Nach einer wechselvollen Geschichte von über 600 Jahren zieht im Sandhof bei Oberhaid wieder Leben ein.
Gut 30 Quadratmeter groß wird das Zimmer von Maximilian. Radfahren könnte er sogar im Winter lernen, dank eines geschätzt zehn Meter langen Flurs. Und zum Spielen werden ihm und seinen künftigen Geschwistern inmitten der idyllischen Natur sage und schreibe 7500 abgesicherte Quadratmeter zur Verfügung stehen. Ein Traum? Nein, sondern die Perspektiven eines Dreiwöchigen, dessen Eltern ihren Wohntraum Realität werden lassen.
Der inmitten des Waldes und an Weihern gelegene Sandhof bei Oberhaid wurde vor 600 Jahren erstmals urkundlich erwähnt, als Schafhof. Daran erinnern noch heute ein Schafstall und eine Scheune. Im Folgenden erlebte die bezaubernde Anlage eine wechselvolle (Bau-) Geschichte: Der Jesuiten-Orden nutzte sie um 1600 als Domizil, davon kündet der inzwischen zweite Kapellenbau am Eingang. Bis Ende der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts gehörte der Sandhof dem Staat und wurde als Forsthaus genutzt.
1969 erwarb ihn ein Oberhaider Gastronom, um ihn zur Autobahnraststätte zu machen. Nachdem die A 70 doch nicht vorbeiführte, residierte eine Kommune hier. Dann wurde der Sandhof von einem Bamberger Steinmetzbetrieb gekauft und Renovierungen begannen. Seit zwei Jahren nun gehört das Ensemble einem Bamberger Piloten und seiner Ehefrau, den Eltern des kleinen Maximilian, die aus verschiedenen Gründen nicht namentlich genannt werden wollen. Nennen wir sie einfach Carina (29) und Franz (34).
Über die Mauer geschaut
Beim Sommerspaziergang vor zwei Jahren wagten die Zwei den Blick über die malerische Sandsteinmauer und verliebten sich umgehend in die dahinter liegende Anlage: Wohnhaus, Scheune, Holzhaus, Kapelle, alles inmitten einer parkähnlichen Fläche mit Obstgarten. Man hakte nach und fand heraus, dass der Sandhof zum Verkauf stand. Ein Glücksfall: "Bei einem Neubau hätten wir in Sachen Stil ziemlich unterschiedliche Vorstellungen gehabt", so Franz. Der Sandhof aber erfülle alle Anforderungen: Abgeschiedenheit, viel Platz für die Familie und eine sichere Umgebung, "wo man nicht gleich Angst haben muss, dass die Kinder auf die Straße geraten", erklärt Carina. "Und das alles auch noch in der Nähe von Bamberg", schwärmt ihr Mann. Weil dem Vorbesitzer daran gelegen war, dass das Haus wieder mit Leben erfüllt wird, sah er es bei ihnen in guten Händen.
Gut ein Jahr dauerten die Abstimmungen mit dem Denkmalschutz, dann begann die Sanierung des Wohnhauses - Scheune, Stall und Holzschuppen hat der Vorbesitzer bereits saniert. In weiteren Abschnitten werden Kapelle und Mauer folgen.
Im Frühjahr soll Maximilian mit seinen Eltern im Sandhof einziehen. 500 Quadratmeter Wohnfläche auf zwei Ebenen. Klingt riesig. Letztlich bleiben aber gar nicht so viele Zimmer, weil die bis zu 3,40 Metern hohen Räume extrem groß sind - allein die drei Kinderzimmer je um die 30 Quadratmeter. Das Untergeschoss beherbergt nur Wohnküche, Abstellraum, WC und Speisekammer, alles jeweils ungewohnt groß. Im Obergeschoss befinden sich drei Kinderzimmer, Kinderbad, Elternbad, Elternschlafzimmer, Wohnzimmer und - der Saal. Mit noch schönerer Stuckdecke als in den anderen Räumen.
Generationenprojekt
Die zwei Etagen des Daches sind nicht zur Nutzung bestimmt, im Keller finden sich nur zwei kleine Räumchen. "Also ist das alles doch nicht so viel", fasst Franz zusammen, dafür aber ganz besonders. Ein Generationenprojekt, auch was die Finanzierung betrifft. Wenn die Kinder groß sind, wird ihnen die in Erstellung befindliche Dokumentation noch etliches über die Geschichte dieses Oberhaider Wahrzeichens verraten. Zumindest an Pfingsten hat die Bevölkerung Zutritt zu der Franz-Xaver-Kapelle. Hier sollen übrigens einmal Maximilians Geschwister getauft werden.