Sichtbarer Fortschritt auf dem Michelsberg

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Die Gerüstbauer müssen an St. Michael ganze Arbeit leisten. Bis 17. Oktober soll das gesamte Gotteshaus eingerüstet sein. Fotos: Ronald Rinklef
Die Gerüstbauer müssen an St. Michael ganze Arbeit leisten. Bis 17. Oktober soll das gesamte Gotteshaus eingerüstet sein. Fotos: Ronald Rinklef
Bauleiterin Karin Hamper gibt Instruktionen.
Bauleiterin Karin Hamper gibt Instruktionen.
 
 
 
 
 
 
 
 

In diesen Tagen wird die Abteikirche St. Michael auch außen eingerüstet. Bis Ende 2018 sollen drei Teilmaßnahmen abgeschlossen sein.

Für die Gerüstbauer der Firma Karl aus Trunstadt führte der Weg zum Michelsberg sozusagen über Vierzehnheiligen. Dort hatten sie gerade die Nothelferbasilika nach deren umfassender Sanierung vom Gerüst befreit, um es nun an der St.-Michaelskirche aufzustellen: als sichtbaren Ausdruck für einen Fortschritt in allen Bemühungen um Erhalt dieses markanten Wahrzeichens der Welterbestadt Bamberg.

Die fleißigen Männer starteten am Mittwoch an der Fassade des Chores am Abtsgarten. Bis zum 17. Oktober soll das imposante Gotteshaus rundum eingerüstet sein. Dann steigen zunächst Zimmerer St. Michael auf das Dach, dessen Tragwerke und Eindeckung komplett dekontaminiert und instand gesetzt werden müssen.

So schlicht und einfach das auch klingen mag, so extrem schwierig wird sich dieses Unterfangen gestalten: "Es müssen erst einmal Tonnen Schiefer weg- und wieder herbeigeschafft werden", erklärt Bauleiterin
Karin Hamper. Die in Kirchensanierungen erfahrene Architektin und ihr Team haben nämlich das Kunststück zu meistern, alle Transporte durch den einzigen Zugang zum Klosterkomplex, nämlich die schmale Toreinfahrt, abzuwickeln. "Dafür gibt es einen eigenen Logistiker", so Hamper. Zumal Einrichtungen auf dem Michelsberg wie Gaststätten und Altenheim am laufenden Betrieb gehalten werden wollen.

Auch die hölzernen Tragwerke können nicht ohne weiteres bearbeitet werden. "Die Handwerker müssen Atemschutzmasken tragen, weil bei der Sanierung um 1970 krebserregende Holzschutzmittel eingesetzt wurden", beklagt die Bauleiterin. Andere Probleme dagegen sind für die taffe Architektin eher eine sportliche Übung: Um beispielsweise das Gewerk Gerüstbau innen und außen wie von den Vergabevorschriften bestimmt EU-weit auszuschreiben, investierte sie ihren Osterurlaub. Heraus kamen sage und schreibe 700 Seiten penibel aufgeführter Notwendigkeiten.

Mit dem Gerüstbau haben drei Teilmaßnahmen begonnen, die bis Ende 2018 abgeschlossen sein sollen: alle Fassaden, statische Sicherung der Kirche inklusive Gewölbe und Wände sowie die Errichtung eines Informationszentrums mit Stiftsladen. Architektin Hamper nennt 12,5 Millionen Euro, die diese Teilbereiche verschlingen werden. Letztlich ist das etwas über ein Fünftel der veranschlagten Summe von mindestens 50 Millionen Euro, die in die nachhaltige Zukunft der ehemaligen Klosteranlage St. Michael bis Ende 2021 investiert werden müssen.

Und das Gewerk um Gewerk. Schon im März 2016 begann die Sanierung der Fassaden von Brauerei- und Pfortenflügel. Ende Juli wurde der Kircheninnenraum eingerüstet - "mit Kunstschutz ohne Ende!", betont Karin Hamper. Eine nächste Schwierigkeit. Denn alle höchst wertvollen Ausstattungsgegenstände mussten in der Kirche verbleiben, um Schädigungen durch klimatische Veränderungen auszuschließen. Nur einige lose oder gefährdete Objekte konnten abgenommen und gelagert werden: "Hierfür wurden zwischen den Arbeitsgerüsten zusätzliche Lagergerüste gebaut", erläutert die Architektin.

Vor den nun anstehenden restauratorischen Maßnahmen an Putz, Fassungen, Fundament standen umfassende Untersuchungen etwa durch Bauforscher, die "bei historischen Kirchenbauten besonders zeitintensiv sind", sagt Hamper. Obendrein haben Archäologen ein entscheidendes Wort mitzureden, das zur vorübergehenden Einstellung der Bauarbeiten führen kann: "Auf dem Klostergelände war ein Friedhof", ahnt die Bauleiterin einen möglichen Stopp voraus.

Und noch etwas prophezeit Karin Hamper: "Der Himmelsgarten wird nicht herabstürzen!" Das Gewölbe sei bereits durch Verspannung gesichert und werde wie die Risse in den Wänden auch elektronisch lückenlos überwacht. "Bei der geringsten Veränderung gäbe es Alarm!"

Ab November soll es im Internet ein Bautagebuch mit Bildern und Zeitrafferfilme von den Sanierungsarbeiten geben. Wohl eine kleine Entschädigung dafür, dass die Michelskirche bereits seit November 2012 aus Sicherheitsgründen der Öffentlichkeit verborgen ist.