Im Club Kaulberg hebt sich nach der Sommerpause wieder der Vorhang: Thommie Bayer liest, Werke Bukowskis leben auf, Hanuta Gonzales, die "Leichen im Keller" und diverse andere Protagonisten kehren in Bambergs "Unterwelt" zurück.
Nebelschwaden liegen über der Regnitz. Düsteren Tagen folgen schaurig lange Nächte. Schon steigt Bambergs Gruselchansonnier in die Tiefen des Kaulbergs hinab, um sein Publikum mit den Worten zu begrüßen: "Guten Abend, liebe An- und Verwesende!" Einen düsteren, verdammten und vergötterten Poeten lässt Arnd Rühlmann aus der Finsternis treten: Charles Bukowski, dessen Werk der Rekordleser mit Birgit Förstner auch ungeahnt komische Seiten abgewinnt. Die Leichen des Kaulbergkellers erwachen, um's zum 15. Geburtstag der makabren Lesereihe krachen zu lassen. Und vieles mehr verheißt die am 19. September startende Herbst- und Wintersaison.
Fischerei-Festspiele leben weiter
Auf Hochtouren laufen die Vorbereitungen fürs Programm der kommenden Monate bei Arnd Rühlmann seit die Fischereifestspiele ausklangen.
"Bislang fand sich leider noch kein Nachfolger, der die Veranstaltungsreihe im kommenden Jahr fortführt", berichtet der Nana-Theaterleiter. "So wissen wir nicht,
wie's im Sommer 2015 weitergeht - nur,
dass es weitergeht: Schließlich sollen die kleinsten Freilichtspiele der Republik nicht sang- und klanglos sterben."
Aber zurück in die Kellergewölbe des Kaulbergs, in denen sich am 19. September der Vorhang für "Von oben herab" hebt: Balkongeschichten servieren Ursula Gumbsch und Stephan Bach zum Sommerendspurt und Auftakt der Herbstsaison - "mit Sex and Crime, Mord und Totschlag, Halli und Galli".
"Leichen im Keller" als Anthologie
Noch am gleichen Wochenende gibt's ein Wiedersehen mit Rühlmanns "Leichen im Keller". Schaurige Geschichten serviert der Autor mit
Gästen Gruselfans ab diesem Termin wieder im zweiwöchentlichen Abstand. Und bereitet parallel dazu eine Anthologie vor, die im kommenden Jahr auf dem Markt landet, um Kurzgeschichten diverser Gastleser aufzuleben zu lassen: "Mit dabei sind Thomas Kastura, Heidi Friedrich, Friederike Schmöe und Mäc Härder, die wunderbare Beiträge lieferten." Andere Bamberger Autoren hätten zwar den schwarzen Humor, nach dem die Leichen verlangen, "nur schreiben sie Romane statt sich kurz zu fassen".
Charles Bukowski brachte das Elend des menschlichen Daseins schonungslos auf den Punkt. Und ein Bamberger pflegt das Andenken an den "dirty old man", der sich derer annahm, "die es nicht geschafft haben", wie Roni Braun auf der Site der Charles-Bukowski-Gesellschaft schreibt: "Für manche war er nur ein Säufer und Hurenbock.
Für andere ein großartiger, düsterer Dichter: ein entlarvender Autor der harten, direkten Zeile ohne schmückendes Beiwerk." Zwei Jahrzehnte, nachdem der "Poet der Gosse" starb, lassen ihn nun auch Rühlmann und Birgit Förstner in den Tiefen des Kaulbergs wieder zu Wort kommen: Am 26. September zeigen sie in Bamberg erstmals ihr Programm "Der alte Knacker in der Piano Bar".
Zärtliche bis brachiale Erotik
Faszinierend war's für Rühlmann, in Bukowskis Welten einzutauchen. "Kaum zu glauben, welchen Sinn für Humor dieser Mann noch bewies, wenn er Lesern Tragödien vor Augen führte." Auch Bukowskis Liebe zur klassischen Musik beeindruckte den Rezitator. Mit Birgit Förstner spürt Rühlmann demnach auch der Melodie in Bukowskis Gedichten und Erzählungen nach.
So könne sich das Publikum Ende September auf "ein quicklebendiges Universum voller herrlich skurrilem Humor, zärtlicher bis brachialer Erotik und berührenden Begegnungen" freuen.
Unter dem bezeichnenden Titel "Bis einer weint!" geben sich am 10. 10. die "Neurosenkavaliere" die Ehre: Erstmals präsentieren Rühlmann & Heimüller in ihrem neuen Programm ausschließlich eigene Songs: "Das machte mir anfangs Angst. Wider Erwarten kamen unsere Lieder bei den ersten Vorstellungen aber besser an als alles andere zuvor." Kein Wunder angesichts origineller Texte, die beispielsweise den Song zum "Bambados" auszeichnen: "Zur Erholung in stressiger Zeit / such ich gerne die Einsamkeit / Gottseidank sind eh kaum Leut‘ / im Bambados ... Da blättert Farbe vom Piratenschiff/ bröckelt Gips vom künstlichen Riff / auch der Sprungturm steht scho a weng schief / im Bambados..."
Thommie Bayers Lesung ist das nächste
Programmhighlight, das wir an dieser Stelle noch erwähnen. "Der Autor von ,Das Herz ist eine miese Gegend' liest aus seinem neuen Roman ,Die kurzen und die langen Jahre'", so Rühlmann. Von der tragischen Ungleichzeitigkeit der Liebe erzählt der Literat der Single-Generation, wie man Bayer bezeichnete. Umrahmt wird die Veranstaltung von der Altdorfer Band Dillberg mit Klavier, Kontrabass und akustischer Gitarre.
Die Termine
19. September und 20. September: "Von oben herab" - Balkongeschichten mit Ursula Gumbsch und Stephan Bach
21. September, 5. und 19. Oktober: "Leichen im Keller" - mörderische Geschichten mit Arnd Rühlmann und Gästen
26. September: "Der alte Knacker in der Piano Bar" - musikalische Erzählungen von Charles Bukowski mit Arnd Rühlmann und Birgit Förstner
10. und 26.
Oktober: "Bis einer weint!" - Chansons von und mit Rühlmann & Heimüller
11. Oktober: Thommie Bayer trifft Dillberg - Musik und Literatur mit Autor Thommie Bayer ("Das Herz ist eine miese Gegend") und der Band Dillberg
16. und 18. Oktober: "Shades Of Schmalz 2 - die Rückkehr" - Hanuta Gonzales und Ursula Gumbsch lesen mehr Schundliteratur
21. November: "Tödlich Fränkisch!" Krimis und Lieder aus der Region mit Heidi Friedrich und Arnd Rühlmann
10. Januar: Chris Strobler schießt "Mit Kanonen auf Fratzen" - Rockacomedy aus Franken
Alle Vorstellungen beginnen im Club Kaulberg (Unterer Kaulberg 36) um 20 Uhr. Mehr Infos gibt's auf der
Homepage des Bamberger Clubs.