Die Idee der Handwerkskammer, in der Region mehrere Genusshäuser zu schaffen, nimmt konkrete Formen an. Inzwischen haben sich 15 Standorte ins Gespräch gebracht. Und aus den Plänen wird ein bundesweites Modellprojekt.
An den Autobahnen werben große Schilder schon lange. "Genussregion Oberfranken" ist dort zu lesen. Die Initiative dazu gab ein gleichnamiger Verein, im Oktober 2007 unter Federführung der Handwerkskammer für Oberfranken gegründet.
Vom Bier bis zum Rübenkraut
20 Millionen Autos fahren jährlich an diesen Schildern vorbei. Kulinarische Spezialitäten vom Bier bis zum Rübenkraut finden sich überall in Oberfranken. Doch jetzt wollen die Initiatoren noch einen Schritt weiter gehen. Um den Regierungsbezirk genussvoll in Szene zu setzen, sollen konkrete Zentren entstehen, die nicht nur Touristen ansteuern können.
"Man sieht es noch zu wenig, was die Genussregion ausmacht", sagt Bernd Sauer, Kuratoriumsvorsitzender des Vereins.
Krapfen für die Flusskreuzfahrer
Gestern allerdings trafen sich die Verantwortlichen dieser Projektidee an einem ganz konkreten Ort, der zum Genusshaus werden könnte. Das Fürstbischöfliche Vogteihaus in Hallstadt (Landkreis Bamberg) soll im Erdgeschoss künftig eine Krapfenbackschule beherbergen. Eigentümer Wolfgang Steck, dessen Urgroßvater das Haus 1885 gekauft hatte, um darin eine Apotheke zu betreiben, sprach über seine Vision, wie er sich die Zukunft dieses barocken Schmuckstücks vorstellt. "Ein Privatmann kann das Haus alleine nicht wiederbeleben", sagte Steck. Aber mit der Genusshaus-Initiative könne vor allem das Brauchtum der Krapfenbäcker erhalten werden.
Einige Flusskreuzfahrttouristen, die in Bamberg anlegen, könnten sich für die Hutkrapfen interessieren. Steck schwebt aber auch ein "Erlebnisbacken" für Firmen vor.
In Bayreuth neben Opernhaus
Das Hallstadter Genusshaus war nur eine von vier konkreten Ideen, die die Handwerkskammer gestern der Öffentlichkeit vorstellte. Mittlerweile haben sich, nachdem Kammerpräsident Thomas Zimmer Anfang des Jahres die Idee erstmals verkündete, insgesamt 15 Städte ins Gespräch gebracht, künftig ein oberfränkisches Genusshaus zu beherbergen.
In Bayreuth hat Thomas Zimmer ein Gebäude neben dem Markgräflichen Opernhaus im Visier. Ende 2016 wird die dortige Sparkasse das Erdgeschoss räumen. 1300 Quadratmeter in bester Lage, stark touristisch frequentiert und mit Parkmöglichkeiten hinter dem Haus.
Ein mögliches Genusshaus soll hier multifunktional ausgerichtet werden und verschiedene Träger haben.
Der Haken: So ziemlich alles, was bei uns nicht erlaubt ist, findet in fernöstlicher Produktion statt. Pangasius und Garnelen drängen sich in antibiotikaverseuchten Mini-Tümpeln. Zweifelhaftes Futter. Kein Umweltschutz (Abwässer direkt in die Flüsse); Pestizide in der Landwirtschaft, die hier längst verboten sind. Billigstlöhne in der verarbeitenden Industrie.
Aber wir importieren fleißig. Verarbeitete Produkte müssen nicht deklariert werden.
Beim Ansehen von Produktionsmethoden kann einem der "Genießer" schwer auf den Magen schlagen
in Oberfranken dürfte davon abhängen, inwieweit kleinere Betriebe dem "größer"-Wahn, Konkurrenzdruck (internationale Konzerne etc.) und noch mehr EU-Reglements standhalten können.
Die Kleinen gehen seit Jahren bankrott, weil die Masse der Verbraucher zum Discounter geht,
Irgendwie eine nette Idee, es klingt aber eher wie ein verzweifelter Reanimationsversuch.
Manche Bamberger Traditionsgärtnereien können sich nicht mal mehr die Standgebühren in der Innen-Stadt leisten. Und statt Entgegenkommen für den Erhalt von traditioneller und gesunder Ware, alten Sorten ...kriegen sie vom Gewerbeamt zu hören ... sie seien nicht "einzigartig"
Hier könnte man auch fördernd eingreifen. Denn wenn es immer mehr in Richtung Importware geht, Gentechnik, Fleisch, Obst und Gemüse aus Fernost, Palmöl (Umweltzerstörung und massiver Pestizideinsatz), dann möge sich keiner beschweren, der diese Entwicklung aktiv oder passiv unterstützt.
Können "Genusszentren" der abzusehenden Entwicklung abhelfen? Oder wird unsre kulturelle Vielfalt eine Sache für gut betuchte Genießer?
die wunderbaren Chinesen, Mongolen, Griechen, Italiener, Kroaten die oft viel mehr Geniesser anlocken als eher phantasielose fränkische Anbieter. Die benötigen aber keine massive Hilfen der Handwerkskammer, ihnen genügt die Mundpropaganda zufriedener Gäste. Obwohl: wie sieht es mit dem Gedanken der Nichtdiskriminierung aus ? - bei Lektüre der Liste könnte man Zweifel bekommen.