Es wurden Fakten geschaffen
Wer sich im Vorstand umhört, der erfährt von "persönlichen Verletzungen" - Huml habe durchaus mit einer Kandidatur geliebäugelt, allein schon aus familiären Gründen. "Dann aber wurden Fakten geschaffen, obwohl es vorher ein Vier-Augen-Gespräch hätte geben sollen", sagt ein Zuhörer.
Auch einen lautstarken Streit hat es gegeben: Melanie Humls Mann Markus und Christian Lange sind vor ein paar Tagen in der Fraktion heftig aneinander gerasselt. Für eine Nachfrage war Markus Huml in den letzten Tagen aber nicht erreichbar.
Fraktionsvorsitzender Helmut Müller betont, er sei ein Befürworter für die Trennung von Partei und Fraktion. "Die OB-Kandidatur geht die Fraktion wenig an, das ist rein die Sache der Partei." Auch hier könnte Unausgesprochenes mehr sagen als Ausgesprochenes.
Eine zentrale Deutung fehlt noch: die von Christian Lange. Der designierte Kandidat bittet um Verständnis, sich bei dem Thema zurückzuhalten. Er versichert aber, alle etwaige Irritationen seien ausgeräumt. "Ich will meinen Vorschlag mit allen Mitgliedern der Mitmachpartei CSU diskutieren", sagt Lange, der das Gros der Ortsvorsitzenden und die Mittelstand-Union sowie die Junge Union hinter sich weiß. "Ich spüre eine Aufbruchstimmung."
Schluss mit dem Taktieren - endlich geht es los: Die Partei sei elektrisiert, euphorisiert, berichtet nicht nur Lange, sondern auch Florian Müller oder auch Thomas Söder, der bei der Bezirkstagswahl OB Andreas Starke (SPD) geschlagen hat. Von einem jungen, energischen Dreigestirn "Huml - Söder - Lange" spricht Lange. Der erste Stern wird vorerst weiter über München leuchten.
Kommentar von Redaktionsleiter Michael Memmel:
Ungefragt erreicht ein Zitat der Ministerin am Dienstag gegen 21 Uhr die Redaktion. Sie, also Melanie Huml, frage sich ja immer, wie sie die Menschen in ihrer Heimat Bamberg am besten unterstützen könne. Noch besser als Gesundheitsministerin? Das geht durchaus - nämlich in "anderer Position" und zur rechten Zeit.
Hmmm, andere Position: Wenn Sie nicht die erste bayerische Ministerpräsidentin werden möchte, kann sie da nur das Oberbürgermeister-Amt im Auge haben. Rechte Zeit? Was damit gemeint ist, darüber lässt sich lange nachdenken. Vielleicht steht dieser Zeitpunkt in direktem Zusammenhang mit jenem, an dem OB Andreas Starke (SPD) mit der Sprache herausrückt und bekannt gibt, ob er noch einmal antritt. Huml macht sich interpretierbar, solange sie sich nicht eindeutig äußert, ob und wann sie selbst dieses Amt anstrebt.
Vielleicht müsste sie sich als Politikern auch eine andere Frage stellen. Nämlich: Was erhoffen sich die Bürger in Bamberg? Die Antwort könnte lauten: Die Auswahl zwischen den besten Politikern der Stadt Bamberg. Das würde direkt noch eine Frage nach sich ziehen: Darf da dann eine Ministerin fehlen?
Im Gesundheitsministerium kann Frau Huml, einer der wenigen Lichtblicke in der CSU, fachkompetent arbeiten und die Probleme anpacken. Im kommunalpolitischen Filz würde sie sich sinnlos in Grabenkämpfen aufreiben müssen.
Einen kompetenten Kopf für die Besetzung des Bamberger OB-Sessels kann ich bei den beiden Volksparteien (naja - eine war wohl, an den Wahl- und Umfrageergebnissen gemessen, einmal eine) allerdings nicht erkennen.
na ja wenn sich alle zurück lehnen, muss sich einer halt hinaus lehnen
Auch als Kaff-Bewohner wäre mir als OBin von Bamberg die Melanie Huml tausend mal lieber als Lange.
Aber die wird wohl noch länger Ministerin in München bleiben müssen.
Wen sonst hat Bamberg im Landtag aufzubieten, der was für Bamberg und sein Umland tut ?
Dazu fällt mir einmal mehr der berühmte Sack ein, in welchen man alle hineinsteckt...
Öha Herr Lange, haben wir uns da zu früh und zu weit aus dem Fenster gelehnt?