So reagieren die Menschen im Landkreis Bamberg auf die gelbe Corona-Ampel

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Die Stadt Scheßlitz hatte in dieser Woche zusammen mit Burgebrach und Breitengüßbach die höchsten Infektionszahlen. Foto: Ronald Rinklef
Die Stadt Scheßlitz hatte in dieser Woche zusammen mit Burgebrach und Breitengüßbach die höchsten Infektionszahlen. Foto: Ronald Rinklef

Wie geht es den Menschen, die in Gemeinden mit in dieser Woche stark gestiegenen Infektionszahlen leben?

und Sebastian SchanzHans Groh weiß von einigen Leuten, bei denen Covid 19 nachgewiesen wurde. "Die haben Corona", sagt der 69-Jährige. Das hat er von Bekannten erfahren, aber dann nicht weiter nachgefragt. Laut der Infektionszahlen dieser Woche zählt Scheßlitz zu den Gemeinden im Landkreis Bamberg, in denen sich zusammen mit Breitengüßbach und Burgebrach die meisten Menschen mit dem Virus angesteckt haben. Wie geht es den Leuten hier? Wir waren vor Ort.

Wer von der Autobahn A 70 nach Scheßlitz kommt, dem fällt gleich der vollgeparkte Platz mit der weißen Zeltreihe auf. Der Eingeweihte weiß, das ist das Corona-Testzentrum des Landkreises. Die erhöhte Frequenz hier hat auch die Bischbergerin zur Kenntnis genommen, die den Bereich jeden Morgen passiert, wenn sie zur Arbeit in einem Fachgeschäft hierherkommt. Dennoch hat die 35-Jährige keine Angst. Sie sagt, "auch in Bischberg können sich die Fallzahlen jederzeit erhöhen". So sieht sie ihrem Arbeitstag in Scheßlitz gelassen entgegen. Zumal im Fachgeschäft umfassende Sicherheitsmaßnahmen getroffen worden sind. Dazu gehört, dass Kunden nur mit Termin kommen, sie zuvor klingeln, selbstverständlich Maske tragen und die Hände desinfizieren müssen. Auch der Griff der Eingangstür wird regelmäßig desinfiziert. Wie die anderen Kollegen hat auch die Bischbergerin vom Chef ein Kunststoff-Schutzvisier gestellt bekommen.

So etwas trägt Hans Seelmann nicht, als er sich vor einem Termin Zigaretten vom Automaten zieht. Sonst, wo vorgeschrieben, natürlich schon, sagt der 64-Jährige. Die aktuelle Corona-Entwicklung verfolgt er im Fränkischen Tag, hat mit den steigenden Zahlen, wie er sagt, aber "kein Problem", schließlich halte er sich an die Vorgaben. Angst habe er nicht.

Das sagt auch Bernhard Herold. Dafür hat er aber eine gewisse Wut. Und zwar darauf, dass die Politik sage, man soll keine Urlaubsreisen machen, aber Dienstreisen sind möglich. "Das Virus unterscheidet da doch nicht", empört er sich. "Das sind doch Widersprüche." Er geht da noch weiter: "Die Politiker sagen so, Ärzte und Virologen wieder ganz was anderes." Ihn regen die unterschiedlichen Meinungen und Wahrheiten auf. "Es gibt keinen roten Faden in der ganzen Krise." Herold ist überzeugt "früher oder später kriegen wir es alle". Seine Frau arbeitet als Erzieherin, die Kinder besuchen die Grundschule. Als Mitarbeiter des städtischen Bauhofes habe er viel Kontakt mit Außendienstmitarbeitern. Weil er anfangs öfter mal seine Maske vergessen hatte, sei er auf Halstücher umgestiegen. Etwa zehn habe er sich in der Zwischenzeit zugelegt, täglich verwendet der 42-Jährige ein anderes. Ein bisschen gnädiger gestimmt gesteht er zu, dass wir freilich "noch nie so was hatten, wie jetzt Corona". Selbstverständlich tun er und seine Familie alles, um sich zu schützen.

Das ist auch für eine 53-Jährige eine Selbstverständlichkeit. "Die Sache macht mir eine Höllenangst", sagt die Verwaltungsangestellte. Mit ihrem Alter gehöre sie zur Risikogruppe. "Die aktuell stark steigenden Zahlen bereiten mir Sorge, vor allem auch, weil wir jetzt erst Oktober haben". Bei der Arbeit versucht sie, sich so gut wie möglich zu schützen. Denn sie will ja nichts mit nach Hause bringen - der Schwiegersohn arbeitet in der Altenpflege, die Tochter in der Kita. Sie habe in der Verwaltung eine Trennscheibe, "aber manchmal muss man trotzdem näher hin zum Besucher," was ihr dann schon Sorge bereite. Sie persönlich sei sehr vorsichtig. So habe die Familie auf eine Urlaubsreise verzichtet und auch die sozialen Kontakte weit runtergefahren. Seit September sei sie nur noch auf die Arbeit und zum Einkaufen gegangen. Freilich zehre Corona inzwischen an den Nerven.

Und wenn Hans Groh etwas nervt, dann ist es das Verhalten in den Wirtschaften: "Die sitzen dort, wie wenn nix wäre". Das erbost den 69-Jährigen, der wegen seiner Vorerkrankungen zur Risikogruppe gehört. Dennoch habe er keine Angst, betont er. "Ich habe in den Krankenhäusern schon so viel gesehen." Für ihn heißt es vorsichtig zu sein und zu bleiben. Auch wegen der Infektionszahlen, über die er sich täglich im FT informiert.

Neben Scheßlitz und Burgebrach zählt vor allem Breitengüßbach die meisten Infektionsfälle. Warum die Infektionszahlen hier im ganzen Landkreis am höchsten sind, weiß auch Bürgermeisterin Sigrid Reinfelder (UBB) nicht. "Es gab keine Corona-Party oder ähnliches." In ihrer Gemeinde seien die Menschen jetzt noch mal achtsamer. "Wir hatten eigentlich vor, einen Bürgerforumsprozess und eine Bürgerversammlung abzuhalten, aber solche solche Veranstaltungen sagen wir jetzt ab", erklärt Reinfelder. Auch habe man im Auftrag des Gesundheitsamtes den Vereinen empfohlen, in ihren Räumlichkeiten keine privaten Veranstaltungen zuzulassen. "Unsere Systeme können schneller reagieren, weil wir im Frühjahr viel gelernt haben. Aber die Eigenverantwortung darf man nicht außer Acht lassen."

Wie war der erste Tag im Landkreis Bamberg mit "gelber Ampel"? Wie Frank Förtsch, Pressesprecher des Landratsamtes berichtet, gab es in der Hotline etliche Fragen, deswegen wird sie in der nächsten Woche fortgesetzt. Hauptsächlich ging es um private Feiern am Wochenende. Bekanntlich sind hier maximal zehn Personen oder zwei Hausstände (Menschen, die in einer Wohnung leben) erlaubt. "Ausnahmegenehmigungen gibt es nicht." Generell zeigten die meisten Verständnis, so Förtsch. Die Vorschauzahlen ließen überdies erkennen, dass auch für die Stadt Bamberg die Ampel wohl spätestens Sonntag gelb sein wird.

Regelung In der Gastronomie gibt es - wie bisher - keine Maskenpflicht am Platz. Darauf weist das Landratsamt Bamberg hin, nachdem es am Donnerstag zunächst erklärt hatte, dass man nur zur Einnahme des Essens und des Trinkens die Maske absetzen dürfe. Nun stellen die Beamten klar: "Das gesamte Verweilen am Platz kann ohne Maske stattfinden." Insofern gibt es dadurch, dass die Corona-Ampel auf gelb gesprungen ist, hier keine Veränderung. Hotline Die Hotline für Corona-Fragen beim Landratsamt, Telefonnummer 0951/85-9722, wird bis in die kommende Woche fortgesetzt. Am Samstag und Sonntag ist sie von 10 bis 13 Uhr besetzt und von Montag bis Mittwoch von 9 bis 15 Uhr.