Nur an der Nordseite von Scheßlitz sind Straß- und Wiesengiech gegen den Verkehrslärm von der Autobahn 70 geschützt. Im Westen fehlt bisher eine Lärmschutzwand. Aber gerade hier sorgt die topografische Situation für erhebliche Emissionen. Mehrt als 500 betroffene Bürger fordern deshalb Nachbesserungen.
Nicht nachlassen wollen die Giecher in ihrem Bemühen für ein ruhigeres Leben, etwa 200 bis 800 Meter von der Autobahn entfernt. Denn ohne Lärmschutz ist die Beschallung vor allem bei den vorherrschenden Westwinden kaum zu ertragen.
Seit die Autobahn Mitte der 1990-er Jahre gebaut wurde, nimmt der Verkehr ständig zu. Deshalb wurde zwar von der Autobahndirektion Nordbayern ein Stück Lärmschutzwand errichtet, aber nur nördlich von Giech, in einem Bereich, wo die Autobahn etwa drei bis fünf Meter unter Geländeniveau verläuft. Dann, nordwestlich von Giech, kommt die Autobahn wieder zum Vorschein und läuft auf einem Damm im Bogen fast greifbar nah bis 800 Meter Entfernung auf etwa 1,5 Kilometern Länge um den Ort herum Richtung Westen. Hier allerdings ohne Lärmschutz.
"Vor allem wegen dieser topografischen Umstände hat Giech ein Lärmproblem", sagen Freudensprung und Kalenyak.
Denn zum einen kann sich der Lärm auf dem Autobahn-Damm bestens entfalten, zum anderen wird er durch den häufigen Westwind direkt nach Wiesengiech getragen.
Abschüssige Fahrbahn Und noch eines kommt hinzu: Gerade in diesem Bereich ist die Autobahn etwas abschüssig, und das bewirkt, dass der Schwerlastverkehr in Richtung Bayreuth gut auf Touren kommen kann. In der Gegenrichtung aber müssen die Brummi-Fahrer schon mal runterschalten, um dann mit Vollgas die Steigung vorbei am Parkplatz Giechburgblick zu nehmen. Das macht erheblichen zusätzlichen Lärm, der Schall kann sich hier ungehindert über das Wohngebiet ausbreiten.
"All das wird jedoch weder von der Autobahnbehörde noch von der Politik berücksichtigt", klagen die Giecher.Vor allem während der Nacht führe das zu einer gesundheitsschädigenden Lärmbelastung und erheblichen
Schlafstörungen. Schutzmaßnahmen wie Steinkörbe, Glaswände, Holzpalisaden und anderes wären hier leicht zu realisieren.
513 Unterschriften Denn ungeachtet einer Protestaktion, bei der 513 Einwohner mit ihren Unterschriften auf den Missstand aufmerksam machten, bleiben die Behörden - Autobahndirektion und zuletzt die bayerische oberste Baubehörde - bei ihrer ablehnenden Haltung. Zur Ermittlung der Lärm-Emissionen wird dort nur das Verkehrsaufkommen herangezogen.Und das liege, darauf legt man Wert, "weit unter den Prognosewerten der Planfeststellung" von 1994.
Prognosen längst überholt Statt des vorher gesagten durchschnittlichen Verkehrsaufkommens von täglich etwa 35.000 Kraftfahrzeugen mit einem Lkw-Anteil von 20 Prozent tagsüber und 36 Prozent nachts seien tatsächlich nur etwa 23.000 Fahrzeuge
täglich mit einem Schwerlastanteil von tagsüber 13 und nachts 32 Prozent im Jahr 2010 gezählt worden. Will heißen: Damit haben die Giecher eigentlich mehr bekommen, als ihnen zusteht. Ob diese Ergebnisse aber noch der aktuellen Situation entsprechen, bezweifeln die Anwohner angesichts der ständig steigenden Kfz-Zulassungen sehr. Weiterer Lärmschutz wäre unter unter diesen Umständen nur mit eigenen Mitteln der Stadt Scheßlitz realisierbar, so die Autobahndirektion.
Das aber ist laut Bürgermeister Franz Zenk eine "äußerst schwierige Geschichte". Denn das Aufschütten eines Lärmschutzwalls sei wegen der hoch gebauten Fahrbahnen technisch nicht möglich. Und eine Lärmschutzwand würde etwa 800.000 bis eine Million Euro kosten, an denen sich die Autobahnbehörde voraussichtlich nicht beteiligen werde. "Alleine aber können wir ein solches Vorhaben nicht schultern", so Zenk.
Auch das Einschalten der Abgeordneten Rudrof (Landtag) und Silberhorn (Bundestag, beide CSU) war bisher erfolglos.
Behörden verstecken sich Besonders bedauerlich ist es für Johann Kalenyak und Christian Freudensprung, "dass sich die übergeordneten Behörden hinter anonymen statistischen Zahlen verstecken können, ohne die tatsächlichen örtlichen Gegebenheiten zu berücksichtigen und konstruktiv mit den Bürgern nach Lösungen zu suchen". Um so mehr, als in diesem Bereich mit relativ einfach Mitteln eine deutliche Verbesserung des Lärmschutzes möglich wäre. "Wir stehen für Gespräche und Ortsbegehungen jederzeit zur Verfügung", betonen Freudensprung und Kalenyak.
Man würde sich freuen, wenn die für solche Vorhaben auf Landes- und Bundesebene von Politikern aller Couleurs immer wieder gemachten Mittelzusagen auch zu einer Verbesserung für die Giecher Bürger führen würden.
Bei der Autobahndirektion Nordbayern aber sind weder bauliche Vorhaben noch ein Lokaltermin derzeit vorgesehen. "Für den Lärmschutz ist nur das Verkehrsaufkommen maßgeblich", sagt der Fachgebietsleiter Planung und Bau, Michael Probst. Dafür gebe es klare Vorgaben, Messungen würden nicht gemacht, ein echter Bedarf "besteht dort nicht". Daran änderten auch die stattgefundenen Gespräche nichts.