"So eine Tragödie zeigt, dass es das Gute im Menschen gibt"

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Ein von der Feuerwehr aufgestellter Bauzaun grenzt das Grundstück zur Straße "Hintere Schlossmauer" ab. Kein Hindernis für manche Neugierige. Foto: Sabine Christofzik
Ein von der Feuerwehr aufgestellter Bauzaun grenzt das Grundstück zur Straße "Hintere Schlossmauer" ab.  Kein Hindernis für manche Neugierige. Foto: Sabine Christofzik
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Wie geht es für die Pommersfeldener Familie weiter, die am 25. März ihr Zuhause durch einen Brand verloren hat?

Sehr lange haben sie gezögert, bevor sie sich zu einem Gespräch bereit erklärten. Letztlich haben sich Tina S. und Fabrice P. aber doch dafür entschieden. Vor allem auch, um sich bei denen bedanken zu können, die ihnen bisher schon geholfen haben.

"Teilweise sogar Leute, die wir vorher noch nie gesehen hatten, haben Sachen gebracht und ihre Unterstützung angeboten. Das ist einfach klasse und sowas geht schon ans Herz", sagt Tina S. "Wir haben dadurch wirklich viel schaffen können in dieser Woche. Ich komme gar nicht dazu zu grübeln", fügt ihr Mann hinzu.

Das Haus der jungen Familie in Pommersfelden war durch einen Brand kurz vor Mitternacht am vergangenen Sonntag unbewohnbar geworden. Die Ursache des Feuers, das in einer an das Einfamilienhaus angebauten Holzlege ausbrach, steht noch nicht fest. "Die Ermittlungen der Polizei dauern an", berichtet Fabrice P.

Es ist den Hunden Joker und Murphy zu verdanken, das der Brand schnell entdeckt wurde. Sie hatten mit ihrem Bellen ihre Besitzerin alarmiert, die daraufhin zum Haus der Nachbarn rannte und Sturm klingelte.


Im ersten Tiefschlaf

"Es muss eine gefühlte Ewigkeit gedauert haben, bis wir reagierten, denn wir waren in der ersten Tiefschlafphase. Nach dem Aufwachen war im Schlafzimmer noch kein Brandgeruch wahrzunehmen. Nur ein Brausen und Knistern haben wir gehört, dachten aber erst, dass das von starkem Wind herrühren könnte." Fabrice P. ging dann doch zur Sprechanlage.

Tina S. :"Es ist unglaublich, mit welcher Umsicht unsere Nachbarin reagiert hat. Wir waren so geschockt, dass wir nur noch funktioniert haben und ihren Anweisungen gefolgt sind. Sie hat uns das Leben gerettet."


Feuerwehr war sehr schnell da

Drei Menschen und ein Hund gelangten unverletzt ins Freie. "Wir haben zum Glück die beiden Autos aus der Garage fahren können. Ich wollte noch mal ins Haus, um wenigstens den Computer zu holen, auf dem viele Familienfotos gespeichert sind. Es ging aber nicht mehr, weil schon alles voller Rauch war", schildert Fabrice P.

Beeindruckt waren beide, die immer noch unter dem Eindruck der Ereignisse stehen, von der Arbeit der Feuerwehr. Die ersten Einsatzkräfte seien sehr schnell vor Ort gewesen. "Dann steht man da in Pyjamahosen und ohne Socken und muss zuschauen. Man denkt aber immer noch nicht, dass das komplette Haus abbrennen könnte. Oder dass man von einer auf die anderen Sekunde plötzlich alles verlieren kann. So ging es mir", sagt Tina S.


Zunächst bei befreundeten Nachbarn untergekommen

Die befreundete Familie E. hat in ihrem Haus für Unterkunft gesorgt und sich auch sonst um Vieles gekümmert. "Es ist rührend, wie viele Menschen uns etwas gebracht haben. Schon nachts um halb drei kam jemand mit Windeln und einer Ersatzhose für unseren Kleinen. Der hatte einfach erkannt, was am notwendigsten gebraucht wurde. Die Gemeinde hat sich gekümmert. Wir hatten jeden Tag Kontakt mit dem Bürgermeister. Wir fühlen uns wirklich aufgefangen."

Die beiden älteren Kinder der 2013 aus dem Raum Lichtenfels nach Pommersfelden gezogenen Familie waren zum Zeitpunkt des Brandes zu Besuch bei Verwandten. Dort bleiben sie auch bis zum Ende der Osterferien, kommen aber zum zweiten Geburtstag des kleinen Bruders am Montag für einen Tag.

"Es ist eine schwierige Sache, so etwas seinen Kindern zu sagen. Wir haben uns fachlichen Rat eingeholt und zusammen entschieden, den Großen frühzeitig einzuweihen. Er wird es in kindgerechten Worten seiner jüngeren Schwester erzählen."

Auch für Tina S., die Lehrerin ist, ist die Tatsache, dass gerade jetzt Osterferien sind, eine Erleichterung. Für Fabrice P. war es bei seiner Arbeitsstelle, einer Versicherung, kein Problem, einige Tage frei zu bekommen. So können sie sich auf alles konzentrieren, was mit der Wohnung zusammenhängt, die sie vier Tage nach dem Brand in einem Nachbarort gefunden haben.

"Vor allem für die Kinder ist wichtig, dass es wieder ein Zuhause gibt, das ihnen Sicherheit bietet", sagt Tina S. "Es ist erschreckend, was alles fehlt. Was man vorher für selbstverständlich genommen hat", so Fabrice P.


"Katastrophentourismus" ist belastend

Eines hat dem Paar in den ersten Tagen die Situation noch schwerer gemacht, als sie ohnehin ist. Tina S. : "Die Neugier mancher Leute ist sehr belastend. Es kamen ganze Wallfahrten - das kann man gar nicht anders sagen - die vorüberzogen.

Es werden Fotos gemacht, Eltern lassen ihre Kinder auf dem Bauzaun herumklettern oder auf Nachbargrundstücke gehen. Man hat den Eindruck, als ob einige sogar schauen, ob irgendwie was zu holen ist. Das geht mir so nahe. Es ist immer noch unser Haus! Mit ihm verlieren wir nun auch unglaublich viele Erinnerungen."

Doch trotz alldem sieht sie einen Umstand sehr positiv: "Es eine Tragödie. Aber sie hat uns gezeigt, dass es das Gute im Menschen gibt."


Gemeinde hat Konto eingerichtet

Aufgrund der vielen Nachfragen, wie der Familie geholfen werden kann, hat die Gemeinde Pommersfelden ein Sonderkonto bei der Raiffeisenbank Ebrachgrund eingerichtet. Spenden können unter dem Verwendungszweck "Hilfe für Familie Sterzer" auf folgendes Konto überwiesen werden:
IBAN DE 64770690910300110914.