Sebastian Lehmann stellt in Bamberg Debüt-Roman vor

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Sebastian Lehmann, der in Bamberg schon als Poetry-Slammer punktete, stellt am 20. Januar im Morphclub seinen Debüt-Roman vor. Foto: Hendrik Schneller
Sebastian Lehmann, der in Bamberg schon als Poetry-Slammer punktete, stellt am 20. Januar im Morphclub seinen Debüt-Roman vor.  Foto: Hendrik Schneller

"Herr Lehmann" kehrt zurück. Nein, nicht der Lehmann aus Leander Haußmanns Kultfilm. Sondern Sebastian Lehmann, der sich in seinem Debüt-Roman dem Hipster widmet. So kommt der Wahlberliner wieder nach Bamberg, um im Morphclub aus "Genau mein Beutelschema" zu lesen.

Als Bamberger gewann Christian Ritter gerade den "Kreuzberg Slam", eine der größten Schlachten Europas. Woraufhin Sebastian Lehmann von der Spree an die Regnitz reist, um beim Morphclub-Publikum mit seinem ersten Roman "Genau mein Beutelschema" zu punkten. Kurz darauf steht in Berlin wieder Max Kennels Auftritt an, der die Domstadt in der Metropole am 4. Februar bei einem weiteren Dichter-Wettstreit vertritt: Ja, "Slamberg" hat sich in der Hauptstadt-Szene profiliert, wie Lehmann bestätigt, mit dem wir über sein Debüt sprachen, das den Hipster samt Jutebeutel und Röhrenjeans ins Visier nimmt.

Was aber kritisiert Lehmann über seinen alternden Protagonisten "Mark" an trendbewussten und erfolgsorientierten Vertretern einer Generation, die beim Mauerfall noch in den Windeln lag? "Ich sehe, dass viele heute so unter Druck stehen, dass sie gewisse Fragen gar nicht mehr stellen", meint der Poetry-Slammer.
Selbst die Frage nach dem Sinn und Zweck einer Karriere, in die sich Twens auf kürzestem Weg hineinkatapultieren, werde verdrängt.


Das Ende der Rebellion


Ja, vergangen ist das Berlin des "Herrn Lehmann", den Sven Regener als ewig jobbenden Barkeeper in einer Zeit stilisierte, in der es noch Bummelstudenten und diverse Subkulturen gab, die der Leistungs- und Konsumgesellschaft den Stinkefinger zeigten. Während sich jetzt eine "Avantgarde" feiert, die auf der Tanzfläche zu "Quit playing games with my heart" ausrastet statt zu rebellieren. Man studiert im Zeitraffer und scheut sich nicht, ein Leben im Zitat zu führen, was der Autor in seinem Debütroman schon allein über die Namen seiner Protagonisten karikiert - von Dr. Alban über Christina Aguilera bis hin zu eben Marky Mark als Reminiszenz an den Sänger des 90er-Jahre-Titels "Happy People". Zumal angesichts der Reizüberflutung kaum Zeit bleibt, sich auf sich selbst zu besinnen und dann vielleicht sogar irgendwann gegen den Strom zu schwimmen.

Mit Anfang 30 sehnt sich Lehmanns Held jedenfalls in das Jahrzehnt von Techno, Grunge, HipHop, ja sogar noch Punk zurück, in dem junge Leute noch zwischen konkurrierenden Parallelwelten wählen konnten: "Die Neunziger. Meine Zeit. Die Welt war damals einfach noch besser.... Es gab kein Internet, keinen Terrorismus und keine Rihanna (was ja in etwa das Gleiche ist)... Kommunikationsdesign studieren hieß noch Briefträger bei der Post werden."


Eigene Wege gehen?


Nach dem Sinn sucht der gereifte Marky Mark - stellvertretend für viele jenseits der 30 - in einer Szene, die ihm entgleitet: Soll er nun weiter blind dem nächsten Trend folgen oder doch innehalten und eigene Wege gehen? Gelingt es dem Protagonisten, sich von Zwängen zu befreien, die in dem Ausspruch zum Ausdruck kommen: "Ich habe immer versucht, nichts falsch zu machen, und die Codes richtig zu bedienen." Der Druck, "in" zu sein, dürfte auf Dauer aber größer als die Lust auf einen Selbstfindungsprozess sein.

Welchen Weg schlägt der Autor ein, um sich treu zu bleiben und dennoch zu behaupten? "Ich werde weiter Romane schreiben, obwohl 's im Literaturbereich härter zugeht als in der Poetry-Slam-Szene als Biotop, in dem der Spaß noch immer im Vordergrund steht", sagt der Wahlberliner. Auch ein neuer Kurzgeschichtenband ist geplant.


Herzliche Bamberger


Jetzt aber steht erst mal Lehmanns Auftritt im Morphclub am 20. Januar ab 21 Uhr an: Ein Termin, auf den sich der Slammer vor allem freut, "weil das Bamberger Publikum so herzlich ist". Weniger enthusiastisch seien die Berliner: "Da lehnt man sich zurück, um sich für seine paar Euro was bieten zu lassen."

Lehmanns Debütroman erschien übrigens im Aufbauverlag.Hörproben findet man auf der Homepagedes Autors. Mehr über "Slamberg" gibt's auf der Homepage von Christian Ritter.

Hier finden Sie eine Leseprobe!