Die Technik zur Orientierung der Autofahrer in Bamberg ist seit Wochen defekt. Ersatzteile sind schwer zu finden. Ausgerechnet im Weihnachtstrubel und in Zeiten kostenlosen Parkens kreisen Verkehrsteilnehmer im Blindflug durch die Stadt.
Hans Schumann fährt aus Stegaurach nach Bamberg. Wenn er auf der Bundesstraße 22 nach Norden rollt, dann stellt sich spätestens am Kanal die Frage, wo er parken soll. Früher bekam er auf den städtischen Infotafeln angezeigt, wie viel Kapazität die Tiefgaragen jeweils noch haben. Doch nun guckt Schumann in die Röhre.
"Schon seit einigen Monaten funktionieren die Anzeigen zum Parkleitsystem im Außenbereich, also am Heinrichsdamm, Berliner Ring und Pfisterberg nicht - und jetzt auch in der Innenstadt", beschreibt der Stegauracher das Problem. "Gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit spielen sich teilweise dramatische Szenen ab, wenn Leute keinen Parkplatz finden und irgendwo ihr Auto hinstellen", sagt Schumann: "Chaos vor der Tiefgarage."
Der Stadt ist das Problem bekannt. "Leider ist das Parkleitsystem in die Jahre gekommen, und für manche Bauteile gibt es nicht einmal mehr Ersatzteile", erklärt Pressesprecherin Ulrike Siebenhaar. Die Anzeigen machen Probleme.
4,5 Kilometer lange Leitungen, 70 statische und 51 dynamische, mit Leuchtanzeigen ausgestattete Tafeln in ganz Bamberg: 500 000 Euro hat das System laut Stadt gekostet, 210 000 Euro übernahm der Freistaat. Als es 2006 eingeführt wurde, da stieg Bamberg in die Riege der Großen auf: München, Regensburg oder Nürnberg hatten solche Systeme, aber in ganz Oberfranken sonst niemand.
Die vier innerstädtischen Parkhäuser der Stadtwerke an der Schützenstraße, am Georgendamm, am Luitpoldeck und Margaretendamm sind angeschlossen, dazu die Karstadt-Garage, die Anlagen Residenzschloss und Atrium sowie die Park-and-Ride-Plätze. Nicht angeschlossen waren und sind Erba, Luitpoldeck oder auch Geyerswörth. Gerade hier jedoch komme es häufig zu Schlangen vor dem Parkhaus. "Hier handelt es sich um ein neuralgisches Eck, daran würde aber auch ein funktionierendes Parkleitsystem nichts ändern", erklärt Claus Reinhardt, Sprecher im Baureferat. Er hat auch schon Hinweise von Bürgern erhalten, dass es falsche Anzeigetafeln gebe, die Autofahrer in private Parkhäuser locken sollen, die aktuelle Auslastung aber gar nicht erfassen können.
Das Thema Parkleitsystem sei im Rahmen der aktuellen Haushaltsberatungen debattiert worden. 2019 wird also wahrscheinlich Abhilfe geschaffen, ergänzt Siebenhaar.
Was die Nachfrage nach Parkplätzen schätzungsweise noch verschärft: das kostenlose Parken in der ersten Stunde in den vier innerstädtischen Anlagen an der Schützenstraße, am Georgendamm, am Luitpoldeck und Margaretendamm. Die Stadtwerke haben die Gratis-Testphase mit 1200 Stellflächen pünktlich zum Weihnachtsgeschäft am 1. Dezember gestartet - die dauert 13 Monate. "Die Testphase läuft, und sie läuft gut", sagt Stadtwerkesprecher Jan Giersberg. Er kann Autofahrern Hoffnung machen: "An sich ist bei uns immer etwas frei." Wobei die Betonung auf "an sich" liege - denn gerade in der Adventszeit habe man es wirklich öfter mit vollen Parkhäusern zu tun. In 99 Prozent der Fälle finde man einen freien Platz in den Garagen der Stadtwerke. Das kostenlose Parken nennt Giersberg einen "Testballon": Ziel sei es, den innerstädtischen Parkverkehr zu reduzieren.
Bamberg hat alles, nur keine ordentliche Wegweisung. Ich kann mich da nur wiederholen. Ob beim Parkleitsystem oder eben bei der normalen Wegweisung. Das sieht man zum Beispiel besonders gut am Berliner Ring. Dort stimmt ja garnichtsmehr (B505 nach Bayreuth, Autobahnen nicht ausgeschildert, an einigen Kreuzungen gar keine Wegweiser mehr- weil umgefahren und nicht ersetzt oder ein Wildwuchs an selbstbeklebten Schildern). Das kommt davon, wenn man seine Prioritäten beim Einkauf von Kunstplastiken sieht.
Wow, da hat man sich wohl schon seinerzeit veraltete und nicht skalierbare Technik andrehen lassen. Liebe Stadtwerke, liebe Stadt, lasst doch einfach mal eure IT-Azubis ein Projekt auf Arduino- und Raspberry-Basis basteln. Das dürfte einen Bruchteil des ursprünglichen Preises kosten und ist extrem flexibel. Das speist die Daten auch noch nebenbei in eine App, wenn man denn unbedingt wissen muss, wo man seine Blechkiste hinstellen will, um bloß jeden Meter eigener Fortbewegung zu vermeiden.
Nach gerade einmal zwölf Jahren ist die Technik also Schrott. Das stärkt mein Vertrauen in die aktuelle Entwicklung, in der nahezu alles automatisiert werden soll, ungemein.
Abgesehen davon, sollte weder das Parkleitsystem noch die kostenlose Parkstunde - beschlossen, als in Deutschland zwecks besserer Atemluft über kostenlosen öffentlichen Nahverkehr sinniert wurde - den Parkverkehr verringern. Vielmehr war und ist das Ziel, noch mehr Kraftfahrzeugverkehr in die Stadt zu locken und zu lotsen. Wen interessiert schon die Qualität dessen, was wir alle in unsere Lungen saugen (müssen)?
Es ist allzu offensichtlich, daß auch in Bamberg die Autolobby die Verkehrspolitik bestimmt und allenfalls einige wenige Alibi- und Scheinprojekte zuläßt.
Wie sonst könnten die Verkehrsbetriebe der Stadtwerke auf die Entwicklung, in knapp zwei Jahrzehnten rund ein Viertel ihres Verkehrsanteils verloren zu haben, mit weiteren Angebotskürzungen und -verschlechterungen reagieren?
Wie anders ist zu erklären, daß beinahe alles, was im fließenden Radverkehr getan wird, der Verdrängung der Radler in die unfallträchtigen Seitenräume (meist zudem unterdimensionierte Radwege, Radfahr- und sogenannte Schutzstreifen, in der Regel ohne oder mit deutlich zu schmalen seitlichen Sicherheitsräumen) dient?
Wie kann es sonst sein, daß die Fußwege großzügig zum Parken freigegeben werden, ohne Beachtung der diesbezüglichen Vorschriften - sei es geduldet, sei es gar angeordnet?
Die Reihe ließe sich beliebig fortsetzen.
die, die mit dem Auto in die Innenstadt fahren, "müssen" ja nicht die dreckige Luft in ihre Lungen saugen, denn die wohnen ja meist auf dem Land
in dieser autofeindlichen Stadt werden erst die Parkplätze niedergemacht und dann läßt man die Parkleitsysteme verkommen
in der Hoffnung, dass dadurch die Autos draussenbleiben.Nur bleiben dann auch die Käufer weg.Gehen zum Onlinehandel
oder Hallstadt etc.Und wenn dann nix mehr los ist erkennt man : no traffic - no business!