Fünfzehntausend Menschen kamen am Feiertag zur Prozession durch Bamberg - eine fromme Demo mit augenfälliger Folklore.
Laura wirkt ein wenig gelangweilt, wie sie da so lässig an einem Schaufenster am Grünen Markt lehnt und mit verzogenen Mundwinkeln das Treiben beobachtet. Unumwunden gibt die 24-Jährige zu, "dass mich das nicht so interessiert". Sie sei lediglich gekommen, "weil mein Papa als Träger mitgeht". Träger einer der zahlreichen blumengeschmückten Heiligenfiguren, die dem Außenstehenden einen folkloristischen Eindruck vermitteln. Ein "Umzug" in Bamberg eben an einem freien Tag. Kirchlicher Feiertag? Fronleichnam? Äh, wie bitte, was ist das?
Japanische Touristen, die eifrig die Handy-Kameras auslösen, mögen sich dies so fragen. Doch alteingesessene Bamberger wissen, was es mit diesem "Hochfest des Leibes und Blutes Christi" auf sich hat. Fünfzehntausend Menschen - so schätzt eine Polizeihauptkommissarin an einer Straßensperre - pilgern entweder in der Prozession mit oder säumen den Weg.
Dichtgedrängt stehen Gläubige in der Altstadt, als Erzbischof Ludwig Schick mit dem Allerheiligsten in der goldenen Monstranz unter dem Baldachin an ihnen vorbeizieht. Flankiert von einer Ehreneskorte der Polizei und Zunftstäben der Bäcker. Jesus im eucharistischen Brot toppt also Bambergs Basketballer! So viele Fans haben die neunfachen deutschen Meister jedenfalls noch nicht auf die Beine gebracht.
Via Lautsprecheranlage betet Pastoralreferent Hubertus Lieberth vor: Christusrufe, Fürbitten für die gesamte Menschheit, für die Schöpfung und die Bewohner Bambergs - laut und kräftig klingen die Entgegnungen der Tausenden mit den gelben Gebetsheften zum Fest in der Hand. Die Texte sind zeitgemäß, die Lieder so bekannt, dass sie mitgesungen werden können. Unterstützt vom Domchor und der Mädchenkantorei unter der Regie von Domkapellmeister Werner Pees, der an der letzten Station auf dem Domplatz auch noch die Bläser der Bamberger Symphoniker dirigiert.
An der dritten Station auf dem Maxplatz wartet eine 83-jährige Frau sehnsüchtig darauf, dass sie endlich zu den Birkenbäumchen hinter dem Freiluftaltar eilen kann. "Ich bin extra mit dem Bus vom Bruderwald gekommen", erklärt die alte Dame. Sie wolle sich wieder einige Zweige mit nach Hause nehmen, "weil die doch geweiht sind, und ich bilde mir ein, dass ich besser schlafe, wenn ich die an meinem Bett habe." Ja da passt doch die gerade gesungene Liedzeile "...du bist der Seele Arzt und Heil, durch dich wird Rettung uns zuteil" wunderbar zu dieser himmlischen Schlaftablette Birkenzweig!
Alles andere als schläfrig dürfen aber die achtzehn Träger des 650 Kilo schweren Domkreuzes sein, oder die Männer, die die mächtige Muttergottes aus der Oberen Pfarre und aus St. Martin schleppen. Immerhin 50 bis 70 Kilo ruhen allein schon auf jeder Schulter, auf der die wesentlichen kleineren Figuren "Masterbild" und heiliger Josef des Oberen Gärtnervereins ruhen: "Mir läuft das Wasser den Rücken runter, mein Hemd ist durchgeschwitzt!" lacht ein 35-jähriger Gärtnermeister in einer Verschnaufpause. Obendrein steckt er noch in einem schwarzwollenen "Spotznfrack": "alles zur Ehre Gottes, und weil es Familientradition ist zu tragen bei der Fronleichnamsprozession", sagt er strahlend.
Selbst Staatsministerin Melanie Huml (CSU) kann auf dem fast dreistündigen Prozessionsweg über Bambergs Kopfsteinpflaster noch lächeln. Oder ist es für sie eher ein Bußgang auf den Highheels? Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) und Bürgermeister Christian Lange (CSU), neben denen die Ministerin schreitet, müssen sie jedenfalls nicht stützen.
Ohne sichtbare Ermüdungserscheinungen absolviert der joggingerprobte Erzbischof den Pilgermarsch unter brennender Sonne. Schließlich hatte er in der vorausgegangenen Eucharistiefeier auf dem Domplatz von einem "öffentlichen Bekenntnis zu Jesus Christus an Fronleichnam" gesprochen. Von einer "Demonstration für Frieden, Gerechtigkeit und Menschenwürde". Die tausenden Christen, die die Messe feiern und singend und betend durch die Altstadt ziehen, "setzen ein Zeichen gegen Gewalt und Terror", so Erzbischof Schick Dies sei notwendig in einer Welt, die so sehr von Terror und Kriegen, von Unwahrheit, Korruption und Ausbeutung heimgesucht werde. "Erneuern wir unser Bekenntnis zu Jesus Christus", bat Schick, "werben wir für ihn, damit er unser Leben bestimmt."
Herr Stenglein,
auf Fragen nicht einzugehen, weil sie nach Ansicht des Gefragten 'nicht direkt' etwas zu tun haben, ist das nicht eine bekannte Floskel von Politikern, die sich um eine Antwort drücken möchten? Ich dachte, Sie hätten diesen Teil Ihres Lebens hinter sich gelassen und könnten sich jetzt frei von Partei- oder Ideologie-Rücksichtnahmen äußern. Oder nicht? Auch ich wäre an einer 'richtigen' Anwort interessiert.
Lieber ArminK,
ich drücke mich um keine Antwort – ob Sie es glauben oder nicht. Das ist keine Floskel.
Ich will mit einem einfachen Beispiel antworten.
Wenn in einer Gemeinderatssitzung die Vergabe von Arbeiten für die Straße XY auf der Tagesordnung steht, kann der Gemeinderat Huber nicht mit einem Antrag auf die Anschaffung eines neuen Feuerwehrautos daherkommen. Das einigermaßen zu steuern, ist die Aufgabe eines Bürgermeisters. Sonst funktioniert nichts. Diese Haltung habe ich in allen Funktionen – ob im Kreistag, Landtag oder sonstigen Gremien – an den Tag gelegt.
Zur Debatte steht die Haltung des Erzbischofs anlässlich der Fronleichnamsprozession und seine Äußerung über den Sinn dieses Festes.
Deshalb gehe ich auf die von Major-Mannock aufgeworfenen Fragen nicht ein. Werden sie in einem anderen Zusammenhang gestellt, werde ich mich selbstverständlich äußern. Alles zu seiner Zeit!
Freundliche Grüße
Andreas Stenglein
Herr Stenglein,
ich finde die Frage von Major-Mannock interessant. Wollen oder können Sie seine Frage nicht beantworten? Sie sind u.a. ein bewanderter Volkskundler, während Herr Schick ein mittlerer Manager in der kirchlichen Aufbauorganisation ist. Will er seinen lukrativen Posten behalten, muss er sowas sagen, wie alle Manager in allen Organisationen ihren Oberen gegenüber willfährig sein müssen. Was mich anbelangt, so ist er wegen des feigen Verstecks seines Kreuzes beim Besuch einer Jerusalemer Moschee, genauso wie Bedford-Strohm und Kardinal Marx, kein Vorbild mehr, sondern ein Grund sich von einer Kirche abzuwenden, die solche Leute auf hohe Positionen hievt.
Herr Nokton,
die von Major-Mannock aufgeworfenen Fragen haben mit dem in Rede stehenden Komplex nicht direkt etwas zu tun. Deshalb bin ich nicht darauf eingegangen.
Freundliche Grüße
A St
Na Hauptsache die Christen setzen ein Zeichen gegen Gewalt und Terror, sind ja auch verstärkt die Opfergruppierung. Die Muslime hatten gestern eher keine Zeit dazu.