Schatzhaus von Weltformat

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Museumsleiter Holger Kempkens und wissenschaftliche Volontärin Ludmila Kvapilová vor dem Hochrelief "Hl. Martin zu Pferde" aus der 1804 abgerissenen Bamberger Pfarrkirche St. Martin, das der erste Museumsdirektor von Pölnitz 1967 erwerben konnte. Foto: Marion Krüger-Hundrup
Museumsleiter Holger Kempkens und wissenschaftliche Volontärin Ludmila Kvapilová vor dem Hochrelief "Hl. Martin zu Pferde" aus der 1804 abgerissenen Bamberger Pfarrkirche St. Martin, das der erste Museumsdirektor von Pölnitz 1967 erwerben konnte. Foto: Marion Krüger-Hundrup
Das barocke Kapitelhaus - erbaut von Balthasar Neumann - beherbergt das Diözesanmuseum. Foto: Marion Krüger-Hundrup
Das barocke Kapitelhaus - erbaut von Balthasar Neumann - beherbergt das Diözesanmuseum. Foto: Marion Krüger-Hundrup
 
Museumsleiter Holger Kempkens mit einer Neuerwerbung: eine Strahlenmonstranz (18. Jh.) aus der Pfarrei Zentbechhofen, die im Kunsthandel aufgetaucht war. Foto: Marion Krüger-Hundrup
Museumsleiter Holger Kempkens mit einer Neuerwerbung: eine Strahlenmonstranz (18. Jh.) aus der Pfarrei Zentbechhofen, die im Kunsthandel aufgetaucht war. Foto: Marion Krüger-Hundrup
 
Museumsleiter Holger Kempkens und wissenschaftliche Volontärin Ludmila Kvapilová vor dem Hochrelief "Hl. Martin zu Pferde" aus der 1804 abgerissenen Bamberger Pfarrkirche St. Martin, das der erste Museumsdirektor von Pölnitz 1967 erwerben konnte. Foto: Marion Krüger-Hundrup
Museumsleiter Holger Kempkens und wissenschaftliche Volontärin Ludmila Kvapilová vor dem Hochrelief "Hl. Martin zu Pferde" aus der 1804 abgerissenen Bamberger Pfarrkirche St. Martin, das der erste Museumsdirektor von Pölnitz 1967 erwerben konnte. Foto: Marion Krüger-Hundrup
 
Die Pontifikalstrümpfe aus dem Ornat von Papst Clemens II. Foto: Marion Krüger-Hundrup
Die Pontifikalstrümpfe aus dem Ornat von Papst Clemens II. Foto: Marion Krüger-Hundrup
 

Das Bamberger Diözesanmuseum mit seinen einzigartigen Textilien aus dem Mittelalter begeht seinen 50. Geburtstag.

Dem Herrn Baron eilte ein wenig schmeichelhafter Ruf voraus: "Raubritter vom Domberg" wurde Sigmund Freiherr von Pölnitz (1901 bis 1978) genannt. Denn unermüdlich graste der Domkapitular die Pfarrhäuser im Erzbistum Bamberg ab, um daraus Antikes und Sakrales in "sein" Diözesanmuseum zu transferieren. "Er sicherte wertvolle Objekte", nennt die Nachwelt heute nachsinnig und kunstverständig diese Beutezüge. Immerhin ist der Sammelwut des Freiherrn von Pölnitz mit zu verdanken, dass sich das Bamberger Diözesanmuseum als Schatzhaus von Weltformat präsentieren kann. 1966, also vor 50 Jahren, wurde das Museum im barocken Kapitelhaus neben dem Dom vom damaligen Erzbischof Josef Schneider seiner Bestimmung übergeben, Pölnitz zu dessen Direktor ernannt.

Er und seine Nachfolger als Museumschefs - die allesamt promovierten Kunsthistoriker Bruno Neundorfer (1926 bis 2001), Renate Baumgärtel-Fleischmann (1937 bis 2010) und jetzt
Holger Kempkens (1971) - hatten es keinen Geringeren als Kaiser Heinrich II. und seiner Gemahlin Kunigunde zu verdanken, dass ihr Haus auf der internationalen Kunst- und Kulturbühne eine einzigartige Rolle spielt. Das Kaiserpaar hatte im Jahr 1007 das Bistum Bamberg gegründet und es mit liturgischen Geräten, Reliquien, Paramenten und Büchern reich ausgestattet. Im Laufe der Jahrhunderte wurde dieser Domschatz mehrmals dezimiert, vor allem in der Säkularisation.

Doch als Grundlage des vor 50 Jahren eröffneten Diözesanmuseums verblieben - oder kehrten aus München zurück - die hochmittelalterlichen Textilien wie etwa die Kaisermäntel und das Gunthertuch aus byzantinischer Seide. Ebenso außergewöhnlich und einmalig sind die fast vollständig erhaltenen Gewänder von Papst Clemens II., aus der Mitte des 11. Jahrhunderts. Ihre Entdeckung 1942 in seinem Grab im Bamberger Dom galt als Sensation.


Ein Alleinstellungsmerkmal

Mit all diesen textilen Objekten genießt das Diözesanmuseum ein Alleinstellungsmerkmal, das Wissenschaftler, Forscher und Touristen aus aller Welt anlockt. Obendrein stehen Exponate wie das Domkreuz mit seinem Holzkern aus dem 9. Jahrhundert oder Leuchter im liturgischen Gebrauch bei besonderen Kirchenfesten: "Sie stehen im Dienst der Glaubensverkündigung", sagt der heutige Museumsleiter Holger Kempkens.

Natürlich gab es schon vor 1966 Sonderausstellungen des Bamberger Domschatzes, erste Pläne für ein Museum mit religiöser Kunst und Gegenständen aus der Geschichte des Bistums Bamberg. Und ebenso selbstverständlich ist, dass mit der Eröffnung 1966 der Weg in die Zukunft gewiesen wurde. Eine wesentliche Etappe war dabei die Neukonzeption durch Renate Baumgärtel-Fleischmann Anfang der 1990er Jahre: "ein bindender Leitfaden für mich", betont Kempkens.

Er lobt die "Klarheit dieses Konzeptes", die "Konzentration auf exklusive Exponate". Kempkens möchte zunächst diese Sammlung "sinnvoll ergänzen und Lücken durch Neuerwerbungen schließen". Und eine elektronische Datenbank aufbauen, die auch der wissenschaftlichen Forschung dient. Wechselnde Sonderausstellungen sollen wie bisher schon auch solche Besucher anziehen, die sonst um Museen einen Bogen machen. Natürlich auch das heimische Publikum, das noch längst nicht alle Schätze vor der eigenen Haustür kenne, wie Kempkens vermutet.

So soll auch die "kleine Kabinettausstellung", die anlässlich des 50. Geburtstages ab kommender Woche gezeigt wird, ein Appetithappen sein. Einzelne, sonst nicht präsentierte Stücke wie etwa eine spätgotische Heiligenfigur werden dafür aus dem Depot geholt. Schrifttafeln, die jeweils ausgewählten Objekten zugeordnet sind, beleuchten die Schaffensperioden der vier Museumsdirektoren.


Pölnitz und das Relief

Zum Beispiel die des Freiherrn von Pölnitz, dessen Tafel auf das Hochrelief "Heiliger Martin zu Pferde" im Lapidarium verweist. Es stammt aus der Zeit um 1380/90 und war einst in der Pfarrkirche Alt-St. Martin untergekommen. Nach deren Abbruch 1804 gelangte es zunächst nach Höfen bei Stegaurach und von dort 1889 in den Münchner Kunsthandel und wurde erst 1931 auf Burg Kreuzenstein bei Wien wiederentdeckt. Pölnitz erwarb 1967 diesen Martin samt Frierenden und Pferd für das Diözesanmuseum.

"Mutter aller Bamberger Sammlungen" nennt Holger Kempkens übrigens sein Haus mit den über 1000-jährigen Wurzeln. Ihre Töchter etwa auf dem Domberg haben sich längst von einer mütterlichen Dominanz befreit. "Die Sammlungen unserer Kulturinstitutionen ergänzen sich, und wir sind alle freundschaftlich miteinander verbunden", lobt Kempkens das kollegiale Miteinander mit dem Historischen Museum in der Alten Hofhaltung, der Neuen Residenz und der Staatsbibliothek.