Pettstadt: Öffnungsverbot für Mini-Rewe schlägt Riesen-Wellen bis in Landtag - "nicht zu begründen"
Autor: Ralf Welz, Daniel Krüger
Pettstadt, Donnerstag, 07. April 2022
Rewe hat in Pettstadt (Landkreis Bamberg) den ersten fränkischen 24-Stunden-"Nahkauf" ohne Personal eröffnet. Doch der muss an Sonn- und Feiertagen zu bleiben. Der Fall sorgt für Empörung - und landet jetzt sogar in München.
- Rewe testet Marktneuheit: Deutschlands erste "Nahkauf-Box" in Pettstadt (Landkreis Bamberg) eröffnet
- "Walk-In Store" ohne Personal - "Josefs nahkauf BOX" hat 24 Stunden geöffnet
- Wirbel um Ladenschluss: Landratsamt wendet sich an Betreiber - Sonntagsöffnung nicht erlaubt
- "Bedenklich": Heftige Kritik an Söder-Regierung - Öffnungsverbot landet in München
Rewe hat in Oberfranken ein neues Ladenkonzept gestartet: Unter dem Namen "Josefs nahkauf BOX" testet die Supermarktkette in Pettstadt (Kreis Bamberg) ein völlig neues Format. Die lokal im Ort gelegene Innovation soll in der 2000 Einwohner zählenden Gemeinde in Zukunft die Versorgung mit frischen Lebensmitteln und Produkten des täglichen Bedarfs sicherstellen. Das Besondere: Der kleine Einkaufsmarkt wird ohne Personal betrieben. Doch kurz nach der Eröffnung gibt es einen ersten Rückschlag für die Betreiber: Laut einer gesetzlichen Regelung muss der Supermarkt an Sonntagen und Feiertagen geschlossen bleiben. Der Fall hat so große Wellen geschlagen, dass er nun im Bayerischen Landtag behandelt werden soll.
Update vom 07.04.2022, 11.02 Uhr: Sonntagsöffnungsverbot in Pettstadt schlägt hohe Wellen bis in den Landtag
Die FDP im bayerischen Landtag reagiert auf den Öffnungs-Ärger des Mini-Rewe in Pettstadt (Landkreis Bamberg) jetzt mit einem eigenen Antrag. Die "innovativen Konzepte für die Nahversorgung im ländlichen Raum" würden dadurch beschränkt, dass Bayern "eines der strengsten Ladenschlussrechte bundesweit" habe, teilt die Fraktion mit.
"Die Nahkauf-Box in Pettstadt bietet ein innovatives Konzept eines neuen Dorfladens, welches das Potential hat, um die Nahversorgung im ländlichen Raum nachhaltig zu revolutionieren. Die Politik sollte hier Chancengeber und Möglichmacher statt Fortschrittsverweigerer sein", wird der FDP-Abgeordnet Sebastian Körber aus Forchheim zitiert. "Die Staatsregierung, aber auch Abgeordneten von CSU und Freien Wählern müssen hierzu nun endlich umdenken und Freiräume ermöglichen."
Die Staatsregierung wird in dem Antrag aufgefordert, "für digitale Kleinstsupermärkte eine Öffnung rund um die Uhr, auch an Sonn- und Feiertagen, zu ermöglichen". Die Begründung: Dies sei "nicht sinnvoll, da die Öffnung ohne den Einsatz von Personal erfolgt".
FDP hält Verbot der Öffnung von Kleinstsupermärkten an Sonn- und Feiertagen für "bedenklich"
Gleichzeitig bestehe gerade sonn- und feiertags Bedarf nach dem Angebot, weil normale Einkaufsgelegenheiten hier geschlossen hätten, heißt es. Die FDP-Fraktion halte die Schließung auch aus Wettbewerbsgründen - etwa mit Tankstellen - für "bedenklich".
Video:
Man sehe die Kleinstsupermärkte als "begehbare Automaten". Der Unterschied zwischen diesen und einem digitalen Kleinstsupermarkt sei "praktisch aber nicht zu begründen, da beide Läden ohne Personal mit einem quasi identischem Sortiment arbeiten" würden.