Ein Luftreinhalteplan ist in Bamberg zwar nicht nötig. Doch sieht ein Chefarzt am Klinikum aufgrund hoher Messwerte in der Königstraße auch Handlungsbedarf.
Jeden Tag reiht sich in der Unteren Königstraße Fahrzeug an Fahrzeug. Michael Kalb kennt die Belastung dort durch zu viele Autos nur zu gut. "Der Durchgangsverkehr ist enorm", schildert der Vorsitzende des Bürgervereins Gangolf die Situation. Kalb hatte deshalb schon vorgeschlagen, den Parksuchverkehr an der Ottokirche zum Georgendamm umzuleiten, um eine Verbesserung für die Anwohner herbeizuführen. Doch bisher sei dies nicht umgesetzt worden.
Nun zeigen Messwerte des Umweltamts der Stadt, welche Auswirkungen der dichte Verkehr hat: So gilt die Luft in Bamberg zwar grundsätzlich als gut. An sechs von sieben Messstellen liegen die Stickstoffdioxidwerte im Jahresmittel 2018 unter dem EU-Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter. Ein Luftreinhalteplan, der sogar ein Dieselfahrverbot zur Folge haben könnte, ist laut Umweltamt nicht notwendig. Denn die maßgebliche Station des bayerischen Umweltamts an der Löwenbrücke liefert konstante Werte bei 24 Mikrogramm pro Kubikmeter.
Nahezu permanenter Rückstau
Allerdings wird der Grenzwert in der Unteren Königstraße überschritten. Dort wurde im vergangenen Jahr ein Mittelwert von 43,5 Mikrogramm pro Kubikmeter gemessen. Das Umweltamt der Stadt führt dieses Ergebnis auf die relativ hohe Verkehrsbelastung zurück, die mit einem nahezu permanenten Rückstau einhergehe. Die ausgeprägte Schlucht der Einbahnstraße über mehrere 100 Meter führe außerdem zu der Luftschadstofferhöhung.
Besteht also zum Schutz der Gesundheit der Anwohner in der Unteren Königstraße Handlungsbedarf? Aus Sicht des Umweltamtes derzeit nicht: Anita Schmidt, Leiterin des Umweltamtes, verweist auch auf die stündlichen Messungen, die wesentlich präziser seien, als die über das Jahr gemittelten. Dabei habe es keine einzige Überschreitung des Grenzwertes von 200 Mikrogramm pro Kubikmeter in der Unteren Königstraße gegeben (18 Überschreitungen sind erlaubt). Die Werte lagen sogar weit darunter.
Verbesserung erforderlich
Auch von medizinischer Seite kommt zumindest teilweise Entwarnung: Dr. Rumo David Leistner, Chefarzt der Pneumologie am Klinikum, bewertet die minimale Überschreitung des Grenzwertes in der Untere Königstraße "als nicht bedrohlich", warnt aber gleichzeitig vor einer Verharmlosung: "Insbesondere für Lungenkranke, wie zum Beispiel Asthmatiker, Schwangere und Kinder sollte man versuchen, durch entsprechende verkehrspolitische Maßnahmen, aber auch durch Änderung des eigenen Lebensstils, die Situation zu verbessern", empfiehlt der Mediziner. Er denkt dabei auch an eine häufigere Nutzung des Fahrrads oder an andere alternative Verkehrsmittel.
Darauf setzt das Umweltamt. Mittelfristig erwarte man eine Verbesserung der Werte, auch aufgrund der weiteren Erhöhung des E-Mobilitätsanteils, wie Anita Schmidt bei der Vorstellung der Zahlen im Umweltsenat erklärt hatte. So seien noch 2012 nur 13 reine E-Fahrzeuge auf Bambergs Straßen gefahren, aktuell sind dies bereits 117. Andere Maßnahmen sind aktuell nicht angedacht. Das Umweltamt will die Situation weiter beobachten und in zwei Jahren erneut Messungen durchführen. Der Umweltsenat hatte darüber hinaus beschlossen, dass die Königstraße bei den Beratungen zum Verkehrsentwicklungsplan berücksichtigt werden soll. Die Grünen fordern bisher am radikalsten, den Verkehr aus der Innenstadt zu verbannen.
Verbot für Schwerlastverkehr?
Ein generelles Durchfahrtsverbot sei keine Alternative, sagt dagegen Bürgervereinsvorsitzender Michael Kalb. "Die Geschäfte müssen erreichbar bleiben." Weitere Überlegungen gibt es freilich. Laut Sandra Trunk, Straßenmanagerin der IG Aktive Mitte, ist in den letzten Workshops mit Anwohnern und Gewerbetreibenden der Wunsch formuliert worden, dass der Schwerlastverkehr - bis auf den Anliegerverkehr - aus der Königstraße raus soll. "Das wäre eine Verbesserung."
Nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen. Medizin ist keine exakte Wissenschaft. Da ist viel Glaube, Liebe, Hoffnung.
Irgendwie klingt das nach, glaub keiner Statistik, die du nicht selber gefälscht oder ausgewertet hast. Auf der einen Seite gibt es einen Jahresmittelwert von 40 Mikrogramm und dann gibt es einen stündlichen Wert von 200 mg, der nie überschritten wurde. Welcher Grenzwert gilt denn jetzt wo? Gelten die 40 oder die 200 mg?
Liebe Redaktion, könnt ihr Licht in das Dunkel bringen? Vielleicht verstehe ich auch etwas nicht richtig.
Wenn ich ehrlich bin, würde ich mich lieber in der Königstraße 43,5 Mikrogramm pro Kubikmeter aussetzen als einer Behandlung im gewinnmaximierten Klinikum. Man kann das Lobbyblabla nicht mehr hören.
Wird für alles schon wieder "nur" der Autoverkehr verantwortlich gemacht?
Meiner bescheidenen Ansicht nach werden hier bewußt falsche Tatsachen vorgespielt. Der FT sollte mal sauber recherchieren ob die Meßstelle überhaupt nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz richtig aufgestellt war. Ich behaupte, nein. Eine einfache Anfrage im Umweltamt müßte doch reichen.