Onleihe "Leo-Nord": Wo es sie gibt, läuft's

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Kathrin Giehl (links) und Sabine Mayd vom Büchereiteam in Schlüsselfeld: Dort wird die "Onleihe" angeboten. Foto: pr
Kathrin Giehl (links) und Sabine Mayd vom Büchereiteam in Schlüsselfeld: Dort wird die "Onleihe" angeboten. Foto: pr

Drei Büchereien im Landkreis sind Mitglied des Onleihe-Verbundes "Leo-Nord", in dem Leser Medien digital ausleihen können. Manch eine Bücherei macht aus Kostengründen bisher jedoch nicht mit.

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Es ist der Punkt, an dem es oft scheitert - allerdings nicht in Schlüsselfeld. "Wir haben Glück, denn unser Stadtrat übernimmt die Kosten für die Onleihe." Sabine Mayd, ehrenamtliche Leiterin der Bücherei, motiviert ihre Kolleginnen: "Seid mutig, holt euch ein Angebot vom Verbund und geht damit zum Bürgermeister und zu den Fraktionen."

Denn wer Mitglied im Onleihe-Verbund werden möchte, muss finanziell seinen Teil dazu beitragen. Die Grundidee von Leo-Nord, das ausgesprochen "Lesen online Nordbayern" bedeutet: Eine Plattform, auf der Leser mit Büchereiausweis das Medium ihrer Wahl auch online ausleihen können. Ein E-Book für die Urlaubsreise oder die tägliche Pendel-Strecke mit der Bahn.

Um digitale Medien für die Ausleihe bereitzustellen, melden sich Büchereien in Verbünden wie der "Franken Onleihe" oder "Leo-Nord" an. Welchen Betrag bei letzterem Verbund die jeweilige Bücherei bei einer Mitgliedschaft zahlt, richtet sich nach der Einwohnerzahl des Ortes, wie Irene Stumpf, Leiterin der "Goldenen" Bücherei Litzendorf, anmerkt.

"Fast die Hälfte unseres Budgets würde für die Lizenzen draufgehen. Deswegen ist das für uns zu teuer." Hinzu kommt, dass in Litzendorf noch nicht die große Nachfrage nach einer Online-Ausleihe bestehe. Derzeit stehen dort rund 17.300 Medien im klassischen Bücherregal.


Unterstützung von der Gemeinde
Irene Stumpf will sich nicht beschweren. Die Gemeinde habe ein "sehr offenes Ohr für uns", fördere den neuen Online-Katalog. Die Büchereileiterin möchte die Kommune nicht mit noch einem Anliegen "überfallen". Sollte die Nachfrage nach der Onleihe allerdings steigen, müsste man sich etwas überlegen.

So wie in Hallstadt. "Wir waren gewissermaßen im Zugzwang, weil die Stadtbücherei in Bamberg eine Onleihe anbietet. Da haben die Leute auch bei uns gefragt", sagt Büchereileiterin Claudia Helmreich. Wie die Schlüsselfelder Kollegin freut auch sie sich über die Unterstützung des Bücherei-Trägers und der Stadt Hallstadt. Helmreich hat die Erfahrung gemacht: "Die Leser, die die Onleihe nutzen, sind begeistert."

Allerdings sei es ein Problem, dass man ein Medium nicht einfach zurückgeben kann, wenn man zum Beispiel schon nach zwei Tagen ein spannendes Buch ausgelesen hat. Es wird erst nach dem Ablaufdatum frei.

Cornelia Kempgen, Leiterin der Stegauracher Bücherei und Sprecherin der Büchereien im Landkreis, merkt dazu an: Es könne sein, dass man sich als Leser sozusagen anstellen muss. Manchmal erhalte man die "Zuteilung" des E-Books erst drei Wochen später, wenn der Urlaub schon vorbei sei.

Manche - auch sehr gefragte - Bücher sind jedoch gar nicht als E-Book ausleihbar. Woran das liegt, erklärt Claudia Paul, Sprecherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels: Prinzipiell stünden Verlage den Ausleihen von E-Books positiv gegenüber.

Knackpunkt sei jedoch die Lizenzgebühr, darüber gebe es zwischen einigen Verlagen und Bibliotheken keine Einigkeit. "Man gelangt immer wieder zu der Frage: Wie viel muss für eine Lizenz bezahlt werden, damit Verlage und Autoren angemessen vergütet werden?"

Ein klassisches Printbuch könne von einer Bücherei gekauft und dann verliehen werden. E-Books stünden dagegen jederzeit und überall digital zur Verfügung. "Die Konkurrenzsituation ist eine ganz andere", wie Claudia Paul sagt.


Regelungen für Autoren wichtig
Der Bamberger Literat Thomas Kastura merkt aus Autoren-Sicht an, dass genaue Regelungen wichtig seien, um etwa Raubkopien zu verhindern. Zudem sei es wichtig, dass die Abgabe, die Bibliotheken an die "Verwertungsgesellschaft Wort" (VG Wort) zahlen, zuverlässig entrichtet werde. Die VG Wort verwaltet unter anderem Zweitverwertungsrechte von Autoren. Kastura sagt aber auch: "Im Großen und Ganzen kommen die Autoren nicht zu kurz. In erster Linie geht es darum, die Leute für Literatur zu begeistern." Er habe durchaus Bekannte, die das Modell der Onleihe toll fänden.

Auch in der Schlüsselfelder Bücherei ist die Leo-Nord-Onleihe laut Leiterin Sabine Mayd "sehr gut" angelaufen. Insgesamt sind bisher 17 Büchereien in diesem Verbund beteiligt, aus dem Landkreis Bamberg sind neben Schlüsselfeld auch die Häuser aus Hallstadt und Baunach dabei.


Klassisches Buch nicht verdrängt
Die Befürchtung mancher, das E-Book könnte das klassische Buch verdrängen, sieht Sabine Mayd nicht bestätigt. Sie spricht von einer "Ergänzung". Die Schlüsselfelder Bücherei verfügte beispielsweise im Jahr 2014 über einen Bestand von rund 10.900 Medien. Darunter fallen Bücher, aber auch DVDs oder Hörbücher. Etwa 42.100 mal wurden solche Medien in Schlüsselfeld ausgeliehen.

Im Leo-Nord-Verbund stehen digital rund 4800 Medien zu Verfügung, über die Bücherei wurden, seit Einrichtung der Onleihe im Oktober vergangenen Jahres, 814 Medien ausgeliehen. Mitglieder der Hallstadter Bücherei haben seit rund einem Jahr die Möglichkeit, sich bei Leo-Nord zu bedienen. Sie haben rund 2200 Medien ausgeliehen. Zum Vergleich: Stationär stehen in Hallstadt etwa 35.000 Medien zur Verfügung, die rund 75.000 mal ausgeliehen wurden.

Zahlen, die bei den E-Books eine gewisse Nachfrage bezeugen. Aber, wie es Sabine Mayd formuliert: "Viele Leser wollen nach wie vor den Papiergeruch eines Buches."

Speziell in Bezug auf kleinere Büchereien merkt Cornelia Kempgen, Sprecherin der Landkreis-Büchereien an, dass man die Entwicklung von Technik und Rechtslage zunächst abwarten sollte. "Wir sollten unser überschaubares Budget dafür einsetzen, in unseren Orten kulturelle Treffpunkte zu gestalten mit Vorlesestunden oder Autorenbegegnungen."