Ein Barde der Bayreuther A-cappella-Band "Six Pack" wandelt auf Solopfaden: Ab 4. April präsentiert Christian Strobler sein erstes Soloprogramm "Mit Kanonen auf Fratzen". Vorab stellte sich der Bamberger auch unbequemen Fragen.
Von Bamberg-Nord aus zog er in die weite Welt - und kam auf seinem Klapprad angeblich bis nach Kemmern: Zeit für Christian Strobler, Bilanz zu ziehen - von traumatischen Erfahrungen seiner Kindheit in der Jäckstraße über Bühnenerlebnissse bis hin zum Coming-out als Kleingärtner. Daraus entstand "Mit Kanonen auf Fratzen" als erstes Soloprogramm eines Domstädters, den viele Franken als tiefen Bass der A-Cappella-Comedy-Show "Six Pack" kennen. Nun verspricht der 38-Jährige dem Publikum eine schonungslose Abrechnung mit sich selbst , worüber wir vorab mehr erfahren wollten.
InFranken:
Noch ein Comedian im Haifischbecken einer Branche, in der man verbissen konkurriert und dabei keinen Spaß versteht.
Womit wollen Sie punkten?
Christian Strobler: Es gibt sicherlich viele, die über andere lästern - Nachbarn, die Gesellschaft . . . Dagegen muss man lange nach einem Comedian suchen, der sich ohne falsche Scham auf sich selbst stürzt, um sich nach Strich und Faden rundzumachen. Genügend Stoff habe ich als Rockabilly mit Klapprad, Kleingärtner, Bierkutscher, Freischwimmer, Turmspringer, Fuchsüberfahrer, Globetrotter und Liebhaber, um mir ins eigene Knie zu schießen . . . Trotzdem kriegen die Nachbarn noch ihr Fett ab.
Von Barry White bis Rammstein
Betreten haben Sie die Bühne ja ursprünglich als Sänger. Wie kamen Sie auf die Idee, sich vor Publikum zu produzieren?
Alles begann damit, dass bei mir gleich nach der Geburt ein chronischer Musikervirus diagnostiziert wurde.
So pochte ich im Kindergarten schon darauf, Einzelunterricht an der Triangel zu bekommen. Und rockte einige Jahre später Tanzmusikbühnen von Gunzendorf bis Hetzentännig - dann allerdings mit dem Schlagzeug, meiner Gitarre und Stimme, der ich die schönsten Töne von Barry White bis Rammstein entlockte. Meine Brötchen musste ich mir lange Zeit allerdings noch als Instrumenten-Tester bei einem großen Musikhaus verdienen.
Ihnen gelang aber noch rechtzeitig der Absprung, oder?
Gleich nach meiner Gesangsausbildung, zu der ich mich gezwungen sah, nachdem mich hohe Töne lange krank - präziser: heiser machten. Als Bass kam ich ja auch in die A-Cappella-Szene. Mit 29 Jahren war ich dann bereit für eine Karriere als Berufsmusiker - sprich die feste Arbeit aufzugeben, von Fensterkit und alten Brötchen zu leben.
Um mir hin und wieder eine warme Mahlzeit leisten zu können, gründete ich eine private Gesangsschule und gebe nun seit mittlerweile acht Jahren auch Schlagzeugunterricht.
Quatschen statt zu singen
Wann entdeckten Sie im harten Alltag des Berufsmusikers Ihre komische Seite?
2007, bei einem Auftritt mit meiner Johnny Cash Tribute Band. Ich dachte, unser Programm sei zeitlich zu knapp bemessen. Drum fing ich an, nach jedem Song eine Geschichte zu erzählen - zum Leidwesen aller Mitmusiker, denen Bärte gewachsen sind. Irgendwann hab' ich das Publikum gefragt, ob ich lieber spielen oder quatschen soll. Ein Zuschauer meinte: "Los, red weiter, des is geil." Und genau das mache ich seither.
Beruhen Ihre Geschichten denn auf wahren oder fiktiven Begebenheiten?
Ich arbeite im Grunde meinen Alltag auf, all die schrägen Erlebnisse - oft auch frei weitergesponnen. Was könnte beispielsweise passieren, wenn ein Staubsaugervertreter bei mir klingelt und tatsächlich reingelassen wird? Dann liefert man mir irgendwann vielleicht ein Gerät, das die Wohnung vollautomatisch auf Vordermann bringt: Eine meiner Visionen.
Mit offenem Reißverschluss
Ein reizvolles Thema wären sicher auch Pleiten, Pech und Pannen aus Ihrer bisherigen Gesangskarriere. Eine Kostprobe bitte!
Eine? Da gibt's viel mehr zu erzählen: Angefangen vom Nasenbluten während eines Konzertes, über einen Auftritt mit offenem Reißverschluss - bis ich den Zuschauer bemerkte, der auf meine Hose deutete.
Einmal bin ich auch so heftig gegen eine Requistenwand gelaufen, dass mir ganz schwummrig wurde.
Gab's wenigstens Groupies, die Ihnen das Leben versüßten?
Vereinzelt. Immerhin waren es Groupies, die seit den 70er-Jahren aktiv sind.
Kommen wir zum ersten Soloprogramm, das Sie nicht im Alleingang, sondern mit einem Six-Pack-Kollegen schrieben. Führt er auf der Bühne nicht auch Regie?
Ja, Johannes Betz steht mir bei. Ihm habe ich irgendwann auf einer langen Fahrt zu einem Auftritt eine meiner Storys erzählt. Anschließend bot Johannes mir ein Teamwork unter dem Motto an: "Liefere du die blöden Ideen, ich bring die Struktur rein." So entstand "Mit Kanonen auf Fratzen" als kongeniale Mischung aus Stand-up-Comedy und Sit-down-Music.
Welche "Sit-down-Music" begleitet denn die Stand-up-Comedy?
Ich erwarte das Publikum beatboxend, mit Gitarre und Ukulele. Übrigens widme ich mich neben dem Strobler auch dem Bamberger Dom und der damit verbundenen Touristenschwemme.
Am 4. April feiert "Mit Kanonen auf Fratzen" Premiere. Aufgeregt? Womit beruhigen Sie sich?
Mit Rescue Tropfen aus der Apotheke, Bier und einem Mantra.
Na denn: Toi, toi, toi.
Alle Termine auf einen Blick
Am 4. April gibt's im Bamberger Theater am Michelsberg (TaM) erstmals "Mit Kanonen auf Fratzen" (20 Uhr). Weitere Vorstellungen finden im TaM am 6. April (20 Uhr), im Zentrum Bayreuth am 11. April (20 Uhr) und im Goldenen Adler Mürsbach am 14. Juni (19.30 Uhr) statt.
Weitere Infos zu Christian Strobler gibt's auf seiner
Homepage.