QR-Codes für mehr Information im Botanischen Garten

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Arbeiten gemeinsam an einer Studie, damit der Botanische Garten (Bild) wieder seinen Namen verdient (von links): Thomas Heiß, Helmut Wiegel, Beate Bugla, Robert Neuberth und Jochen Saum. Foto: Barbara Herbst
Arbeiten gemeinsam an einer Studie, damit der Botanische Garten (Bild) wieder seinen Namen verdient (von links):  Thomas  Heiß, Helmut Wiegel, Beate  Bugla, Robert Neuberth und Jochen Saum.  Foto:  Barbara  Herbst
 
 
 
 
 

Der Botanische Garten in Bamberg soll wieder verstärkt nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten angelegt werden. Zur Wissensvermittlung werden QR-Codes eingesetzt.

Dem wissenschaftlichen Anspruch an einen Botanischen Garten wird der Bamberger schon lange nicht mehr gerecht. Die Einheimischen lieben ihn trotzdem, wegen seiner Blüten- und Farbenpracht. Manche Spaziergänger kennt Thomas Heiß, der Vorarbeiter der Haingärtner, persönlich, weil sie "seit 30 Jahren jeden Tag kommen". Es gibt aber auch Besucher, die finden, "hier müsste was gemacht werden", berichtet Landschaftsgärtner Jochen Saum. Die würden von einem Botanischen Garten etwas anderes erwarten.

So sieht das auch der Bürgerparkverein Bamberger Hain und hat deshalb eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Sie soll Wege aufzeigen, wie die fast 90 Jahre alte Gartenanlage behutsam umgestaltet werden kann, ohne ihr die Schönheit zu nehmen.

Dass das keine leichte Aufgabe ist, wissen Alfred Schelter als Erster Vorsitzender und Robert Neuberth, der Leiter des städtischen Garten- und Friedhofsamtes und Geschäftsführer des Bürgerparkvereins. Das sei fast "die Quadratur des Kreises", räumt Neuberth ein. Und meint damit auch das Ziel, ein neues Konzept zu erarbeiten, das ohne zusätzlichen personellen und finanziellen Aufwand realisiert werden kann. Derzeit ist ein nur dreiköpfiges Team um Thomas Heiß verantwortlich für den Botanischen Garten. Der Pflegeaufwand soll auch nach der Umgestaltung von dieser kleinen Mannschaft zu schaffen sein.


Zurück zu den Anfängen



Das ist eine der wichtigsten Vorgaben für den Bamberger Landschaftsarchitekten und Gartendenkmalpfleger Helmut Wiegel und die Bamberger Diplom-Biologin Beate Bugla, die gemeinsam die Studie erarbeiten. Obwohl noch mitten in den Recherchen und Überlegungen scheinen schon einzelne Punkte klar zu sein, die auf alle Fälle umgesetzt werden sollen. Wiegel plädiert dafür, die ursprüngliche ovale Wegführung um die Hauptrabatten und das Häuschen wieder herzustellen. Auf einem Plan von 1954 ist sie noch zu erkennen. Klar ist auch, dass die Anlage wieder verstärkt den Charakter eines Lehr- und Schulgarten s bekommen soll, als die sie in den 1920er Jahren unter Gartenbaudirektor Viktor Luster entstanden ist.

Das Bild veränderte sich vor allem seit der Nachkriegszeit zusehends. Der Landschaftsarchitekt führt es auf die Tristesse nach 1945 zurück, wenn damals der wissenschaftliche Anspruch an den Botanischen Garten in den Hintergrund rückte. Die Menschen hätten wohl vor allem "etwas Herz erfrischendes" sehen wollen.
Schön soll der Botanische Garten bleiben. "Man soll hier gern sein, aber man soll gleichzeitig was lernen", beschreibt Beate Bugla das Ziel. Die Biologin kann dem farbenprächtigen Blütenmeer rund um das "Metznerhäuschen" durchaus etwas abgewinnen. Nur, gibt sie zu bedenken, mit einem Botanischen Garten habe das nicht mehr viel zu tun.

Auftraggeber Alfred Schelter findet, dass gerade eine Schulstadt wie Bamberg einen Botanischen Garten haben sollte, der diese Bezeichnung verdient und ein Verständnis für die Pflanzenwelt und ihre Bedürfnisse vermittelt. Geschätzt und geschützt werde nur, was bekannt ist, merkt der Vorsitzende des Bürgerparkvereins an.


Tafeln und QR-Codes



Um verstärkt junge Leute für diesen Teil des Hains zu interessieren, sieht das didaktische Konzept - neben der klassischen Schrifttafel - so genannte QR-Codes als modernes Informationsmedium vor. Die Abkürzung QR steht für den englischen Begriff "Quick Response", was übersetzt so viel wie schnelle Antwort bedeutet. Die Handy-Generation kennt sich damit aus: Sie scannt die kleinen schwarz-weißen Quadrate mit dem Mobiltelefon und gelangt auf diese Weise auf Informationsseiten im Internet. Über den Botanischen Garten können Nutzer dann zum Beispiel Wissenswertes über die Pflanzen des Botanischen Gartens, seine Architektur und seine Geschichte erfahren.

Die fing vor ziemlich genau 90 Jahren an. Im Juni 1922 beschloss die Stadt Bamberg, einen Botanischen Garten anzulegen. Unter mehreren in Frage kommenden Standorten entschied man sich für das Gelände am östlichen Rand des Hains, das erst ab 1852/1853 durch die Regulierung des rechten Regnitzarmes hinzugewonnen worden war. Erste Überlegungen, die entstandenen Weiher und sie umgebenden Flächen für einen Schulgarten zu nutzen, gehen nach den Recherchen von Wiegel und Bugla sogar bis auf das Jahr 1909 zurück.

Bürgerparkverein: Der Zusammenschluss aus Freunden des Bamberger Hains widmet sich 2012 vornehmlich dem Botanischen Garten. Dieser stellt die letzte umfangreiche Erweiterung des Parks in dessen 200-jähriger Geschichte dar. Mit einer von ihm initiierten Machbarkeitsstudie möchte der Verein dazu beitragen, dass der Botanische Garten auch wieder ein lehrreicher Ort wird.

Exkursion: Am 6. Juli lädt der Bürgerparkverein zu einer Exkursion rund um den Hainweiher ein. Treffpunkt ist um 14 Uhr an der Hauptrabatte des Botanischen Gartens.

Vortrag: Am 12. September referiert die an der Studie beteiligte Diplom-Biologin Beate Bugla über die geplante Entwicklung des Botanischen Gartens. Der Vortrag findet um 19 Uhr im Nebenzimmer des Bootshauses im Hain statt.

Kosten: Die Machbarkeitsstudie kostet knapp 9000 Euro. Finanziert wird diese vom Bürgerparkverein, der Stadt Bamberg, der Oberfrankenstiftung und der Sparkassenstiftung. Ideelle Unterstützung leistet der Arbeitskreis Historische Gärten in der Deutschen Gesellschaft für Gartenkultur und Landschaftspflege.