Sang- und klanglos verschwanden sie zur Jahrtausendwende von der Bühne. Am 1. April melden sich Amon Ra mit "We never said goodbye" zurück.
Nein, das ist kein April-Scherz! Amon Ra sind wieder da. Am 1. 4. meldet sich die Formation, um die es seit der Jahrtausendwende totenstill wurde, aus der Versenkung zurück. Ab 20 Uhr feiern die Bamberger in den Haas-Sälen die Release-Party zum Erscheinen ihres zweiten Albums mit dem bezeichnenden Titel: "We never said goodbye."
"Es stimmt: Wir gingen im Jahr 2000 von der Bühne ab ohne uns von den Fans zu verabschieden", sagt Thomas Wenzel als Mitbegründer der Prog-Rock-Gruppe, die wenige Monate nach ihrem größten Erfolg abtauchte. "Wir hatten 1999 ,Precarious Balance' als Debütalbum auf den Markt gebracht, das von diversen Magazinen hochgelobt wurde." Auch überregional sorgten Amon Ra damals für Furore, die Saga auf ihrer gesamten Deutschland-Tournee als Support begleiteten.
Große Enttäuschung
Ein Höhenflug, dem der jähe Absturz folgte. "Produzenten hatten uns Versprechungen gemacht, die nicht eingehalten wurden", erinnert sich der Gitarrist. Das geplante zweite Studioalbum von Amon Ra kam nie auf den Markt, "obwohl wir finanzielle Aufwendungen in Höhe von rund 20 000 Mark aus eigener Tasche geleistet hatten". Und dieser Megafrust nach dem Hype führte zum "Erliegen sämtlicher Band-Aktivitäten", so Wenzel.
Bis in die frühen 90er Jahre reichen die Anfänge der Formation zurück, die mit klassischem Hardrock begann - orientiert an 70er-Jahre-Bands wie Deep Purple und Uriah Heep. Später orientierten sich die Bamberger Richtung Prog Rock und fanden damit auch jenseits regionaler Grenzen Anerkennung. Wobei Amon Ra zur Jahrtausendwende neben Wenzel Gerry Boiciuc (Bass), Dierk Neldner (Keys) und Lothar Hermann (Drums) angehörten. Nicht zu vergessen Scott Balaban als Sänger, der während seines Studiums von der Isar an die Regnitz kam und zu der Gruppe stieß.
Diverse Gastmusiker
Das derzeitige Revival verdanken die Fans aber dem Schlagzeuger der Truppe: "Von Lothar kam der Vorstoß, in seinem Studio das zweite unvollendete Werk noch einmal ganz neu anzupacken." Drei Jahre dauerte es, bis vom "harten Kern" unter Mitwirkung von Gastmusikern wie Ulli Völk und Steff Porzel der nun vorliegende Silberling eingespielt war. Zwölf Titel entstanden, "deren Basiskompositionen größtenteils noch aus der Endphase ums Jahr 2000 stammen - ergänzt durch neues Material", berichtet Wenzel.
Die Resonanz auf das Album, das 1999 begonnen und 2016 vollendet wurde, kann sich sehen lassen. Beispielsweise bezeichnete das Hanauer FFM-Rock-Magazin die Scheibe als "klaren Anwärter auf eines der Prog-Rock-Alben des Jahres". Man darf auf das Release-Konzert in den Haas-Sälen gespannt sein, zu dem Amon Ra Gäste aus der regionalen Musikszene wie beispielsweise Friedrich Müller, Ilja Rose und Heiko Kellner erwarten.
Viele offene Fragen
Und wie geht's weiter mit der Gruppe, die sich nach so langer Abstinenz zurückmeldete? Wird ihr erster Auftritt nach 16 Jahren zugleich der letzte sein? "Wir haben als Band natürlich großes Interesse daran, dass es weiter geht", meint Thomas Wenzel. Genaueres stünde derzeit aber noch in den Sternen. "Mit Sicherheit wird es aber ein weiteres Album geben - bis zu dessen Fertigstellung nicht erneut 17 Jahre vergehen." Erhältlich ist "We never said goodbye" übrigens auch über die Geschäftsstellen des Fränkischen Tags.