Für DSDS war der Bamberger zu alt. Beim Scouting für die vierte Staffel von "The Voice of Germany" gewann der 52-Jährige aber immerhin schon eine erste Vorauswahl. Mit Country möchte der Barde punkten, der in den 80er-Jahren im Rockbereich seinen größten Erfolg feierte.
Nena ist raus. Und The BossHoss sprangen ab, die die Country-Fraktion bei "The Voice of Germany" als Juroren vertraten. Schon schnürt ein Bamberger Vertreter des Genres die Westernstiefel und setzt den weißen Stetson auf, um Country-Fans zu bannen: Sandy Hall, der sich immerhin schon in die zweite Runde einer ersten Vorausscheidung an der Spree sang.
Warum aber tritt ein Franke, der sich in den 80er-Jahren mit seiner "Hall and Bailey Crew" eine Goldene Schallplatte erspielte, gegen Konkurrenten an, die seine Kinder sein könnten? "Weil ich mir gute Chancen bei der Castingshow ausrechne, in der Countrymusiker bislang eher Seltenheitswert hatten", so der 52-Jährige.
Der erste Sieg als Elvis
Auf diese Weise versucht also ein Oberfranke in die Fußstapfen von Andreas Kümmert als 27-jährigem Unterfranken zu treten, der die dritte Staffel gewann. Erfahrungen mit Talentwettbewerben sammelte Sandy Hall alias Siggi Kastner aber auch seit den frühen Achtziger Jahren. Als Elvis-Imitator überzeugte er die erste Jury in seiner Heimatstadt an einem Faschingsdienstag: "Ich gewann die Talentshow, die der Hausfrauenbund veranstaltet hatte", erinnert sich der Bamberger mit breitem Grinsen.
Tja, Sandy, beziehungsweise Siggi, ist ein musikalisches Chamäleon, das sich vom "King of Rock 'n' Roll" zum Schlagerbarden entwickelte und über den volkstümlichen Bereich im Country-Sektor landete. Hin und wieder drängt der 52-Jährige allerdings noch heute mit Tolle und Pornobrille ins Rampenlicht, nachdem er Elvis mit Berliner Mitstreitern sogar zum "Musicalhelden" machte.
Nach Potsdam emigriert
So verließ der Sänger vor fünf Jahren bereits die fränkische Heimat, um nach Potsdam zu emigrieren. Vergessen hat Sandy Hall seine Wurzeln aber nicht, wie das "Bamberger Liedla" belegt, mit dem der Musiker das Weltkulturerbe ab 2012 aus der Ferne besang. Wobei den meisten Fans jenseits des Bratwurstäquators der tiefere Sinn des Textes sicher verborgen blieb, nachdem ihn Kastner auf Fränggisch intonierte. Und mit entsprechendem Sendungsbewusstsein erweiterte Hall via You Tube, Clipfish, My Video und andere Web-Bühnen noch seine Reichweite über die Grenzen des Landes hinaus.
Was Thomas Gottschalk wohl dazu sagen würde, dass sich der Sänger mittlerweile sogar im volkstümlichen Bereich präsentiert. Schließlich war der Bamberger 1987 noch Frontmann einer Rockband, als ihm der Bayern-3-Radiomoderator den Weg zum ersten großen Erfolg ebnete: Mit "Angel I Need You" gewann die Hall and Bailey Crew ihre "Goldene Schallplatte".
Bamberger Liedla
Davon ist das "Bamberger Liedla" natürlich noch weit entfernt, das Hall zufolge aber mittlerweile "40.000 Mal verkauft wurde". Was den Musiker wohl auch veranlasste, mit über 50 im Rahmen einer Talentsuche nochmal zum Sprung auf die Mattscheibe anzusetzen. "Für ,DSDS' war ich zu alt. Bei ,The Voice of Germany' aber gibt's nach oben keine Altersbegrenzung", so der Franke. Vorsichtshalber machte sich Kastner bei der Bewerbung doch um zehn Jahre jünger. "Das kam bei der Ausweiskontrolle raus, war aber kein Problem. Und nachdem ich ,Don't close your eyes' a cappella sang, war ich ne Runde weiter."
Die nächste Vorausscheidung steht in Kürze an, der weitere folgen. Ob Hall dann irgendwann tatsächlich beim TV-Start der vierten "Voice-of-Germany"-Staffel zu sehen ist, wird sich zeigen. Entmutigen will sich der 52-Jährige aber auch von einem etwaigen Misserfolg nicht lassen. "Schließlich kommt bald meine neue Single ,Hüttengaudi' heraus und die ,Hall and Bailey Crew' meldet sich Ende des Jahres mit ,Don't leave me this way' zurück."