Scheßlitzer Schreinerei macht Halt ohne Leim und Schrauben möglich

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Jungmeister Valentin Schuhmann demonstriert, wie der Zusammenbau der Möbelfertigteile mit den selbst entwickelten Eckprofilen funktioniert. Fotos: Fee Hovehne
Jungmeister Valentin Schuhmann demonstriert, wie der Zusammenbau der Möbelfertigteile mit den selbst entwickelten Eckprofilen funktioniert. Fotos: Fee Hovehne
Silvia Schuhmann mit der Urkunde für die ausgezeichnete Innovation
Silvia Schuhmann mit der Urkunde für die ausgezeichnete Innovation
 
Die zwei Meter große "Eichenfrau" begrüßt die Besucher und wurde zum Markennamen.
Die zwei Meter große "Eichenfrau" begrüßt die Besucher und wurde zum Markennamen.
 

Eine Scheßlitzer Schreinerei erfand ein Aluminium-Profil, das den Aufbau ihrer Möbel ohne Werkzeug ermöglicht. Für diese Innovation wurde sie sogar ausgezeichnet.

Ein Regal aus fertigen Einzelteilen zusammenbauen ohne dabei stundenlang unverständliche Bauanleitungen studieren zu müssen?

Über dieser kniffligen Aufgabe haben Schreinermeister Thomas Schuhmann und sein Sohn, Jungmeister Valentin, aus Wiesengiech bei Scheßlitz lange gebrütet, bis sie schließlich mit ihrer mittlerweile geschmacksmustergeschützten FORM 500 eine Lösung für das Problem fanden. Ihr Möbelverbindungssystem, das einen schnellen Aufbau auch von Laienhand ermöglicht, wurde nun sogar in München mit dem Erfinder- und Designpreis "Seitensprünge" der Handwerkskammer Oberfranken ausgezeichnet.

Auch ein anderer oberfränkischer Familienbetrieb wurde prämiert.
Das intelligente Ventilationsfenstersystem namens CLIMAWIN der Fensterbaufirma Rauh aus Zapfendorf konnte die fachkundige Jury ebenso überzeugen.

Unternehmensgeschichte

Das Unternehmen der Familie Schuhmann wurde 1928 gegründet und besteht mittlerweile bereits in der fünften Generation. Der Vertrieb einer Möbelserie über das Internet stellt aber heutzutage keinen Widerspruch zum traditionellen Schreinerhandwerk mehr dar.

Nachdem anfangs vor allem Bücher im Internet geordert wurden, kann man heutzutage fast alles per Mausklick bestellen - da lag es nahe, ihre Möbel auch im eigenen Onlineshop zu verkaufen, sagt Silvia Schuhmann. Da die Schreiner aber nicht zu Kunden in ganz Deutschland fahren können, um bestellte Möbel aufzubauen, musste etwas her, das den Aufbau der Möbel in gewohnter Schreinerqualität erleichtert. Am besten ein System, das ohne Schrauben und Leim aufzubauen ist.

So begann eine Phase des Entwerfens und Experimentierens mit Profilschienen, die sich über knapp drei Jahre hinzog, bis Valentin und Thomas Schuhmann ihre FORM 500 in den Händen hielten. Die entworfenen Aluminiumprofile werden in die speziell gefrästen Korpusseiten der Möbel aus der Eichenfrau-Serie passgenau eingeschoben und geben den Möbeln so ihren Halt.

Marke "Eichenfrau"

Um den Schreinereibetrieb zu betreten, müssen Besucher zunächst an einer großen Eichen-Skulptur vorbei. Dieser Frauenkörper, den Schreiner- und Bildhauermeisterin Martina Kreitmeier geschaffen hat, ist auch der Namensgeber für die Eigenmarke "Eichenfrau". Den Namen haben sich die Schuhmanns mittlerweile sogar schützen lassen. Er steht für zeitlose Möbel, hochwertige Handwerksarbeit und Nachhaltigkeit.

Dass Nachhaltigkeit nicht bloß ein abstrakter Begriff für die Familie ist, ist offenkundig: Der Strom für die Möbelproduktion "kommt vom Dach". Über das Jahr gesehen kann die Photovoltaik-Anlage den Bedarf an Energie komplett decken. Die Materialien stammen fast ausschließlich aus der Region, viele verarbeitete Hölzer sogar direkt aus dem Steigerwald. Um Wohngifte zu vermeiden, werden Massivhölzer verwendet, deren Oberflächen nicht lackiert, sondern nur geölt werden. Nachhaltigkeit beinhaltet für sie aber auch Fairness gegenüber ihren Mitarbeitern, von denen sie einige selbst ausgebildet haben.

Momentan ist die Möbelserie noch ein Nebenstandbein des Unternehmens. Silvia Schuhmann wünscht sich aber einen Ausbau der Produktion, der auch den Mitarbeitern zugute kommen würde. Könnten die Möbel nämlich in Serie produziert werden, würde auch der Arbeitsalltag der Schreiner um einiges geregelter ablaufen. Denn momentan müssten vor allem im Sommer noch viele Überstunden gemacht werden.