Kein Bamberger Plärrer 2017 - Zukunft des Volksfestes düster

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Derzeit ohne feste Bleibe: Der Bamberger Plärrer sucht dringend einen neuen Standort. Foto: Ronald Rinklef
Derzeit ohne feste Bleibe: Der Bamberger Plärrer sucht dringend einen neuen Standort.  Foto: Ronald Rinklef

Dieses Jahr gibt es definitiv keinen Plärrer in Bamberg. Und ob das Volksfest je wiederbelebt wird, ist sehr unsicher. Die Standortsuche ist schwierig.

Das beliebte Volksfest, der Bamberger Plärrer, findet heuer definitiv nicht statt. Nicht im Frühling und auch nicht im Herbst, denn es fehlt ein geeigneter Platz in der Stadt. Das hat Ralf Haupt, Sozialreferent der Stadt Bamberg, nun auch noch einmal dem Bayerischen Rundfunk bestätigt.

Auch die Zukunft des Volksfestes ist ungewiss: Die Suche nach einem neuen Plärrerplatz ist nicht gerade das, was man als eine Erfolgsgeschichte bezeichnen kann. "Wir sind mit unserem Latein am Ende" sagte der Sozialreferent bereits am Mittwoch im Rathaus, als es um alternative Standorte für das traditionsreiche Volksfest ging.

Die drastische Formulierung bestätige, was Kritiker schon vor Monaten befürchteten: Bamberg hat keinen Platz mehr für den Plärrer. Er ist gewissermaßen totgeweiht.

Dabei schien die Welt für die Besucher der volkstümlichen Veranstaltung viele Jahre in Ordnung zu sein. Bis zum Bau der neuen Brose-Verwaltungszentrums wurde das Volksfest einmal im Frühling und einmal im Herbst auf dem Platz an der Breitenau abgehalten.

Dann kam ein erster Wechsel: Mehrere Male drehten sich die Fahrgeschäfte auf einer heute von der Bundespolizei als Parkplatz genutzte Ausweichfläche an der Zollnerstraße. Seit nun auch diese Fläche eine andere Nutzung gefunden hat, ist man im Bamberger Rathaus gewissermaßen blank. Und das Amt für Immobilienmanagement muss mit der Lupe nach Ersatz fahnden - eine Geschichte der Enttäuschungen.

Gesucht werden etwa 20 000 Quadratmeter im Zusammenhang belegbare und befestigte Fläche. Strom- und Wasseranschluss sollen in der benötigten Dimension vorhanden sein. Auch Rettungswege ebenso wie Umzäunungen sind gefragt.

Doch wo gibt es in einer ohnehin eingeengten Stadt mit großem Grundstücksmangel noch solche Freiflächen? Sieben verschiedene Standorte haben die Mitarbeiter der Stadt seit Dezember auf Herz und Nieren geprüft. Sieben Mal gab es unzweideutige Antworte. Zum Beispiel für die potenziellen Standorte in der Lagardekaserne und im Hafen Bamberg. Beide schienen nicht geeignet.

Als Fehlschlag erwiesen sich Überlegungen, den Plärrer auf einem Grundstück des ehemaligen Bundessortenamt in der Südflur anzusiedeln. Die dortigen Flächen gehören dem Bund und der Bürgerspitalstiftung. Die Erschließung hätte sich als "äußerst problematisch" dargestellt, hieß es in der Sitzung.


Brose plant Erweiterung

Nichts wird es auch aus einem Neu-Plärrer auf dem ehemaligen HWKW-Gelände an der Memmelsdorfer Straße. Ebenso wenig kommen das frühere Gelände der Brauerei Maisel oder ein Grundstück auf dem Gelände der "Muna" am Berliner Ring in Frage. Letzteres wäre zwar groß genug. Doch die Muna ist bekanntlich für Gewerbe verplant. Außerdem steht das ehemalige Militärgelände wegen der Besitzverhältnisse nicht schnell zur Verfügung.

Fehlanzeige auch auf einem knapp 20 000 Quadratmeter großen Grundstück auf dem Gelände der Firma Brose, neben dem bestehenden Verwaltungszentrum und damit unweit vom alten Standort. Wie OB Andreas Starke (SPD) sagte, ist hier schon in den nächsten Jahren eine Erweiterung mit neuen Arbeitsplätzen geplant.

Trotz der offensichtlichen Schwierigkeiten, den Plärrer zu reanimieren, scheuen sich die Bamberger Stadträte die Veranstaltung für tot zu erklären. Der Plärrer sei ein wichtiges Angebot für alle Bürger und müsse erhalten bleiben, sagte Helmut Müller (CSU).

Klaus Stieringer (SPD) fürchtet, dass eine über 100-jährige Tradition zu Ende gehen könnte, wenn nichts geschieht. "Wenn der Plärrer stirbt, stirbt auch ein Stück Bamberg", sagte er und forderte die Verwaltung auf, auch mit dem Landrat in Kontakt zu treten. "Vielleicht lässt sich ja im Umland ein Platz finden."

Ähnliche Hoffnungen hegt auch Ursula Sowa (GAL). Man dürfe die Vorgaben für die Flächen nicht zu groß fassen und solle weiter die Augen offen halten", lautete ihr Rat. Zuletzt: Auch Norbert Tscherner mochte nicht hinnehmen, dass der Bamberger Plärrer stirbt. "Wir haben das Kulturangebot einer Großstadt. Aber für den kleinen Mann gibt es immer weniger."


Plärrer beim Müllheizkraftwerk?

Pankraz Deuber brachte ein Grundstück auf dem Gelände der Pfleger-Stiftung in Hallstadt ins Gespräch. Das Gebiet nördlich der B 26 zu überprüfen, empfahl Daniela Reinfelder (beide BuB). Doch viel Hoffnung konnte Sozialreferent Ralf Haupt nicht machen, dass der Plärrer künftig gegenüber vom Müllheizkraftwerk stattfinden wird: Die von Hochwassern bedrohte Fläche habe weder Strom, noch Wasser, noch Straßenanbindung. "Sie hat eigentlich gar nichts."