Die Diskussion um sexuelle Übergriffe durch Asylbewerber hat auch die Badeanstalten in der Region erreicht. Die Stadtwerke Bamberg sind sensibilisiert.
Entgegen aller Befürchtungen und Gerüchte: In den Schwimmbädern in den größeren bayerischen Städten hat es in den vergangenen Jahren keinen Anstieg sexueller Übergriffe gegeben. Dies ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur.
Anlass der Nachfrage war eine Meldung, wonach es in der vergangenen Woche einen sexuell motivierten Vorfall in einem Schwimmbad in München durch Flüchtlinge gegeben haben soll. Doch hat sich die Zahl der Übergriffe in der bayerischen Metropole in den vergangenen drei Jahren kaum verändert. Nach Angaben der Stadtwerke München registrierte die Polizei im Jahr 2013 dort 19 Sexualdelikte, 2014 waren es zwölf. Im vergangenen Jahr wurden 19 Fälle zur Anzeige gebracht.
In allen drei Jahren wurde die Hälfte der Übergriffe von Ausländern, die andere Hälfte von Deutschen begangen.
In Bamberg keine Vorfälle
In vielen anderen Städten ist die Zahl dagegen noch niedriger. Im vergangenen Jahr gab es in Nürnberg, Regensburg, Ingolstadt und Passau keine registrierten sexuellen Übergriffe. Auch in den Bädern in Bamberg, Hirschaid und Burgebrach sind keine Vorfälle in den vergangenen Monaten bekannt.
Im Bezirk Oberfranken sind der Polizei im Zeitraum von September 2015 bis 11. Februar 2016 insgesamt 22 Fälle in Badeanstalten registriert, "bei denen ein sexuelles Motiv im Raum stand", wie Polizeisprecherin Anne Höfer auf Nachfrage mitteilt. Nur "in einigen wenigen Fällen" gelten Asylbewerber als tatverdächtig.
An einen einzigen Vorfall in fünf Jahren, seitdem das Bambados geöffnet hat, erinnert sich Jan Giersberg. Rund 350.000 Besucher zählen die Stadtwerke in dem Familienbad jedes Jahr. Der Sprecher erklärt, dass man bei diesem einen Vorfall vor etwa zwei Jahren demjenigen sofort Hausverbot erteilt - und darüber hinaus - die Polizei einschaltet hatte. "Da verstehen wir keinen Spaß", verdeutlicht Giersberg. Eine strafrechtliche Verfolgung werde in solchen Fällen immer geprüft. Man stehe in enger Abstimmung mit den Behörden.
Es gebe klare Regeln für alle Badegäste, egal ob männlich, weiblich, alt, jung, Deutscher oder Ausländer. "Unsere Badegäste sollen sich wohl fühlen", erklärt Giersberg.
Seine Botschaft: "Wir sind sensibilisiert, auch wenn es im Bambados bislang nicht zu Zwischenfällen gekommen ist."
Ein gewisses Unbehagen
Andere Bäder reagieren auf die aktuellen Medienberichte mit Vorsichtsmaßnahmen: "Wir haben zu gewissen Stoßzeiten mehr Aufsichtspersonal", sagte Gerhard Albert von der Stadt Nürnberg auf Anfrage. Ansonsten habe man nichts verändert. Dennoch seien besonders seit den Taten von Köln Besucher besorgt, so Albert. Vor allem weibliche Badegäste fühlen offenbar ein gewisses Unbehagen. Sie hätten sich über Blicke beschwert oder über Männergruppen, die sich bei der Damendusche aufhielten. Dabei seien sowohl Flüchtlinge als auch Deutsche verdächtig gewesen, betont Albert. "Den genauen Status der Personen nehmen wir ohnehin nicht auf", sagt er.
Offenbar steigt das Unbehagen unter den Besuchern.
Seit etwa drei Wochen gibt es zudem ausführliches Informationsmaterial in den Nürnberger Bädern. Sicherheitshinweise in fünf Sprachen, auch Arabisch, liegen als Flyer aus. Außerdem hat Albert auf die Comics der Münchner Bäder zurückgegriffen. Die Zeichnungen verdeutlichen, dass Grapschen verboten ist. Aber auch, dass sich die Gäste vor dem Sprung ins kühle Nass mit Seife waschen müssen.
Diese Bilder gibt es ebenfalls in verschiedenen Sprachen. Das gesamte Material wird auch den großen Gemeinschaftsunterkünften zur Verfügung gestellt, so Albert. Bei all dem betont er: Man befürchte keine Taten von Flüchtlingen, doch diese Maßnahmen helfen den Neuankömmlingen einfach dabei, sich zurechtzufinden.
Die Münchner Stadtwerke haben mit einer bebilderten Aufklärungskampagne gute Erfahrungen gemacht.
Seit 2013 klären Flyer und Plakate in sieben Sprachen über Anweisungen des Badepersonals oder scheinbare Selbstverständlichkeiten auf, etwa, dass Wasser für Nichtschwimmer gefährlich ist. Es geht aber auch darum, dass Frauen weder verbal noch körperlich sexuell belästigt werden dürfen.
In verschiedene Sprachen
Im Bambados liegen Baderegeln in verschiedenen Sprachen aus. Laut Sprecher Giersberg geben die Stadtwerke auch einen Flyer heraus, der Flüchtlingen in anderen Bereichen Informationen an die Hand gibt, beispielsweise um zu erklären, wie das Stadtbussystem in Bamberg funktioniert.
Das Geschehen um Vorkommnisse in den Schwimmbädern in anderen Orten verfolge man bei den Stadtwerken weiterhin sehr genau, so Giersberg: "Wir bereiten uns auch auf die Badesaison vor, wo wir mehr Flüchtlinge in den Bädern haben werden." Zusätzliches Personal habe man in Bamberg bisher nicht gebraucht.
Bei dem einen sexuell motivierten Vorfall, den der Stadtwerke-Sprecher eingangs erwähnt hatte, handelte es sich laut seinen Angaben im Übrigen um einen Deutschen.