Im Bauernmuseum Bamberger Land dreht sich alles um "Flachsen, spinnen, waafen". Auch Spinnkurse werden angeboten.
"Waafen" als Begriff für viel und mitunter auch dummes Zeug reden, kennt - zumindest in Franken - jedes Kind. Doch wer weiß um die Herkunft dieses noch heute geläufigen Wortes Bescheid? Besucher des Bauernmuseum Bamberger Land können dem Ursprung jetzt auf die Spur kommen. "Flachsen, spinnen, waafen" titelt die Ausstellung, die Landrat Johann Kalb (CSU) und Museumsleiterin Birgit Jauernig jetzt eröffnet haben und damit die neue Museums-Saison einläuteten.
"Waafen" komme von "Weifen", Ausdruck für das Gerät wie auch für die Tätigkeit, mit der das gesponnene Garn aufgewickelt wurde, weiß die Museumsleiterin. "Die Weifen waren mit einem raffinierten Schnapp-Mechanismus ausgestattet, um gleich lange Garnstränge zu erhalten", erläutert Jauernig weiter. Das Geräusch des fortwährend sich drehenden Gewindes wurde wohl gleichgesetzt mit dem dabei geführten Gerede.
Weifen, Rocken, Spinnräder und die damit hergestellten Produkte sind in der Ausstellung zu sehen. Dabei handelt es sich vor allem um Exponate, die das Bauernhofmuseum Kleinlosnitz und das Gerätemuseum des Coburger Landes zur Verfügung gestellt haben. Schön gestaltete Schautafeln komplettieren die Ausstellung.
Informationsmaterial in Hülle und Fülle hatte Jauernig mit ihrem Team für diese 30. Ausstellung zu bewältigen. "Da beißt die Maus keinen Faden ab", ist auf einer der Tafeln zu lesen. Und der berühmte "Rote Faden" zieht sich durch die gesamte Ausstellung. Den "Faden verloren" hat das Museumsteam bei seiner Arbeit jedenfalls nicht. Vor allem um Flachs und Wolle geht es, Material, das einst unverzichtbar war für die Herstellung von Kleidung, Wäsche, die Vorratshaltung, für Seile und in der Landwirtschaft.
Vieles von damals hat sich in der Sprache niedergeschlagen und ist bis heute lebendig. Im Volksglauben, in Märchen, Sagen und Sprichwörtern, ja sogar in der Kunst gibt es Zeugnisse davon. Dornröschen sticht sich im Märchen an einer Spindel, die Müllerstochter soll aus Stroh Gold spinnen, der Goldmarie fällt die Spindel in den Brunnen und andere mehr. In Bamberg gebe es die Legende, die heilige Kunigunde habe ihre Spindel so geworfen, dass sich der rote Faden um die ganze Stadt legte und sie beschützte, erzählt Birgit Jauernig.
Hervorragend zum Thema passten die Musikstücke, mit denen Claudia Raab, Musikerin und Schauspielerin aus Stappenbach, die Eröffnung umrahmte. "Hurtig, hurtig muss man spinnen, Mütterchen braucht frisches Linnen", sang die Künstlerin ein bekanntes Volkslied.
Weber, Seiler und Co.
Dass es die Familiennamen Weber, Seiler oder Schneider zuhauf gibt, jedoch keine "Spinner", war einem Kollegen der Museumsleiterin aufgefallen. Jauernig erklärt das damit, dass spinnen einst reine Frauenarbeit war. Einen Vergleich von Lebenssituationen beinhalte das Sprichwort, wonach Spinnen am Morgen Kummer und Sorgen bringt, am Abend jedoch erquickend und labend sein soll. "Arm dran" seien die Frauen gewesen, die sich früh am Morgen schon ans Spinnrad setzten, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Wer sich hingegen am Abend ans Spinnen machte, habe dies als Freizeitbeschäftigung getan.