrücken. Wie Andreas Starke sagte, hat die Sparkasse den Auftrag, den Dienstleistungsvertrag noch in der Sommerpause auszuarbeiten und die Pläne so weit voranzutreiben, dass im Oktober das Bebauungsplanverfahren beginnen kann. Wenn alles klappt, könnte die Baugenehmigung in etwa einem Jahr vorliegen. Als möglich, wenn auch ambitioniert wurde eine Eröffnung der Passage zum Spätherbst 2017 bezeichnet.
60 Wohnungen und 139 Hotelzimmer Was erwartet die Bamberger, wenn die Passage verwirklicht ist? Anders als bisher geplant wurde das Handelsvolumen zugunsten von jetzt 60 Wohnungen auf "deutlich unter 4000 Quadratmetern Fläche" reduziert (OB Starke) - Handel, der vor allem zur Seite von "Metzner" konzentriert werden soll.
Namen wurden am Dienstag nicht genannt, doch aus gut unterrichteten Kreisen ist zu erfahren, dass Textil-Händler wie Vögele und s.Oliver an Bamberg Interesse angemeldet haben sollen. Ein 1200 Quadratmeter großer Supermarkt, möglicherweise Rewe, soll im Erdgeschoss des Sparkassengebäudes angesiedelt werden, wobei ein Abbruch des 70er-Jahre-Hauses immer wahrscheinlicher wird. Unverändert sind die Pläne, an der Langen Straße einen Beherbergungsbetrieb, möglicherweise in Form eines Boutique-Hotels, mit 139 Zimmern anzusiedeln. Über eine Schließung der Passage in den Nachtstunden wird offenbar nachgedacht.
Konkretisiert haben sich zwischenzeitlich die Überlegungen, unter dem Passagenprojekt eine Tiefgarage mit 100 Stellplätzen zu bauen. Sie soll allerdings nur den Bewohnern der Häuser und den Gästen des Hotels zur Verfügung stehen.
Tauchbad soll erlebbar sein OB Starke freute sich, dass auch im neuen Beteiligungsmodell die Belange des Denkmalschutzes berücksichtigt werden sollen. So würden die Rückgebäude der Hellerstraße erhalten und das im Viertel gefundene jüdische Tauchbad Mikwe erlebbar gemacht. Auch die Stadtmauer bleibe erhalten. Zufriedenheit bekundete auch der Landrat. Johann Kalb: "Von dieser Entwicklung profitieren die Bamberger und die Menschen der gesamten Region.
Ist es nur dem Sommerloch geschuldet - oder steckt doch mehr dahinter?
Der Oberbürgermeister verspricht der gegen den Schaden versicherten (!) Gaustadter Brauerei nach dem dortigen Großbrand die Hilfe der (angeblich finanziell auf dem Zahnfleisch kriechenden) Stadt.
Der Oberbürgermeister will sich um die wirtschaftliche Gesundung der Langen Straße kümmern - ohne daß der geneigte Leser Substantielles erfährt.
Der Oberbürgermeister verkündet einen neuen Anlauf hinsichtlich der Unteren Mühlen, nachdem Ähnliches bereits vor gar nicht langer Zeit zu vernehmen gewesen und im Sande verlaufen war.
Der Oberbürgermeister verkündet den (wievielten eigentlich?) Dammbruch bezüglich des Quartiers an der Stadtmauer.
Handelt es sich lediglich um eine von geneigten Journalisten gern unterstützte Imagekampagne nach zahlreichen Negativmeldungen? Oder bereitet jemand seinen Karrieresprung vor? Im Herbst 2017, dem kolportierten Eröffnungstermin der Sparkassenpassage, sind Bundestagswahlen.
Der Wechsel des Amtssessels käme gerade recht: Die städtischen Reserven sind verbraucht, erhebliche Aufgaben stehen vor bzw. in der Tür - und von Ambitionen anderer auf die OB-Stelle wird auch immer wieder gemunkelt.
.... den ich gerne weiter spinne. Stieringer scharrt schon mit den Hufen........und gibt zu jedem Ereignis seinen Kommentar.
Aber doch nicht so ungeduldig
Erstens kosten Versprechungen doch gar nix. Und zweitens: nur ein Beispiel, nachdem u.a. die Unteren Mühlen zum Amtsantritt des OB zur Chefsache erklärt wurde. Es sind ja jetzt 70 Jahre nach Kriegsende ins Land gezogen und keiner der amtierenden OB's hatte das Problem angepackt. Ist ja noch Zeit. Denn die Bauzeit der Pyramiden war ja auch recht lange, siehe:
Wahrscheinlich 23 Jahre Bauzeit (Cheops regierte von 2551 bis 2528 vor Christus [*]). Herodot schreibt von 10 Jahren Vorbereitungszeit und 20 Jahre Bauzeit. (Herodots Text)
Wir gehen von max. 20 Jahren aus, damit Cheops trotz einer längeren Planungsphase eine realistische Chance hatte, die Vollendung seiner Pyramide zu erleben.
An wie vielen Tagen pro Jahr arbeiteten die Schleppmannschaften? Wir gönnen den Arbeitern alle fünf Tage einen freien Tag, um ihren Göttern zu huldigen (und etwas Spass zu haben).
Wir gehen von 290 Arbeitstagen im Jahr aus*. Macht bei 20 Jahren 5800 Tage.
Wie lange täglich arbeiteten die Schleppmannschaften? In Ägypten hat ein Tag etwa 12 helle Stunden. Wir gönnen den Arbeitern eine mittägliche Siesta und kommen auf 8 Stunden Arbeit (= 480 Min.).
Zur Vereinfachung auf 500 Minuten Arbeit pro Tag. Das ergibt eine jährliche Arbeitszeit von 145'000 Minuten und auf 20 Jahre ausgerechnet 2'900'000 Minuten.
* Die Arbeiten an den Pyramiden wurden während des ganzen Jahres durchgeführt. Man hat etwa bei der Pyramide von Meidum Bauinschriften gefunden, die zeigen, dass sowohl in der Trockenzeit als auch in der Regenzeit Steine herantransportiert und verbaut wurden.
ABER EINE MÜHLE DAUERT HALT ETWAS LÄNGER!